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Interview mit Prof. Meinhard Miegel

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(Aus BerufSZiel 1.2013) Ohne Wachstum geht es nicht? Für Professor Dr. Meinhard Miegel ein Irrglaube. Seine Prognose: Die Wirtschaft wird über kurz oder lang stagnieren, wenn nicht sogar schrumpfen. Das müssen für Young Professionals keine schlechten Nachrichten sein: Wer jetzt umdenkt und neue Werte findet, wird vom Wandel profitieren. Interview: André Boße

Herr Professor Miegel, unser Wirtschaftssystem hat viele Jahre lang funktioniert. Gut geführte Unternehmen erzielten zuverlässig Gewinne und boten sichere Karrieren. Warum wird sich das ändern?
Weil wir am Ende der historischen Periode stehen, die von permanenter und allgegenwärtiger Expansion gekennzeichnet war. Fast 250 Jahre lang war Wachstum die einzig gültige Antwort auf alle individuellen Wünsche, wirtschaftlichen Ambitionen und sozialen Herausforderungen. Jetzt stehen wir an einem Punkt, an dem wir sehen und spüren, dass es mit der Expansion vorbei ist. Wir wachsen nicht mehr, sondern stagnieren. Wahrscheinlich schrumpfen wir sogar.

Warum greifen denn die alten Mechanismen nicht mehr? Warum müssen wir uns wandeln?
Die Periode, vor der wir stehen, verlangt nach vollkommen anderen Sicht- und Verhaltensweisen. Wo kein Wachstum ist, müssen wir mit dem auskommen, was wir haben. Klingt logisch, doch noch immer weigern sich viele Individuen und Institutionen, diese Realität zu akzeptieren. Also verschulden sie sich – und versuchen so, weiteres Wachstum zu finanzieren. Dieses Gegensteuern geht jedoch an der Lebenswirklichkeit vorbei. Wer das zu lange macht, dem wird es wie jemandem ergehen, der versucht, eine Rolltreppe, die nach unten führt, hinaufzulaufen. Das ist frustrierend – und das Scheitern wahrscheinlich.

Eine Frage, die Young Professionals mit Karriereambitionen besonders interessiert: Warum passiert das ausgerechnet jetzt?
Nun ja, ein Auf und Ab ist der Welt immer zu eigen. Es stimmt jedoch, dass die Periode des Wachstums außerordentlich lange gedauert hat. Viele haben sich deshalb daran gewöhnt. Sie können sich gar nichts anderes vorstellen, als stets nach oben zu fahren. Und diese Menschen haben natürlich auch die junge Generation auf Wachstum konditioniert. Dabei sind die Anzeichen für das Ende der Expansion schon lange erkennbar – zumal Wachstum in Europa und den USA seit einigen Jahren ja nur noch dann erzeugt wird, wenn man sich verschuldet, Raubbau an der Natur betreibt oder beides gleichzeitig macht.

Um bei ihrem Bild zu bleiben: Rolltreppe abwärts – das klingt für ambitionierte Nachwuchskräfte in Unternehmen nicht gerade motivierend.
Nehmen wir ein anderes Bild: Eine permanente Expansion bedeutet doch, dass wir in einem fort einatmen. Jeder Mediziner wird bestätigen: Das geht auf Dauer nicht gut. Jetzt stehen wir vor der Phase des Ausatmens. Und das wird uns guttun. Viele Menschen haben so übersteigerte Vorstellungen von dem, was sie denken, erreichen zu müssen, dass man sagen kann: Entspannt Euch mal – es wird höchste Zeit.

Beobachten Sie, dass der jungen Generation das Umdenken leichter fällt? Ist sie prädestiniert, den Wandel der Wirtschaft mit Leben zu füllen?
Ein Teil der jungen Generation hat tatsächlich bereits begriffen, dass es nicht immer aufwärts gehen kann – und dass das keine rein negative Entwicklung sein muss. Diese jungen Menschen haben sicherlich einen Vorteil gegenüber ihren Altersgenossen, die noch immer realitätsferne Erwartungen an ihre Einkommen und ihren Status haben. Das soll kein Vorwurf sein, denn die Generation der heute 20- bis 35-Jährigen befindet sich im Spagat: Sie kennt einerseits noch das Zeitalter des Wachstums mit all seinen Vorzügen und Spielregeln, spürt andererseits jedoch, dass da ein Wandel kommt und sie diesem Wandel unterworfen ist.

Angenommen, ein Young Professional geht mit dieser Erkenntnis zu seiner Führungskraft. Wird er dann nicht zu hören bekommen, dass das Wachstum auch weiterhin der Selbstzweck eines jeden Unternehmens sein muss?
Ich war vor Kurzem Gast in einem Kreis erfolgreicher Unternehmer. Einer von ihnen berichtete von einer Art Unruhe, die ihn befalle, wenn seine Firma in einem Jahr nicht wachse. Und er fragte sich und alle anderen, warum das so sei. „Reicht es nicht, wenn mein Unternehmen gute Umsätze und Gewinne macht, die Arbeitsplätze sicher sowie Mitarbeiter und Kunden zufrieden sind? Warum muss mein Unternehmen dann noch wachsen? Warum kann es nicht bleiben, wie es ist?“ Allein dieser Gedanke hat in dem Kreis für ein kollektives Ausatmen gesorgt. Es ist tatsächlich spürbar, dass immer mehr Unternehmer und Führungskräfte das Dogma des ständigen Wachstums hinterfragen. Natürlich wird es auch weiterhin Unternehmen mit guten Wachstumsraten geben. Aber nur noch auf Kosten anderer: Jedem erfolgreichen Unternehmen wird ein gescheitertes gegenüberstehen. Dass 90 bis 95 Prozent der großen Unternehmen positive Wachstumskennzahlen präsentieren, wird schon bald der Vergangenheit angehören.

