MBA made in China

Nach einem Master of Business Administration (MBA) mit China Fokus, der Jobmöglichkeiten weltweit eröffnet, hatte Betriebswirt Thorsten Seeger gesucht. Der Unternehmensberater fand ihn an der China Europe International Business School (CEIBS) in Shanghai: Hier erfährt er internationales Business-Know-how gepaart mit chinesischer Kultur.
Von Britta Hecker

Zugegeben – ganz fremd war Thorsten Seeger die chinesische Kultur nicht: Der 28-jährige Böblinger ist mit einer Chinesin verheiratet.„Ohne sie wäre mir die Entscheidung auf jeden Fall schwerer gefallen“, sagt Seeger. In Shanghai war er zuvor schon zweimal als Tourist.„Aber hier zu leben, ist etwas ganz anderes“, so der MBA-Student,„ die Stadt verändert sich ständig.“ Während viele seiner Kommilitonen auf dem Campus leben, zog Seeger in eine eigene Wohnung nach Pudong. Der Ostteil der Stadt, in dem sich auch die Schule befindet, liegt etwa 15 bis 20 Kilometer vom eigentlichen Stadtkern entfernt. Das Zentrum von Shanghai befindet sich in Puxi, westlich des Flusses Huanpu Jiang.„China ist ganz anders als alles,was ich bisher gewohnt bin“, sagt Seeger. Und das sei faszinierend und frustrierend zugleich. Ein Land der Gegensätze:„Shanghai ist moderner als jede Stadt, die ich in Deutschland kenne, andererseits ist China noch ein Entwicklungsland.“ Die Stadt sei voll, laut, stickig. Der Campus der CEIBS hingegen ist sehr ruhig, sehr nach innen gerichtet – eine Oase der Ruhe inmitten der quirligen Mega-City Shanghai.

Das Studium unterscheide sich grundsätzlich wenig von den internationalen Standards anderer MBA-Schulen, meint Seeger. Aufnahmeverfahren, Unterrichtsfächer sind mit denen anderer hochkarätiger Business Schools vergleichbar. Die Professoren der so genannten Core Courses, zu 50 Prozent Chinesen, haben ihren Ph.D. im Ausland erworben und besitzen darüber hinaus internationale Lehrerfahrung. Die Wahlfächer, die ab dem dritten Semester hinzukommen, werden von Gastdozenten aus aller Welt unterrichtet. Da die Unterrichtssprache wie üblich Englisch ist, kommen die ausländischen Studenten auch ohne Chinesisch aus. Die Schule bietet Chinesischunterricht aller Niveaustufen an. Für Seeger ist das selbstverständlich: „Wenn man die Sprache nicht lernt, verpasst man ziemlich viel in diesem Land.“ Bereits in Deutschland hatte er sich mit Chinesisch beschäftigt – ohne großen Erfolg, wie er meint – aber seit er hier ist, habe er gute Fortschritte gemacht.„Jetzt kann ich mich einigermaßen ausdrücken, ich komme zurecht. Ich hätte kein Problem damit, meinen Tag im Stadtzentrum zu verbringen.“

Auch wenn 30 Prozent der Studenten eines Jahrgangs aus der ganzen Welt kommen, wird es in den kleinen Projektgruppen, den Study Groups, dann doch sehr chinesisch: Dort trifft ein ausländischer Student auf vier oder fünf chinesische Kommilitonen.„Chinesen wollen immer einen Konsens finden – da wird dann auch mal stundenlang über die Hintergrundfarbe einer Präsentation diskutiert“, erinnert sich Seeger an seine ersten Erfahrungen mit der chinesischen Arbeitsweise. Typisch China sind natürlich auch die asien-spezifischen Cases, die von den Studenten bearbeitet werden. Und das Unterrichtsfach „Understandig Chinese Economic Reforms“ gibt es wohl auch nur an der CEIBS. Seeger kann sich gut vorstellen, nach seinem Abschluss in China zu bleiben. Aber er ist flexibel: „Ich wollte ein MBA-Studium mit China-Fokus, dass mir Jobmöglichkeiten weltweit eröffnet.“ Bereits im nächsten Semester hat er wieder Gelegenheit, europäische Luft zu schnuppern: Das vierte Semester verbringt er als Austauschstudent an der renommierten London Business School.

Business School
Die CEIBS wurde 1994 in Kooperation mit der Europäischen Union und der alteingesessenen Shanghai-Jiaotong- Universität gegründet. Die Schule bietet Europäern eine einmalige Chance, das Boomland kennen zu lernen und gemeinsam mit der künftigen Elite Chinas zu studieren. Ein Ranking der Financial Times Deutschland ordnet die CEIBS unter die 30 besten der Welt und als Top-Business-School im asiatischpazifischen Raum ein.
www.ceibs.edu

Wirtschaftszentrum Shanghai
Die Hafenstadt Shanghai ist die bedeutendste Industriemetropole Chinas. Mit etwa 14 Millionen Einwohnern ist sie die zweitgrößte Stadt in der Volksrepublik. Shanghai liegt an der Ostküste. Der Name bedeutet „über dem Meer“. Das entspricht den beiden chinesischen Schriftzeichen shang (über) und hai (Meer). Das Klima ist subtropisch mit sehr heißen und schwülen Sommern sowie milden Wintern.

Nach seinem Studium der Internationalen Betriebswirtschaft arbeitete Thorsten Seeger zunächst für mehrere Jahre als Unternehmensberater im Bereich Financial Services in Frankfurt. 2005 nahm er sein MBA-Studium in Shanghai auf.