Was macht eigentlich eine Baupsychologin, Frau Mende?

Gudrun Mende, Foto: Steffi Henn
Gudrun Mende, Foto: Steffi Henn

Mein Ziel ist es, eine harmonische Kommunikation zwischen allen an einem Bauprojekt Beteiligten herzustellen und kreative Prozesse in jeder Phase der Projektentwicklung durch eine wirkungsvolle Gestaltung in Worten, Farben und Materialien darauf abzustimmen. Dabei geht es immer um eine Annäherung an ein größtmögliches Optimum – also um einen Weg, Kompromisse möglich zu machen. Von Gudrun Mende Baupsychologin und Farbgestalterin

Als Baupsychologin mache ich unter anderem die Wirkung formaler Raumstrukturen auf den Menschen und das menschliche Zusammenleben deutlich. Bildhaft erklärt: Eine raumhohe Wandscheibe unweit hinter dem Haus- oder des Wohnungseingangs aufgestellt, verstellt jedem den Blick auf die dahinter liegenden Privatbereiche – Fremden, aber auch den Hausbewohnern. Und das jeden Tag. Je nach Anordnung umliegender Wände kann so schon beim Eintreten eine bedrückende, abweisende Atmosphäre entstehen.

Wie sollte also gebaut werden, um eine Atmosphäre des Willkommens zu ermöglichen? Es bedarf einer genauen Grundrissanalyse, wobei der Blickwinkel als Baupsychologin bis zur Lösungsfindung offen, weitgestellt und wertfrei bleiben muss. Empathie für die Bedürfnisse der Bauherrenschaft und Respekt für die planerischen Grenzen und Möglichkeiten der Bauingenieure und Architekten sind unabdingbar, ebenso wie der Wille zur kreativen Kompromissgestaltung. Welche Gestaltungsidee letztlich umgesetzt wird, liegt dann beim Bauingenieur, Architekten oder Bauherrn, womit jeder am Bauprojekt Beteiligte in die eigene Verantwortung geht. Das ist ein wichtiger Entwicklungsprozess. Sie mögen sich fragen, wie sich die Wirkung von architektonischen Formen, Farben und Materialien so genau erklären lässt. Die Antwort liegt zunächst in der Physik: Alles ist Energie, ist in Bewegung und dadurch auch mit allem verbunden. Weitere Anhaltspunkte liefert die Psychologie, denn durch das „Lesen“ der Räume erfährt der Mensch viel über sich selbst. Und durch den gestalterischen Entscheidungsprozess wird Entwicklung möglich.

In jeder Bau- oder Renovierungsphase kann ich mit den Klienten in solche Prozesse einsteigen. Mal komme ich in bereits fertiggestellte Gebäude, in denen eine erfolgreiche Entwicklung blockiert zu sein scheint. In anderen Situationen kommt eine Bauherrenschaft während der Planungen auf mich zu, um die eigenen Ideen zu hinterfragen: Welche Atmosphäre kreieren wir, wenn wir in dieser oder jener Form planen? Wie können wir mit kleinen Nuancen größtmögliche Harmonie erreichen? Dabei ist der kreative Gestaltungsprozess am kraftvollsten, je mehr der Bauherr sich öffnet und akzeptiert, dass es 100-Prozent-Ergebnisse nicht gibt. Leben ist ständiger Veränderung unterworfen, und es geht um die Kraft, mit dieser Veränderung mitzugehen und den nächsten Schritt zu wagen. Eine spielerische Herangehensweise erzielt dabei den besten Flow.

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In dem Moment, in dem mich ein Auftraggeber in sein Projekt integriert, weiß er, dass es einen wertschätzenden und kompetenten Dialog geben wird, der respektvoll mit den Grenzen und Möglichkeiten aller am Tisch Versammelten umgeht. Er weiß vielleicht noch nicht, wie das genaue Ziel, das er hat, erreicht werden kann, aber ich integriere jeden in diesen vertrauensvollen Prozess – aus dem auch jeder wieder aussteigen kann.