Was bedeutet das für die Karrieren von Young Professionals?
Sie müssen sich darauf einstellen, dass sichere Karrieren, die auf kollektivem Wachstum ganzer Branchen basieren, der Vergangenheit angehören. Zudem wird es andere Dinge geben, die den Erfolg einer Karriere bestimmen werden. Erfolgreich ist beispielsweise auch, wer dazu beiträgt, dass sein Unternehmen zwar nicht mehr, dafür jedoch ressourcen- und umweltschonender produziert. Oder dass die von ihnen geführten Mitarbeiter gerne zur Arbeit kommen und deshalb vielleicht seltener krank sind als der Durchschnitt. Alles das sind Beispiele für das Wachstum der Zukunft.

Globale Unternehmen nennen an dieser Stelle die Schwellenländer – also die Regionen auf der Welt, in denen enormes wirtschaftliches Wachstum noch möglich ist.
Die international tätigen Unternehmen haben recht: Die globale Entwicklung ist weiterhin expansiv. Wer in China, Brasilien oder Indien Geschäfte macht, handelt in einem Wachstumsmarkt und wird seine Gewinne steigern. Entscheidend ist hier das Wort „noch“, denn viel schneller als gedacht steuern diese Länder auf einen Punkt zu, an dem sie vor den gleichen Herausforderungen stehen werden wie wir Europäer heute. Natürlich glauben einige Manager und Unternehmensberater, dass es anders kommen wird. Dass das Zeitalter der Expansion nicht enden wird, wenn man nur über die richtige Wachstumsstrategie verfügt. Ich kann verstehen, dass viele junge Menschen gerne bei solchen Unternehmen anheuern. Aber eine Gewähr für eine sichere Karriere gibt es auch dort nicht mehr.

Woran machen Sie fest, dass der Wandel in einigen der großen Unternehmen bereits angekommen ist?
Der Wandel ist ja schon gelebte Wirklichkeit, da muss ich nur an meine eigene Zeit als Young Professional zu Beginn der Siebzigerjahre zurückdenken. Gleitzeit? Nie gehört. Überstunden? Selbstverständlich, aber unbezahlt. Bei der Geburt unseres ersten Kindes wurde meine Bitte, meine Frau und das Neugeborene aufsuchen zu dürfen, selbstverständlich abgelehnt. Die Wachstumsraten waren damals hoch und mein Arbeitsplatz war sicher und unbefristet. Aber ich trug ein enges Korsett. Heute fehlt vielen Karrieren zwar die Sicherheit. Dafür gibt es eine vor vier Jahrzehnten noch undenkbare Freiheit. Genau hier liegt der Wandel, der in Gestalt eines Handels daherkommt: Tausche Sicherheit gegen Freiheit.

Wie kann sich ein Young Professional optimal mit diesem Handel arrangieren?
Er sollte Wünsche und Bedürfnisse darauf einstellen, dass ihm die Karriere weniger Sicherheit und schon bald wohl auch weniger Materielles bietet. Also sollte er seine Befriedigung in Bereichen suchen, die weniger oder gar nicht von materiellen Dingen abhängen. Zum Beispiel in der Kunst oder Architektur. In der offenen Natur oder in seinem Freundeskreis. Das Schöne ist: Der Mensch ist ein findiges Wesen. Er wird sich mit diesen Veränderungen arrangieren.

Sehen Sie daher die Zukunft optimistisch?
Unbedingt. Ich bin – trotz meiner wenig optimistischen Wachstumsprognosen – ein zukunftsfroher Mensch. Ich glaube, dass wir vor einer Periode stehen, in der Karriere gleichbedeutend mit individueller Entwicklung wird. Man ist mit 25 noch kein voll entfalteter Mensch. Auch mit 35 noch nicht. Anders als die Wirtschaft besitzt der Mensch also tatsächlich das Potenzial, als Individuum immer weiter zu wachsen. Und ich bin hoffnungsvoll, dass die berufliche Karriere ein wichtiger Baustein für diese persönliche Entfaltung werden wird. Nicht, weil sie dafür sorgt, dass ein größeres Auto vor der Tür steht. Sondern weil ich als Mitarbeiter im Unternehmen meiner Wahl Dinge bewegen kann, die mich zufriedenstellen.

