Auf der Suche nach dem Traumjob

Interview mit Jannike Stöhr

Foto: Jannike Stöhr
Foto: Jannike Stöhr

Unzufriedenheit im Job – das kennen viele. Aber den Traumjob zu finden, ist gar nicht so einfach. Jannike Stöhr hat es ausprobiert. Die 30-jährige hat Wirtschaftswissenschaften studiert, danach als Personalerin in einem großen Industrieunternehmen gearbeitet und eine Auslandsstation in Peking absolviert. Zufrieden war sie damit nicht. So begab sie sich auf die Suche und probierte innerhalb von einem Jahr dreißig verschiedene Jobs aus. Über ihre Erlebnisse hat sie ein Buch geschrieben: Das Traumjob-Experiment.

Sie hatten eine anspruchsvolle Stelle in einem großen Unternehmen, ein gutes Gehalt und nette Kollegen. Wie haben Sie gemerkt, dass Sie in Ihrem Job trotzdem nicht glücklich sind?
Das war ein langer Prozess. Über Jahre probierte ich glücklich zu werden und zu bleiben. Aber ich merkte, egal was ich mir kaufte, wohin ich auch reiste, was für einen guten Job auch immer ich hatte, nach einer kurzen Zeit reichte es nicht mehr. Ich dachte, es müsste doch einen Zustand geben, wo es einfach gut ist. Ein Schüsselerlebnis wiederum veranlasste mich dann dazu, die Konsequenzen zu ziehen und mich auf die Suche zu begeben. Das war, als mein Vater an Krebs erkrankte, und ich intensiv mit der menschlichen Endlichkeit in Berührung kam, die ja letztendlich auch mich betrifft.

Buchtipp:

Jannike Stöhr, Das Traumjob-Experiment, Cover: Eichborn
Jannike Stöhr, Das Traumjob-Experiment, Cover: Eichborn

Jannike Stöhr: Das Traumjob-Experiment. Eichborn, Februar 2016. 16 EURO

http://30-jobs-in-einem-jahr.de

Hat es Sie Überwindung gekostet, Ihr altes, sicheres Leben loszulassen und noch einmal komplett von vorne anzufangen?
Es hat mich sehr viel Überwindung gekostet, mich von dem Lebensstandard zu trennen, von dem ich mir eingebildet hatte, ich bräuchte ihn. Letztlich war das aber Quatsch und ich komme äußerst gut mit nur einem Bruchteil von dem aus, was ich früher besaß oder verdiente. Und ich hatte vorher viele Ängste. Ich wusste nicht, ob es überhaupt funktionieren würde, ob es der richtige Weg für mich ist und ich hinterher schlauer bin, ob ich finanziell über die Runden kommen würde, wie es ohne Zuhause sein würde.

Um Ihren Traumjob zu finden, haben Sie 30 Jobs in einem Jahr ausprobiert und unter anderem als Erzieherin, Winzerin, Reiseleiterin, Pathologin, Hebamme und Politikerin gearbeitet. Was hat Ihnen bislang am besten gefallen?
Es ist schwer, genau einen Beruf zu nennen, da jede einzelne Woche auf ihre Weise so spannend war. Mir persönlich hat der Beruf als Journalistin sehr gut gefallen, da ich zum einen meine Liebe zum Schreiben entdeckt habe und mich gern mit den verschiedensten Sachen beschäftige. Da kommt man als Journalist schon auf seine Kosten.

Gab es andererseits auch Berufe, bei denen Ihnen sehr schnell klar war, dass dies nicht Ihr Traumjob war?
Es gab einige Berufe, die ich getestet habe, obwohl ich sie als Traumjob für mich im Vorfeld ausgeschlossen hatte. Das war vor allem in der zweiten Hälfte meines Projektes, in der ich etwas freier bei der Berufsauswahl geworden bin und zum Beispiel den Job als Tierpräparatorin, Pastorin und Opernagentin getestet habe. Es stellte sich im Nachhinein zwar auch heraus, dass sie nicht in die engere Auswahl kommen würden, aber dennoch hat mich jeder Job überrascht und ein paar Lektionen für mich bereitgehalten.