Das letzte Wort hat: Tobias Schlegl, Autor, Moderator, Reporter und Notfallsanitäter

Foto: Fotolia/fotofabrika
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Tobias Schlegl ist Autor, Moderator, Reporter – und Notfallsanitäter. Der Wunsch, etwas gesellschaftlich Relevanteres zu machen, hatte ihn 2016 dazu veranlasst, sich weitgehend aus dem Fernsehgeschäft zurückzuziehen und die Ausbildung zum Notfallsanitäter zu beginnen. Nach drei Jahren Lehre bestand er die Prüfung – und nun rettet Tobias Schlegl Leben.

Rettungswagen statt Fernseh-Studio – was genau hat sie zum Umstieg bewogen?
Ich habe als Reporter oft über Menschen berichtet, die etwas „Großes“ leisten. Dabei habe ich mich immer öfter gefragt, was ich eigentlich leiste und ob das wirklich einen entscheidenden gesellschaftlichen Wert hat. Deshalb die Notfallrettung. Hier kann man ganz konkret helfen. Und das damals neu geschaffene Berufsbild „Notfallsanitäter“ mit seiner dreijährigen Ausbildung plus Staatsexamen war da sehr reizvoll.

Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?
Ja. Ich konnte helfen. Ich konnte Leben retten. Jedenfalls dazu beitragen. Gleichzeitig sind die Arbeitsbedingungen mit ihren Überstunden und der mäßigen Bezahlung alles andere als extrem motivierend. Darunter leiden viele Kollegen im Rettungsdienst.

Was war bisher Ihr eindrücklichstes Erlebnis als Notfallsanitäter?
Dass sich jemand, den ich auf der Straße reanimiert habe, persönlich bei mir bedankt hat. Allein dafür hat sich alles gelohnt.

Tobias Schlegl, Foto: Thomas Leidig
Tobias Schlegl, Foto: Thomas Leidig

Seit einigen Monaten sieht man Sie auch wieder ab und an im Fernsehen. Hat Ihnen die Kamera gefehlt oder warum sind Sie wieder eingestiegen?
Ich arbeite auch noch als Notfallsanitäter. Der Rettungsdienst ist aber leider kein Bereich, in dem man wirklich alt werden kann. Außerdem habe ich meinen alten Job tatsächlich vermisst. Das wusste ich aber erst, als er nicht mehr da war. Jetzt strebe ich eine Fifty-fifty-Mischung aus Rettungsdienst und Moderatorendasein an.

Was würden Sie angehenden jungen Ärztinnen und Ärzten gern beim Berufseinstieg mit auf den Weg geben?
Auf jeden Fall würde ich ihnen empfehlen, Erfahrungen in der Notfallrettung zu sammeln. Wir haben den Erstkontakt zu den Patienten. Wir sehen das wahre Leben. Wir haben für die Versorgung keine Klinikbedingungen: gutes Licht, Verstärkung, den Oberarzt auf Zuruf in der Nähe.

Sie haben ein Buch geschrieben? Es heißt „Schockraum“. Worum geht es?
Es ist ein Roman. Die fiktive Geschichte des Notfallsanitäters Kim, der durch einen Einsatz schwer traumatisiert ist und dessen Leben vor seinen Augen zerbricht. Es geht um Freundschaft, Tod und den Umgang mit Ängsten. Eine emotionale Achterbahnfahrt, die im Schockraum beginnt und im Schockraum endet. Eine eindringliche Geschichte und gleichzeitig ein Weckruf, die psychischen Belastungen des Rettungsdienstes ernst zu nehmen.

Lesetipp

Tobias Schlegl: Schockraum Piper 2020 ISBN 978-3-492-07019-5 22 Euro