Ein Glückspilz zu sein ist erlernbar

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Eva Wlodarek ist Psychologin und Autorin zahlreicher Bestseller. Sie promovierte über das Glück und war über 20 Jahre die beratende Psychologin bei der Brigitte. Als „eine der renommiertesten Psychologinnen Deutschlands“ (Cosmopolitan) ist sie heute in vielen Publikumsmedien eine gefragte Expertin zum Thema Lebenshilfe und berät namhafte Firmen. Das Gespräch führte Stefan Trees

Frau Wlodarek, ich bin mit dem ersten Regentropfen ins Büro gekommen – danach hat es fürchterlich angefangen zu regnen. Glück gehabt! Oder wie sehen Sie das?

Vielleicht war es Zufall. Womöglich gehören Sie aber zu denen, die sich genau über die Wetterlage informieren und es dann zeitlich so einrichten, noch vor dem großen Regen im Büro einzutreffen. Dann hätten Sie dem Zufall ein Schnippchen geschlagen und das Glück vorbereitet.

Erwischt, ich habe die Wettervorhersage gelesen. Das war offensichtlich nützlich. Ist Glück demnach eine Frage der Strategie?

Zunächst gibt es einen Unterschied zwischen „Glück haben“ und „glücklich sein“. Tatsächlich haben wir Einfluss auf beides. Für das Herbeiführen glücklicher Umstände und das Empfinden von Glück auf der Gefühlsebene gibt es jedoch unterschiedliche Strategien. Das kann sich manchmal überschneiden: Wenn ich dafür sorge, dass ich viel Glück habe, bin ich wahrscheinlich auch glücklich. Es ist aber nicht unbedingt identisch.

Tango Vitale, Campus-VerlagTango Vitale
Von Schicksalsschlägen und anderen glücklichen Umständen
Campus 2012
ca. 224 Seiten
19,99 €
ISBN 978-3-593-39253-0
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Durch mein Verhalten kann ich das Glück im Außen begünstigen?

Das ist richtig. Natürlich hat dies auch mit Ihrer inneren Einstellung zu tun. Der Psychologe Prof. Richard Wiseman aus London hat untersucht, was einen Glückspilz auszeichnet, und er hat bestimmte Eigenschaften gefunden. Sie haben alle Chancen ein Glückspilz zu werden, wenn Sie sich um diese Eigenschaften bemühen.

Welche Eigenschaft ist die Wichtigste?

Man sollte seine Zufallschancen maximieren, das bedeutet vor allen Dingen offen zu sein für Neues und für Kontakte. Das ist das Allerwichtigste. Sind Glückspilze beispielsweise auf Jobsuche, werden sie vielen Menschen erzählen, was sie suchen. Bekommen sie ein Jobangebot mäkeln sie nicht gleich daran herum in der Weise, „Ach nein, das ist ja doch nicht das was ich mir so vorgestellt habe“, sondern sie sagen sich: „Das ist noch nicht ganz das, was ich mir vorstelle, aber das kann es ja noch werden. ich probiere es mal.“ Sie geben dem Glück eine Chance.

Das klingt wieder sehr strategisch …

Warum auch nicht? Wenn Sie sich wundern, dass alle anderen immer Glück haben, die tollen Jobs bekommen, die Partner für´s Leben kennenlernen oder in den besten Urlaubshotels wohnen, dürfen Sie sich fragen, worin Sie sich unterscheiden. Und Sie können es sich von den anderen abgucken. Dann würden Sie sehen, dass Glückspilze offener sind, mehr auf ihre innere Stimme hören und dergleichen mehr. Warum sollten Sie dann nicht beschließen, das nachzuahmen? Benchmarking ist schließlich auch in der Wirtschaft ein gängiges Instrument.

Glück wäre demnach eine Folge von Analyse und logischer Entscheidungen. Klingt sehr kopfgesteuert.

Wir sollten die Glücks-Strategien nicht abwerten als reine Kopfgeschichte, denn das Verhalten wirkt sich natürlich auch auf das Gefühl aus: Sie werden optimistischer und haben Erfolgserlebnisse, die auf Sie zurückwirken. Ich bin vor diesem Hintergrund sehr für den Kopf.

Alle Glücks-Faktoren scheine ich aber nicht beeinflussen zu können. Sie sprechen in Ihrem Buch von der Magie des Schicksals – was verstehen Sie darunter?

Zum Schicksal gehören auch Dinge, die wir uns nicht immer erklären können, beispielsweise die Synchronizität: Ich wünsche mir etwas und plötzlich kommt es. Ich selbst habe erst kürzlich gedacht, dass ich gerne mal wieder nach Zürich reisen will. Ich bin schon so lange nicht mehr dort gewesen. Es dauerte keine Woche, als ich ein Angebot bekam, in Zürich einen Vortrag zu halten. Das sind die kleinen Wunder, über die wir uns freuen können.

Was hilft mir nun aber in dem Bereich des Glücks, auf den ich Einfluss nehmen kann, die geeigneten Entscheidungen zu treffen und mich nicht zu verzetteln?

Intuition. Sie ist ungeheuer wichtig für das Glück und viel mehr als das, was wir Bauchgefühl nennen. Wir haben in unserem Unterbewusstsein wesentlich mehr Wissen gespeichert, als uns bewusst zugänglich ist. Die Intuition ist die Form, die dieses Wissen hervorbringt. Sie ist sozusagen das Navigationssystem für das, was uns gut tut, ob bei der Wahl des geeigneten Berufs oder im täglichen Umgang mit anderen Menschen.

