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StartBerufslebenAufsteigenZwischen Gerichtssaal und Instagram-Story: Wie Sandra Günther das Familienrecht revolutioniert

Zwischen Gerichtssaal und Instagram-Story: Wie Sandra Günther das Familienrecht revolutioniert

Sandra Günther ist Rechtsanwältin mit den Fachgebieten Scheidungs-, Familien- und Strafrecht. Die Trennungs- und Scheidungsspezialistin führt in Dortmund eine eigene Kanzlei und verhilft zahlreichen Frauen zu fairen, klaren Trennungskonditionen. Diverse Verfahren, die sie als Strafverteidigerin und Opferanwältin geführt hat, wurden von Print- und TV-Medien begleitet. Protokolliert von Sonja Theile-Ochel

Ein steiniger Anfang

Das Referendariat war ernüchternd. „Wir dachten, nachdem wir die Uni hinter uns gelassen hatten: Wow, endlich geht es los“, erinnert sich Günther an ihre Zeit nach dem Jurastudium in Bochum. Doch die Realität sah anders aus. Wieder schulmäßiger Unterricht, wieder Zuschauen statt selbstständiges Arbeiten. Nur in der Kanzlei von Dr. Rauball durfte sie erste eigenständige Erfahrungen sammeln. Diese prägenden Momente sollten ihren Blick auf den Anwaltsberuf für immer verändern. In einer anderen Kanzlei erlebte sie das Gegenteil: „KEINE BEQUEMEN STÜHLE FÜR DIE MANDANTEN UND AUCH KEINEN KAFFEE ANBIETEN“, lautete dort das Motto. Zeit sei Geld, Mandanten sollten sich nicht wohlfühlen. „Damals dachte ich: Irgendwie ganz schön gemein“, sagt Günther heute. „Wohlfühlen sollen sich meine Mandanten bei mir schon.“

Der Mut zur Selbstständigkeit

Nach dem Examen 2007 verschlug es Günther zunächst in einen Immobilienbetrieb, der sich mit Zwangsvollstreckungen beschäftigte. Doch das Arbeitsklima war toxisch. Gemeinsame Frühstückspausen mit den Chefs waren Pflicht, Lästereien über abwesende Kollegen an der Tagesordnung. „Da mag ich mir ja gar nicht ausdenken, wie an diesem Tisch über mich gelästert wird, wenn ich mal nicht zugegen bin“, dachte sich Günther – und kündigte. „Ich sage eben, was ich denke“, erklärt sie ihre damalige Entscheidung. Es war die beste ihres Lebens. Direkt danach baute sie ihre Selbstständigkeit auf, in einem kleinen Büro in der Beurhausstraße in Dortmund. Der Grundstein für eine außergewöhnliche Karriere war gelegt.

Empathie trifft auf juristische Präzision

Günthers Spezialisierung auf Familien- und Strafrecht erfordert ein besonderes Feingefühl. „Ich versuche zu Beginn eines Mandats, den Menschen zu verstehen, nicht zu bewerten und ihn emotional- geistig dort abzuholen, wo er gerade steht“, beschreibt sie ihren Ansatz. Der Zugang zu Menschen gelingt ihr gut – auch wenn Konfrontation nötig ist.

„Auch wenn ich von Mandanten angelogen werde und dies herauskommt, konfrontiere ich sie damit. Zwar häufig mit einem Lächeln, aber dennoch konsequent in der Sache.“ Diese emotionale Intelligenz ist für sie im juristischen Beruf unerlässlich. Gerade im Familienrecht müsse man sich in andere hineinversetzen können, den gegnerischen Anwalt nicht zu nah an sich heranlassen und Richter sowie Zeugen richtig einschätzen.

