Wie eine junge Ärztin auf Instagram über Ernährung, Reizdarm und das Medizinstudium aufklärt – und dabei Zehntausende inspiriert. Die Fragen stellte Sonja Theile-Ochel
Dr. Luisa Werner ist Assistenzärztin in der Inneren Medizin – und eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Ärztinnen auf Instagram. Über 270.000 Menschen folgen ihr, weil sie dort fundierte Informationen zu Ernährung und Verdauung teilt, aber auch einen offenen Einblick in den Klinikalltag und ihre persönlichen Erfahrungen gibt. Im Interview spricht die 28-Jährige darüber, wie sie zur Medizin kam, warum sie Instagram nicht als Nebenjob, sondern als Herzensprojekt betreibt – und wie man sich inmitten von Klinikstress, Social Media und Buchprojekten nicht selbst verliert.
Frau Dr. Werner, was hat Sie dazu gebracht, Medizin zu studieren?
Dr. Luisa Werner: Ursprünglich wollte ich Chemie studieren – ich komme aus einer „Chemiker-Familie“. Aber dann habe ich in einem Schülerpraktikum bei einer Magen-Darm-Spiegelung zugesehen, was mich total fasziniert hat. Das war mein Einstieg in die Medizin. Ich hatte damals wirklich keine guten Noten, aber ab da habe ich angefangen, mich richtig reinzuhängen. Nach dem Abi habe ich erst eine Ausbildung zur Arzthelferin begonnen und bin dann über den Medizinertest ins Studium gekommen.
Wie ging es dann weiter?
Ich habe mein Studium in Ulm gemacht, war ein Semester über Erasmus in Prag und habe mein PJ in der Schweiz und Italien absolviert. Dann ging es in eine Hausarztpraxis, was eigentlich ungewöhnlich ist, weil viele direkt in die Klinik gehen. Für mich war es ein guter Einstieg: weniger Stress, mehr Zeit für die Patienten.
Sie haben zusätzlich noch Ernährungsmedizin studiert?
Genau. Das war eine Zusatzweiterbildung mit rund 220 Stunden und einer Prüfung. Ich hatte selbst viele Jahre Probleme mit Reizdarm – die Ausbildung hat mir geholfen, mein Wissen zu systematisieren. Gleichzeitig war es der Startschuss für meinen Instagram-Kanal. Sie sprechen es an: Über 189.000 Menschen folgen Ihnen mittlerweile.
Wie kam es dazu?
Ich wollte meine Erfahrungen teilen – sowohl als Patientin als auch als Ärztin. Anfangs war mein Account anonym, ich nannte mich „Lotte“, mein Familienspitzenname. Ich hätte mir früher einen Account gewünscht, der medizinisch korrekt über Reizdarm und Ernährung aufklärt. Genau das möchte ich jetzt bieten.
Sie haben ein Journal veröffentlicht – „Notes & Nourish“. Was steckt dahinter?
Das Journal ist mein persönlicher Anker. Ich habe gemerkt, wie wichtig Achtsamkeit im stressigen Alltag ist. Auch während der Nachtschicht – oder danach um 15 Uhr – war meine kleine Morgenroutine für mich immer eine Konstante. Das Journal hilft, kurz innezuhalten, in sich hineinzuhören und den Tag bewusster zu gestalten.
Was raten Sie Medizinstudierenden, die gerade am Ende ihres Studiums stehen?
Unbedingt viel ausprobieren! Ich selbst hätte nie gedacht, dass Hausarztmedizin oder Dermatologie mal meine Lieblingsfächer werden – ich konnte beide früher nicht leiden. Durch das praktische Jahr, durch Hospitationen und Gespräche erkennt man oft erst, was wirklich zu einem passt. Also: offenbleiben, sich trauen, auch mal ungewöhnliche Wege zu gehen.