Woran erkenne ich denn die Stimme meiner Intuition?

Wir kennen das intuitive Gefühl: Dieses oder jenes sollten wir tun, obwohl eigentlich alles dagegen spricht. Dem nachzugeben ist in vielen Fällen sehr glücksfördernd, weil es mit unserem Wesen zu tun hat und dem Wissen darüber, wie wir wirklich sind, was unsere Talente und Neigungen sind. Die Intuition führt uns auf dem Weg. Deshalb hat sie so viel mit Glücksgefühlen und dem Glück haben zu tun. Den Weg des Glücks mit Intuition zu beschreiten ist ein Hinführen auf das, was Erfolg haben wird.

Und über die Fähigkeiten hierzu verfügt jeder Mensch?

Ja, absolut. Die Fähigkeit ein Glückspilz zu sein ist erlernbar.

Was ein Glück: Sommerpause

Liebe Leserinnen und Leser, ich gehe in die Sommerpause. Wer indes glaubt, ich ginge wochenlang auf Reisen, irrt: Für die karriereführer Summer-School gehe ich in den kommenden Wochen einer der ältesten Fragen der Menschheit nach: Was ist Glück? Lest mal rein!

phil.Cologne – internationales Festival der Philosophie

Die Welt, in der wir leben, war noch nie so komplex wie heute. Es wird immer komplizierter, im Dschungel der Wahlmöglichkeiten den eigenen Weg zu finden. Die phil.COLOGNE versammelt vom 26.-30.06.2013 in Köln Philosophen und weitere Denker, um nach Antworten auf unsere Fragen nach Sinn und Werten zu forschen.

Die Macher des Philosophie-Festivals wollen „die Philosophie in die Mitte der Gesellschaft“ rücken. Das „Line-up“ reicht dementsprechend vom Popstar unter den Philosophen Richard David Precht über die ehemalige Bischöfin und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland Margot Käßmann, den Fernsehbekannten Philosophen Rüdiger Safranski aus dem philosophischen Quartett (ZDF), FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher, bis hin zu weniger philosophischen, dafür umso bekannteren Gesichtern wie Bestseller-Autor Frank Schätzing oder dem Tatort-Rechtsmediziner Joe Bausch alias Dr. Joseph Roth. Mit Bausch hat der karriereführer übrigens ein tolles Interview über seine Arbeit als Gefängnisarzt geführt. Auf der phil.COLOGNE geht er mit Safranski der Frage nach, woher das Böse kommt. Dazwischen sind viele, ich gebe es ehrlich zu, mir nicht bekannte Denker und Publizisten, deren Vita jedoch nahelegen, dass das Festival erstklassig besetzt wurde.

Und worum geht´s an den fünf Tagen Gehirnjogging? Um Fragen der Bioethik, der Ökonomie, des guten Lebens oder der Zukunft des Menschen, Streitgespräche zwischen Philosophen und Politikern, Medizinern, Theologen, Künstlern und Wissenschaftlern sowie Diskussionen, Lesungen, Vorträge und Workshops für Erwachsene wie für Kinder und Jugendliche. Kurz: Für jeden soll was dabei sein. Das macht Sinn, wenn die Philosophie in die Mitte der Gesellschaft rücken und dort alltäglich werden soll. Deshalb haben wir auch schon vor zwei Jahren den „Philosophischen Sommer“ ausgerufen, u.a. mit einem Interview mit Julian Nida-Rümelin, beides könnt Ihr hier noch einmal nachlesen.

Ein paar Leckerbissen: Richard David Precht bestreitet mit „Wozu Philosophie?“ die Auftaktveranstaltung. Der Psychiater Johann Friedrich Spittler diskutiert mit der Philosophie-Professorin Petra Gehring die Frage „Gibt es ein Recht zu sterben?“. In der Veranstaltung „Was macht Fußball schön?“ ergründet Gunter Gebauer, Deutschlands führender Sportphilosoph, gemeinsam mit dem Trainer und Erfinder der „Freiburger Fußballschule“ Volker Finke die wahren Tiefen des Spiels. Der französische Philosoph Alexandre Lacroix lädt zum kleinen Versuch über das Küssen ein. 44 Veranstaltungen an fünf Tagen, das lässt sich sehen.

Besonderes Schmankerl: Am 28. und 29.6. wird im Kölner Stadtgarten beim Philosophie-Slam der beste deutschsprachige Nachwuchsphilosoph ermittelt. 15 ausgewählte Teilnehmerinnen und Teilnehmer philosophieren vor Publikum gegeneinander an. Am ersten Abend steht die Wahl des Themas frei. Am zweiten Abend müssen die acht Finalisten über ein vorgegebenes Thema sprechen.

