„Ich will Teil der Energiewende sein“

Christoph Babbe, Foto: Privat, AdobeStock miket
Christoph Babbe, Foto: Privat, AdobeStock miket

Christoph Babbe arbeitet in der Windbranche. Der Elektroingenieur berichtet über seine Aufgaben bei eno energy systems: die Netzplanung und -berechnung für Windparks.

Auf dem Weg zu meiner Schule in Schleswig-Holstein an der Nordseeküste fuhr ich täglich an Windenergieanlagen vorbei. Schon früh war ich von der Technik begeistert. Aufgrund der Vielzahl an Windenergieanlagen in dieser Region nahm mein Interesse an dieser Technologie schnell zu. Nach dem Abitur war für mich daher klar, dass meine berufliche Laufbahn im regenerativen Bereich starten sollte: Ich wollte ein Teil der Energiewende werden.

Um in Zukunft beruflich dennoch flexibel zu bleiben, wählte ich das Elektrotechnikstudium an der Universität Rostock. Beim Berufspraktikum im Bachelorstudiengang lernte ich bei eno energy systems die Projektierung von Windparks und die Produktion von Windenergieanlagen kennen. Meine Hauptaufgabe war, einen Umrichter-Teststand simulativ abzubilden. Zusätzlich erhielt ich durch meine Kollegen Einblicke in die Bereiche der Netzanbindung von neuen Windparks, die elektrische Zertifizierung sowie die Fehlersuche an Windenergieanlagen. Während des Masterstudiums arbeitete ich bei eno energy systems als Werkstudent an der Entwicklung einer neuen Baugruppe für die Ansteuerung des Generators mit. Durch die praktischen Erfahrungen während des Studiums wuchs mein Interesse an den regenerativen Energien. Daher entschied ich mich, in den folgenden Semestern die passenden Module aus den Bereichen Leistungselektronik und Energietechnik zu belegen.

Nach meinem Abschluss als Master of Science im Bereich Elektrotechnik fing ich 2017 bei eno energy systems im Bereich der Netzplanung und -berechnung an. Meine Schwerpunkte: Ich plane das Mittelspannungsnetz der neu entstehenden Windparks bis zur Verbindung mit dem Verteilnetz des zuständigen Netzbetreibers und berechne die Einhaltung der Netzanschlussbedingungen durch die eingesetzten Windenergieanlagen. Ich begleite die Projekte vom Netzanschluss bis zur Inbetriebnahme der Übergabestation beziehungsweise des Umspannwerks.

Im Zuge des Netzanschlusses eines neuen Windparks muss dieser elektrisch zertifiziert werden. Vor der Errichtung ist es notwendig, ein Zertifikat erstellen zu lassen, bei dem geprüft wird, ob der geplante Windpark allen Anforderungen nach den technischen Richtlinien entspricht. Wenn der geplante Windpark, wie in dem Zertifikat angegeben ist, errichtet wurde, muss eine Konformitätserklärung erstellt werden, in der die Übereinstimmung des errichteten Windparks mit dem geplanten Windpark geprüft wird. Diese Betreuung der Zertifizierung gehört zu meinen Aufgaben. Die Trafostation vor jeder unserer Windenergieanlagen stellt die Verbindung vom Mittelspannungsnetz des Windparks mit der Windenergieanlage dar. Die Spezifikation, die technische Betreuung der Bestellung und auch die Abnahme der Trafostationen im Windpark liegen mittlerweile in meinem Verantwortungsbereich.

Das bisher interessanteste und zeitgleich das Projekt, das mich am stärksten forderte, war die elektrische Zertifizierung der Windenergieanlage eno126 – 3.5 / 4.0 MW mit einem Rotordurchmesser von 126 Metern. Im ersten Schritt war messtechnisch zu zeigen, dass die neue Windenergieanlage, die zunächst als Prototyp errichtet wird, sich den geltenden Richtlinien entsprechend verhält. Wir mussten nachweisen, dass die Windenergieanlage sich bei ändernder Frequenz, Spannung oder geändertem Sollwert innerhalb der zeitlichen und betragsmäßigen Grenzen an die Gegebenheiten anpasst und dass im Betrieb, beim Starten und Abschalten die Oberwellen innerhalb der Grenzwerte bleiben.

Gerade für die Änderung der Spannung auf der Mittelspannungsebene ist ein erheblicher technischer Aufwand zu betreiben: Es werden große schaltbare Spulen und Kondensatoren in das System eingebaut, um die Spannung annähernd sprungartig zu ändern. Hierfür mussten wir ein unterstützendes Messinstitut finden, das die Technik für die Messungen bereitstellen konnte und im Anschluss die Messungen mit uns durchführte. Der zweite Schritt der Zertifizierung: das vermessene Verhalten durch Simulationen mit einem Modell der Windenergieanlage nachzubilden. Hierfür diente ein älteres Modell einer anderen Windenergieanlage als Grundlage, das ich an die neue Windenergieanlage und die neuen Richtlinien angepasst habe. Dieses Projekt dauerte insgesamt zwei Jahre. Wir haben es vor Kurzem erfolgreich abgeschlossen, sodass nun weitere Windenergieanlagen des Typs eno126 mit 3,5 beziehungsweise 4,0 MW Leistung ohne Prototypenstatus an die Netze in Deutschland angeschlossen werden können.

Da die Entwicklung unaufhörlich voranschreitet, steht zeitnah bereits die nächste Generation von Windenergieanlagen, in Form der eno152 und eno160, im Feld und muss zertifiziert werden. Das Wissen aus meinem Studium war für meine berufliche Laufbahn eine gute Grundlage. Trotzdem musste ich mich in alle Bereiche einarbeiten und mir umfangreich neues Wissen aneignen. Aber gerade dieses ständige Lernen und die Vielfältigkeit der neuen Aufgaben, die gerade ein mittelständiges Unternehmen mit sich bringt, machen für mich den Reiz an meinem Job aus. Es begeistert mich jeden Tag aufs Neue, ein Teil der Energiewende geworden zu sein und mit meiner Leidenschaft meinen Lebensunterhalt verdienen zu können.

Linktipps zur Windenergie

Bundesverband der Offshore-Windparkbetreiber
Das Branchenportal rund um die Windenergie
Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien
Branchennetzwerk für die Windenergie