Die Medien-Anwältin

Was Sandra Günther von ihren Kollegen unterscheidet, ist ihre Vielseitigkeit. Bücher, Onlinekurse, Podcasts, Fernsehen – sie nutzt alle Kanäle, um juristische Inhalte zu vermitteln. „Fernsehen, Bücher schreiben, Instagram, Podcast – das alles sind kreative Bereiche, wo ich mein berufliches Know-how gut mit einbinden kann, und das empfinde ich wirklich als Luxus.“

Dabei sind die Unterschiede zwischen den Medien gravierend. Ihre Bücher schreibt sie meist nachts, basierend auf beruflichen Erfahrungen – sie ist „Urheberin, Regisseurin und Scripterin in einer Person“. Im Fernsehen hingegen wird sie geführt: Drehbuch, Moderation, Maske, sogar die Kleidung wird vorgegeben. „Es ist ein toller Ausgleich“, sagt sie über diese Abwechslung.

Schuldzuweisungen haben noch nie etwas gebracht, denn jeder hat seine ganz eigene Wahrheit und Sicht der Dinge.

Social Media als Karriere-Booster

Ihre Medienpräsenz hat ihr „wahnsinnig geholfen, beruflich erfolgreich zu sein“. Mit ihrem Instagram-Account „Frau Familienrecht“ erreicht sie täglich 15.700 Follower. „Heutzutage sind die sozialen Medien unerlässlich für ein berufliches Vorankommen“, ist sie überzeugt. Lösungen statt Schuldzuweisungen Günthers Philosophie ist geprägt von einem lösungsorientierten Ansatz. „Schuldzuweisungen haben noch nie etwas gebracht, denn jeder hat seine ganz eigene Wahrheit und Sicht der Dinge.“ Diese Erkenntnis entwickelte sie über Jahre, auch durch eigene schwierige Beziehungen. „Der Weg ist Loslassen und nach vorne schauen. Alles andere zermürbt doch nur.“

Besonders im Familienrecht sei Loslassen wichtig, um wieder Glück empfinden zu können. „Denn nur glückliche Eltern können ihre Kinder glücklich machen.“ Ein Grundsatz, der sich durch ihre gesamte Arbeit zieht.

Kritik am System

Bei allem Optimismus sieht Günther auch Probleme im System. Besonders beim Gewaltschutz: „Wer einmal schlägt, der tut es wieder. Wer einmal sexuell übergriffig wird, der tut es wieder.“ Sie kritisiert, dass gewalttätige Väter trotzdem Umgangsrecht mit ihren Kindern haben. Frauenhäuser seien zu wenige, bezahlbarer Wohnraum rar, Therapieplätze hätten Wartezeiten über Jahre.

intelligent-getrennt.de

Rat für Berufseinsteiger

Junge Kollegen macht sie Mut, warnt aber vor typischen Fehlern. „Sie gehen in eine familienrechtliche Sitzung und gehen auf Konfrontation, werden laut und leider auch unangenehm.“ Dabei sei souveränes Arbeiten das Gegenteil: vermitteln, gemeinsam Lösungen suchen, stets das Kindeswohl im Blick behalten.

Ihr Rat für Nachwuchs-Juristen: „Macht euer Ding. Schaut nicht auf andere. Spezialisiert euch erst, wenn ihr wirklich sicher seid, dass der Bereich für euch der richtige ist.“ Medienarbeit setze ein Netzwerk voraus, das man sich langjährig erarbeiten müsse.

Sandra Günther verkörpert eine neue Generation von Juristen – medienaffin, empathisch, lösungsorientiert. Ihr Weg zeigt: Der klassische Anwaltsberuf kann durchaus mit moderner Kommunikation und digitalen Medien verknüpft werden. „Der Weg zur erfolgreichen Kanzlei ist steinig, besonders am Anfang“, räumt sie ein. „Aber wenn man seine Arbeit mit Leidenschaft macht, so wie ich, dann ist der zeitliche Faktor auch kein Problem.“

Eine Anwältin, die beweist: Zwischen Gerichtssaal und Instagram-Story liegt manchmal nur ein Klick – und viel Mut zur Veränderung.

Cover Intelligent getrennt

Buchtipp

Sandra Günther: Intelligent getrennt – Der Trennungs- und Scheidungsratgeber für Frauen. Verlag Goldegg, 220 Seiten, 2024, 22 €

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