Philosophie in den Alltag zu bringen, das ist auch das Anliegen des Philosophen Christoph Quarch, den wir euch in einer der nächsten Ausgaben des karriereführer vorstellen werden. Dem Sinn des Lebens spürt er in seinem vergnüglichen Buch „Und Nietzsche lachte: Wie man sich mit Platon verliebt, mit Sokrates gelassen wird und trotz Kant den Sinn des Lebens findet“ nach. Ein Textauszug:

„Es geschah an einem Wintermorgen in der Ewigkeit, dass dem höchsten Gott der Kragen platzte. Er hatte es lange genug mitangesehen. So konnte es nicht weitergehen. Seine lieben Menschenkinder waren völlig aus dem Ruder gelaufen. Sie hetzten wie besessen durcheinander, sie rechneten und handelten; sie rannten dem nach, was sie „Glück“ nannten, und wurden dabei immer unglücklicher […].“

Was Platon, Sokrates und Co. uns heute noch zu sagen haben, darauf freue ich mich schon bald von Quarch zu lesen. Wer ihn mal vor der Kamera erleben will, klickt sich auf Youtube.

Tipps für Euch zum Weiterlesen:
… trotzdem Ja zum Leben sagen von Viktor E. Frankl

Leibniz war kein Butterkeks, ein Buch von Michael Schmidt-Salomon und Lea Salomon

Der blaue Reiter, Journal für Philosophie

Philosophie-Magazin

Hohe Luft, Philosophie-Zeitschrift

Hochschule Schmalkalden, Zentrum für Weiterbildung

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Auf einen Blick
Die Hochschule Schmalkalden bietet seit mehr als 20 Jahren berufsbegleitende Fernstudiengänge an, die mit einem Bachelorgrad, mit einem Mastergrad oder mit einem Hochschulzertifikat abgeschlossen werden können. Die Angebote sind so konzipiert, dass sich Studium, Beruf und Privatleben gut miteinander vereinbaren lassen. Die Studentinnen und Studenten loben besonders die herausragende Betreuung.

Fernstudiengänge mit Bachelorabschluss

Fernstudiengänge mit Masterabschluss

Fernstudienangebote mit Zertifikatsabschlus

Logo Hochschule Schmalkalden

Ansprechpartner
Anke Köhler

Anschrift
Blechhammer 9
98574 Schmalkalden

Fon
03683 688-1740

E-Mail
a.koehler@hs-sm.de

Internet
www.hsm-fernstudium.de

Bosch Thermotechnik GmbH

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Branche
Die Bosch Thermotechnik GmbH steht für den Geschäftsbereich Thermotechnik der Bosch-Gruppe.

Produkte/Dienstleistungen
Smart und effizient – Bosch Thermotechnik bietet seinen Kunden weltweit Lösungen für Raumklima, Warmwasser und dezentrales
Energiemanagement.

Bosch Thermotechnik mit Sitz in Wetzlar und Wernau/Stuttgart produziert in mehr als 20 Werken in Europa, Amerika und Asien.

Anzahl der Standorte
6 Standorte Deutschland, mehr als 20 Werke weltweit

Anzahl der MitarbeiterInnen
Weltweit 13.400, davon über 6.000 in Deutschland

Bedarf an HochschulabsolventInnen
Kontinuierlich

Gesuchte Fachrichtungen
Energie- und Wärmetechnik, Versorgungs- und Umwelttechnik, Thermodynamik, Maschinenbau, Elektrotechnik, Produktionstechnik, Wirtschaftsingenieurwesen, Wirtschaftswissenschaften, Logistik, Einkauf, Informatik, Wirtschaftsinformatik, Informationstechnik, Controlling, Marketing, Vertrieb, Produktmanagement

Einsatzmöglichkeiten
In allen technischen und kaufmännischen Funktionsbereichen

Einstiegsprogramme
Junior Managers Program, Graduate Specialist Program oder Direkteinstieg

Mögliche Einstiegstermine
Laufend

Auswahlverfahren
Bewerbungsunterlagen, Telefoninterview, Assessment Center, Interview

Einstiegsgehalt
Branchenüblich

Auslandstätigkeit
Abhängig vom Bereich; fester Bestandteil unserer Nachwuchsprogramme

Angebote für StudentInnen
Praktika, Praxisstudententätigkeiten und Abschlussarbeiten sowie PreMaster Programm für Bachelor-Absolventen in nahezu allen Funktionsbereichen möglich

Logo Bosch Thermotechnik GmbH

Anschrift
Sophienstraße 30-32
35576 Wetzlar

Internet
www.bosch-thermotechnik.de
www.bosch-career.de

ENERCON GmbH

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Branche
Erneuerbare Energien

Produkte/Dienstleistungen
Windenergieanlagen sowie Zukunftstechnologien wie Energiespeicherung, E-Mobilität und Smart Grids

Anzahl der Standorte
Dezentrales Service- und Vertriebsnetz in über 45 Ländern, der Hauptsitz befindet sich in Aurich in Ostfriesland

Bedarf an HochschulabsolventInnen
Vom Studenten zum Zukunftsgestalter: Los geht’s – starten Sie Ihren Weg bei ENERCON! Gestalten Sie gemeinsam mit uns die regenerative Energiezukunft. Wir bieten spannende, abwechslungsreiche Tätigkeiten und ein Arbeitsumfeld, in dem Teamwork und kurze Kommunikationswege großgeschrieben werden.

