Wie wird man eigentlich Senior Consultant, Frau Ksoll?

Violetta Ksoll, Foto: Moritz Huber
Violetta Ksoll, Foto: Moritz Huber

Violetta Ksoll hat von 2002 bis 2004 eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin für Englisch und Spanisch an einem Wirtschaftskolleg in Düsseldorf absolviert, bevor sie ihr Studium der Internationalen Betriebswirtschaft und Außenwirtschaft an der Hochschule Worms 2009 mit Diplom abschloss. 2010 stieg sie bei CSC ein und arbeitet dort seit 2013 als Senior Consultant. Von Violetta Ksoll

Consulting ist für viele Hochschulabsolventen ein Buch mit sieben Siegeln. Mit meinen Abschlüssen als Fremdsprachenkorrespondentin und Diplom-Betriebswirtin galt das zunächst auch für mich. Ein Talente-Programm bei CSC machte mich neugierig. Ich wollte hinter die Kulissen der Beratungsbranche schauen. Der Weg vom anfänglichen „Greenhorn“ bis zum Senior Consultant hat sich gelohnt. Die Arbeit macht Spaß und ist bis heute spannend.

Der Startschuss für mein Traineeprogramm fiel vor vier Jahren. Der Schwerpunkt der Ausbildung liegt auf einer praxisorientierten Qualifizierung. Die Kurse vermitteln IT- und Branchen-Know-how sowie Persönlichkeits- und Methodenkompetenz. Was sich auf den ersten Blick etwas abstrakt anhörte, füllte sich über die Stationen in den verschiedenen Beratungsabteilungen und im direkten Kundenkontakt sehr schnell mit Leben. Dreh- und Angelpunkt der Projektarbeit ist eine sich rasant entwickelnde IT. Die Online-Vernetzung revolutioniert ganze Wirtschaftszweige und öffnet Berufseinsteigern neue Welten.

Neben etabliertem Wissen sind ganz neue Denkansätze gefragt und befeuern die Teamarbeit. Der Wandel ist nicht nur im privaten Umfeld und für Freunde und Bekannte greifbar, sondern Teil des Berufs: Smartphones, Tablets und die sozialen Netzwerke schaffen jeden Tag neue Möglichkeiten und spielen beispielsweise eine zentrale Rolle für den Kundenservice der Unternehmen. Nach dem Traineeprogramm im Bereich Financial Services wechselte ich in die Projektarbeit beim Kunden. Anschließend folgten ganz neue Perspektiven mit zwei Jahren Assistenzzeit für die Geschäftsführung des Consulting-Bereichs. Zurück in der Kundenbetreuung wende ich meine gesamte bisher gesammelte Berufserfahrung an.

Heute arbeite ich sehr selbstständig mit einem eigenen Lösungsmodell und übernehme Verantwortung für das Team, das Unternehmen und die Beratungskunden. Wie sieht ein solches Projekt in der Praxis aus? In der Wahrnehmung von außen steht bei einem IT-Dienstleistungsunternehmen wie CSC natürlich häufig die technische Kompetenz im Vordergrund. Schnell wird aber klar, wie besonders wichtig der „Faktor Mensch“ in meiner täglichen Arbeit als Consultant ist. Dazu ein Beispiel:

Der Auftraggeber kommt zu uns mit dem Wunsch, seine IT-Struktur auf den neuesten Stand zu bringen. Neben dem rein technischen Umbau greift so ein Projekt unmittelbar in den erlernten Arbeitsalltag der Mitarbeiter ein und sorgt zunächst einmal für Unruhe. In meiner jetzigen Funktion als Organisational Change Managerin helfe ich dem Kunden bei der Bewältigung dieser Transformation. Neben der technischen Aufgabenstellung braucht es hier die Schlüsselkompetenz, alle betroffenen Menschen in den Prozess einzubinden. Zu diesem Zweck verschaffe mir zunächst einen Überblick über die Situation in den Abteilungen und entwickle eine Change-Strategie: Welche Mitarbeiter sind von der Umstellung betroffen? Welches Trainingskonzept macht sie fit für das neue IT-System? Welche Kommunikation ist nötig, um Mitarbeiter im Transformationsprozess zu begleiten? Was mir besonders gut im Consulting gefällt, ist, dass in jedem Kundenprojekt andere Aufgabenstellungen zu lösen sind und der Erfolg über die enge Zusammenarbeit mit Menschen führt.

Mit dem Consulting erfüllt sich die Vorstellung, die ich mir vor vier Jahren von meinem Wunschberuf gemacht hatte. Meine Arbeit hat mit Menschen zu tun. Ich muss fachlich etwas vorweisen, lerne täglich dazu und löse komplexe Problemstellungen beim Kunden. Dass die Projekte häufig in Männerdomänen stattfinden, war anfangs schon eine Herausforderung für mich. Gerade als junge Frau muss man erst einmal lernen, sich zu behaupten. Wie bei allen Mitarbeitern sind am Ende fachliche und persönliche Kompetenzen die wichtigsten Faktoren, um innerhalb des Teams respektiert zu werden. In Zukunft möchte ich meine Erfahrungen aus dem Organisational Change Management weiter ausbauen und Führungsverantwortung übernehmen. Mein Ziel ist es, große Projekte selber zu steuern und zu managen.

Frauenanteil in Beratungen

Studie zum Beratermarkt Die Consultingbranche erfindet sich teilweise neu – das zeigt die Marktstudie „Facts & Figures zum Beratermarkt 2015/2016“ des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater (BDU). Der Gesamtumsatz ist 2015 auf ein neues Allzeithoch von 27,0 Milliarden Euro gestiegen, für 2016 wird eine weitere Steigerung erwartet. Treiber dafür ist die digitale Transformation – die Unternehmensberatungen bieten viele neue Leistungen rund um die Digitalisierung. Zahlen zum Frauenanteil hat der BDU nicht erhoben – im Vorjahr zeigte die Untersuchung, dass die Branche mit ihren Bemühungen, mehr Frauen für den Einstieg ins Consulting zu motivieren, nur langsam vorankommt. Weiterhin war der Frauenanteil in den kleineren Beratungsgesellschaften am höchsten, wobei 2014 der Anteil bei den Berufseinsteigerinnen als Junior Consultant auf 42 Prozent gesunken war (2013: 43 Prozent).

www.bdu.de