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Das letzte Wort hat Dr. Eva Mirasol, Ärztin und Autorin

Dr. Eva Mirasol, geboren 1981, ist Ärztin und Autorin. Sie hat Kolumnen für die taz und die Zeitschrift der Berliner Ärztekammer geschrieben. Sie schreibt über Liebe in der Rettungsstelle und Nachtdienste. Mit „Staying Alive“ hat sie jetzt ihren ersten Roman verfasst. Die Fragen stellte Sonja Theile-Ochel

In „Staying Alive“ schildern Sie den Klinikalltag mit viel Humor und Ironie – was war Ihr persönlich lustigstes Erlebnis auf Station?
Eine Geschichte hat es in meinen Roman geschafft: Ein Patient kam mit unklaren neurologischen Beschwerden in die Rettungsstelle. Nach vielen ergebnislosen Untersuchungen stellte sich heraus, dass er versehentlich einen selbst gebackenen Haschischkeks seines Sohnes gegessen hatte. Er war also nicht krank, sondern schlicht bekifft.

Sie schreiben über Nicki, die sich in ihren Oberarzt verliebt. Spiegelt das ihre eigene Erfahrung wider?
Ich habe mich nie in einen Oberarzt verliebt, aber ich halte das Szenario für realistisch. Ob es der Oberarzt oder ein anderer Kollege ist, hängt von den Umständen ab. Wenn man eng im Team arbeitet, entstehen oft Verbindungen, die über den Job hinausgehen. In der Medizin schweißen die besonderen Arbeitszeiten zusätzlich zusammen – da kann es praktisch sein, die Beziehung gleich in den Arbeitsalltag zu integrieren.

Ihr Debüt steht unter dem Motto ‚Kein Arztroman‘ – was unterscheidet Ihren Roman von klassischen Arztromanen?
In klassischen Arztromanen verliebt sich meist eine Schwester in den Chef- oder Oberarzt, während nebenbei ein, zweimal Blutdruck gemessen wird. Bei mir ist es umgekehrt: Die Protagonistin verliebt sich zwar – klischeegerecht in den Oberarzt –, aber es wird nicht nur viel Blutdruck gemessen, sondern auch viel gearbeitet.

Cover Staying aliveIch bin Ärztin. Das ist so etwas Ähnliches wie Arzt. Das Debüt von Eva Mirasol ist „Staying alive – kein Arztroman“. Verlag: Ullstein, 2025, 14,99 €

Sie setzen sich für bessere Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen ein – welche Veränderung ist aus Ihrer Sicht am dringendsten?
Das ambulante System muss gestärkt werden. Menschen sollten ohne monatelange Wartezeiten Fachärzte aufsuchen können. Das würde die Notaufnahmen entlasten und in den Kliniken Kapazitäten schaffen, damit dort nur die Behandlungen stattfinden, die ambulant nicht möglich sind. Bis dahin – und auch darüber hinaus – braucht es mehr Personal. Die Pflegenden und Ärzt*innen arbeiten schon lange am Limit.

Ihre Leser:innen loben den realistischen und ‚messerscharfen‘ Blick – wie wichtig ist Ihnen Authentizität in der Darstellung des Klinikalltags?
Authentizität ist mir sehr wichtig. Medizinische Arbeit wird oft unnötig romantisiert. Dabei sind Ärzt*innen trotz aller Professionalität auch nur Menschen, die ihren Job machen und anderen helfen. Um medizinische Begriffe und Abkürzungen zu erklären, habe ich Fußnoten eingefügt. So bleibt die Sprache der Figuren authentisch, ohne Leser:innen auszuschließen.

„In „Staying Alive“ zeigen Sie, wie belastend, aber auch komisch der Klinikalltag sein kann – wie bleiben Sie in diesem Spannungsfeld psychisch gesund?“
Für mich waren die zwischenmenschlichen Begegnungen im Team immer entscheidend. Eine gute Stimmung half, auch schwierige Zeiten zu überstehen. Außerdem habe ich mich viel mit Freund*innen und Familie ausgetauscht und mir alle paar Jahre eine kurze Auszeit genommen.

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