Gesuchte Fachrichtungen
Elektrotechnik, Informatik, Maschinenbau, Wirtschaftsingenieurwesen, Bauingenieurwesen, Wirtschaftswissenschaften

Einsatzmöglichkeiten
Forschung und Entwicklung, Konstruktion, IT, Vertrieb, Projektmanagement, Verwaltung, Service, Logistik, Qualitätsmanagement

Einstiegsprogramme
Direkteinstieg

Mögliche Einstiegstermine
Laufend

Auswahlverfahren
Der Ablauf unseres Bewerbungsprozesses gestaltet sich deshalb wie folgt:

– Bewerbung über Online-Bewerbungssystem
– Telefoninterview
– Persönliches Vorstellungsgespräch

Einstiegsgehalt
Abhängig von der jeweiligen Position

Auslandstätigkeit
Bei einigen Positionen möglich

Angebote für StudentInnen
Praktika, Abschlussarbeiten, Werkstudententätigkeit sowie Einstiegsstellen für Young Professionals

Logo ENERCON GmbH

Ansprechpartner
Personalbeschaffung

Anschrift
Dreekamp 5
26605 Aurich

Fon
04941 927-244

E-Mail
jobs@enercon.de

Internet
www.enercon.de
www.enercon.de/karriere

karriereführer green-tech 2013.2014

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Kreisläufe denken – Neue Techniken und Methoden im Recycling

Wiederverwerten. Die Rohstoffe sind knapp. Sie zu bergen, wird immer teurer und riskanter. Daher lohnen sich Investitionen in neue Techniken und Methoden des Recyclings – damit wertvolle Ressourcen nicht verloren gehen, sondern in den Kreislauf zurückgeführt werden. Gesucht werden dafür kluge Köpfe, die Produkte so produzieren, dass sie nach Nutzung gut zerlegt werden können. Und die ein Auge dafür besitzen, in genutzten Gütern die wertvollen Rohstoffe zu sichten und zu gewinnen.
Ein Job für Schatzsucher
Spannender Berufsfelder in der Recyclingbranche.
„Wir haben nicht viel Zeit“
Interview mit Prof. Dr. Michael Braungart über das „Cradle-to-Cradle“-Prinzip.

Top-Manager

Interview mit Prof. Dr. Thomas Weber
Im Interview: Vorstandsmitglied der Daimler AG, Konzernforschung & Mercedes-Benz Cars Entwicklung.

Special Fotovoltaik

Konzentrierte Energie
Der große Umbruch in Fotovoltaikfirmen.
Ständig weiterentwickeln
Die Forschungsgesellschaft der SolarWorld entwickelt Solarzellen der Zukunft.

Projekt

Gerne in Aufbruchsstimmung
Pionierarbeit für Elektromobilität.
Der B.A.U.M.-Umweltpreis
Der Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M. e.V.) verleiht jährlich den Umweltpreis.

Einsteigen

Wasserstoff als Baustein zukünftiger Energieversorgung
Simon Schäfer, Verfahrenstechniker und Projektingenieur bei Linde.
Jung und erfolgreich bei: RWE Innogy
Sarah Ostermann studierte Energie- und Umweltmanagement und ist nun Assistant Project Manager bei RWE Innogy.
E-Mail für Dich
An: Studenten und Absolventen der Ingenieurwissenschaften im Bereich Umwelttechnik.

Help!

Grenzenlos
Ingenieure ohne Grenzen e.V. & Biogas support for Tanzania „BiogaST“.

Aufsteigen

Aufgestiegen zum Abteilungsleiter
Abteilungsleiter „Portfoliomanagement Strom“ bei LichtBlick.

Handzeichen

Dirk C. Fleck, Journalist, Romanautor und Öko-Aktivist

Service: Aktuelle Firmenporträts für Ihre Bewerbung

Bosch Thermotechnik GmbH Daimler AG EnBW Energie Baden-Württemberg AG ENERCON GmbH Fachhochschule Schmalkalden, Zentrum für Weiterbildung HFH • Hamburger Fern-Hochschule gem. GmbH Mainova AG

Partner

careers4engineers automotive Der Entrepreneurs Club IQB Career Services AG TALENTS – Die Jobmesse

Komplette Ausgabe

E-Paper karriereführer green-tech 2013.2014
Download karriereführer green-tech 2013.2014 (ca. 17 MB)
karriereführer green-tech 2013.2014 in der Kiosk-App für das iPad
karriereführer green-tech 2013.2014 in der Kiosk-App für Android

Sprache und Gleichstellung: Herr Professorin, ich weiß was

Die langjährige Hochschulordnung der Uni Leipzig spricht von Professoren und schließt per Fußnote Professorinnen mit ein. Der Senat der Universität hat nun beschlossen, die Verhältnisse umzukehren. In der neuen Hochschulordnung soll von Professorinnen, Wissenschaftlerinnen und Doktorandinnen die Rede sein. Eine Fußnote stellt klar, dass damit auch die Männer gemeint sind.

An den Unis gab es schon viele Versuche, Gleichstellung „wörtlich“ zu nehmen. An einige erinnere ich mich noch aus meinem eigenen Studium: Den Schrägstrich habe ich als Standard erlebt, dann kam das große „I“  in Mode, zuletzt forschten gefühlte Hundertschaften von WissenschaftlerInnen nach geschlechtsneutralen Bezeichnungen wie „Studierende“.

Nun also das generische Femininum, wie die Fachfrau sagt. Ein Selbsttest: Guten Tag, mein Name ist Stefan Trees, ich bin Journalistin. Hm. Fühlt sich noch etwas ungewohnt an, tut aber gar nicht weh – und ist ohnehin nicht, was die Uni Leipzig bezwecken will. Hochschulrektorin Beate Schücking stellt nämlich in der SZ klar, „dass diese Neuerung auf den Alltag an der Universität und auf den universitären Sprachgebrauch keinerlei Auswirkungen haben wird.“ Also nix Herr Professorin, und doch ein Schritt, die überwiegend weibliche akademische Belegschaft sichtbarer zu machen. Damit folgt die Uni Leipzig dem Gedanken des Gender Mainstreaming, dem die Bundeszentrale für politische Bildung ein umfangreiches Dossier gewidmet hat.

In der Wirtschaft wird die Diskussion um Gleichstellung der Geschlechter im Ringen um Quoten sichtbar. Will man nun den durchaus erwünschten höheren Frauenanteil in Führungsgremien von Unternehmen über eine Quote erreichen oder nicht? Bereits die Diskussion scheint allerdings eine Veränderung zu bewirken. Das Beratungshaus PWC belegt in einer gerade veröffentlichten Analyse einen Anstieg des Frauenanteils in DAX-Aufsichtsräten von 13,4 Prozent Anfang 2011 auf 18,2 Prozent zum Stichtag Ende Mai 2012. Seitdem ist schon wieder ein Jahr vergangen, aktuellere Zahlen liegen aber noch nicht vor, zumal in 2013 laut PWC in zahlreichen DAX-Unternehmen Aufsichtsrats-Wahlen anstehen. Da kann sich also noch was bewegen.

Und bis dahin belebt auch der karriereführer weiter diese Diskussion. Im aktuellen karriereführer frauen in führungspositionen beispielsweise hat mein Kollege André Boße eben jene „gläserne Decke“ beschrieben, die es für gut ausgebildete Frauen im Unternehmen viel schwieriger macht, Karriere zu machen, als für die männlichen Kollegen. Davon weiß Katja Kraus im Interview für den karriereführer consulting zu berichten. Die heute 42-jährige saß acht Jahre lang im Vorstand des Fußballbundesligisten Hamburger SV. Dann wurde ihr Vertrag nicht mehr verlängert. Ihre eigenen Erfahrungen und die Gespräche mit Managern wie Politikern wurden zu ihrem ersten Buch: Macht – Geschichten von Erfolg und Scheitern.

Aufgestiegen zum Abteilungsleiter

Erneuerbare Energien haben mich schon sehr früh in meinem Leben fasziniert. Bereits in der Schulzeit habe ich mich für diesen Themenkomplex interessiert. Zu Anfang wusste ich noch nicht, ob ich erst eine Ausbildung machen oder gleich im Bereich der erneuerbaren Energien studieren soll. Ich entschied mich für das Studium. Ein Erfahrungsbericht von Philipp Teichgräber.

Philipp Teichgräber
Studium Wirtschaftsingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Energie- und Umweltmanagement
eingestiegen 2003
als Diplomand/Praktikant bei LichtBlick
aufgestiegen 2013
zum Abteilungsleiter „Portfoliomanagement Strom“

Bevor ich anfing zu studieren, machte ich ein Praktikum in einem Solarunternehmen. Es machte mir sehr viel Spaß, die verschiedenen Technologien, von der Fotovoltaik bis zur Solarthermie und auch Blockheizkraftwerke, kennenzulernen.

Danach begann ich mein Studium der Elektrotechnik mit Fokus erneuerbare Energien in Berlin. Relativ früh nach dem ersten Semester wurde mir jedoch klar, dass die rein technische Ausrichtung für mich nicht das Optimum darstellt. Ich suchte nach einer Alternative, um meine Vorlieben für die Wirtschaft integrieren zu können. Diese fand ich in einem Studiengang in Flensburg mit der Fachrichtung Wirtschaftsingenieurwesen. Kurzerhand zog ich also aus der Metropole in die Kleinstadt an der dänischen Grenze. Hier konnte ich mit dem Fokus auf die Nachhaltigkeit von Energiesystemen endlich meine Vorlieben für Technik und Wirtschaft gleichermaßen miteinander verbinden.

Zum Ende des Grundstudiums stellte sich erneut die Anforderung eines Praktikums. Ich entschied mich bereits damals für einen Ökostromversorger und schrieb im Anschluss eine Studienarbeit über die Zahlungsbereitschaft von Gewerbekunden für Ökostrom. Dies machte mir sehr viel Spaß, und mir wurde klar, dass es nicht reicht, ein Grünstromprodukt zu haben, sondern dass auch ein attraktiver Preis notwendig ist.

Nach dem Praktikum ging ich für ein halbes Jahr nach Indonesien, um mein Auslandssemester zu absolvieren. Im Anschluss habe ich bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in einem Wasserkraftprojekt vor Ort mitgearbeitet. Es war eine äußerst interessante Zeit, und ich sammelte wichtige Erfahrungen, vor allem im sozialen Bereich. Die Strukturen in einem Entwicklungsland fordern sehr viel ab – man lernt, sich anzupassen und auch andere Vorgehensweisen zu akzeptieren. Immer nur auf Fachliches oder direkt Karriereförderndes zu achten, ist nicht alles im Leben und führt nicht unbedingt zum Ziel.

Ende 2003 ging es dann darum, die Diplomarbeit zu schreiben. Ich entschied mich wieder für einen Ökostromversorger – diesmal für meinen jetzigen Arbeitgeber, die LichtBlick SE. Die Marktposition als größter unabhängiger und ökologischer Energieversorger sowie die konsequente Ausrichtung auf massenmarktfähige ökologische Produkte begeisterten mich. Ich bewarb mich initiativ auf ein Praktikum mit anschließender Diplomarbeit und wurde angenommen. Mir war und ist es wichtig, in einem Bereich und bei einem Unternehmen zu arbeiten, mit dessen Leitlinien ich mich identifizieren kann und hinter dessen Zielen ich stehe. Meine Diplomarbeit habe ich im Themenbereich der Ausgleichsenergiebilanzierung geschrieben und die Abweichungen zwischen Prognose und Ist-Verbrauch untersucht, um Risiken bewerten und steuern zu können.

Nachdem ich die Diplomarbeit im Jahr 2004 abgeschlossen hatte, bekam ich glücklicherweise ein Angebot von Licht- Blick, in der Abteilung Energiehandel weiterzuarbeiten. Dabei konnte ich die Erkenntnisse aus der Diplomarbeit in die Praxis umsetzen. Das ist natürlich das Beste, was einem passieren kann. Es motiviert ungemein zu sehen, wie die eigenen Erkenntnisse in produktive Geschäftsprozesse umgesetzt werden. In der Folge dehnte ich meinen Tätigkeitsbereich immer weiter aus. Ich durchlief alle Stationen in der Abteilung Energiehandel und konnte mit den Strukturen mitwachsen. Angefangen von der Endkundenstromprognose bis zur Strombeschaffung übte ich fast alle Tätigkeiten aus. Hierbei lernte ich alle Basisprozesse kennen und konnte zentrale Projekte wie etwa die Einführung eines neuen Portfolio- und Energiedatenmanagementsystems von Grund auf mit konzeptionieren.

Mit diesem Erfahrungsschatz habe ich im Jahr 2009 bei der Ausschreibung einer Stelle zum Teamleiter im Portfoliomanagement den Zuschlag bekommen. Nun konnte ich mich verstärkt darauf konzentrieren, konzeptionelle Themen voranzubringen. Das fundierte Grundwissen über alle grundlegenden Geschäftsprozesse in dem Bereich Energiehandel half mir dabei sehr, mich in der neuen Position zu bewähren und erfolgreich zu sein.

Besonders interessant sind derzeit Projekte im Bereich der dezentralen Erzeugung. Die LichtBlick SE ist in diesem Zusammenhang eine Kooperation mit VW eingegangen, um dezentrale und ökologische Energieversorgungskonzepte in den Markt zu bringen. Mit meinen Kollegen kümmere ich mich um die optimale Vermarktung der elektrischen Energie. Die Grundlage ist ein im Haus eigenentwickeltes Optimierungskonzept. Kurzfristmärkte im Stromhandel spielen hier eine wichtige Rolle: Die elektrische Energie wird in den Anlagen sehr kurzfristig erzeugt, um das Stromnetz zu stützen, da immer mehr erneuerbare und damit fluktuierende Einspeiser am Netz sind. Perspektivisch wollen wir unser Vermarktungssystem für alle möglichen technischen Einheiten von der Windkraftanlage bis zum Batteriespeicher öffnen und neue Dienstleistungen in Form von optimierter Einspeisung anbieten. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag für die Energiewende in Deutschland.

Nach zweieinhalb Jahren als Teamleiter bekam ich Anfang dieses Jahres das Angebot, die Abteilungsleitung Portfoliomanagement Strom zu übernehmen. Es geht nun vor allem darum, sich auf die neuen Geschäftsfelder im Rahmen der dezentralen Erzeugung zu konzentrieren und diese voranzutreiben. Dadurch, dass ich mit den LichtBlick-Strukturen gewachsen bin, kann ich meine Erfahrungen auch für diese Aufgaben gut einbringen und freue mich sehr über die Vertrauensbekundung und auf die neuen Aufgaben.

Ich habe immer versucht, ein Gleichgewicht zwischen Job und Fachlichem sowie dem Privatleben hinzubekommen und meine beruflichen Vorstellungen auch wirklich zu verfolgen. Es ist schon toll, in einem dynamischen Unternehmen mit motivierten Mitarbeitern zu arbeiten und das in einem spannenden Markt mit einem klaren Ziel: der Energiewende.

Grenzenlos

„Ingenieure ohne Grenzen“ leistet seit 2003 internationale Entwicklungszusammenarbeit durch ingenieurwissenschaftliche Projekte in den Bereichen Wasser-, Sanitär- und Energieversorgung sowie Brückenbau. Die Entwicklung einer Kleinst-Biogasanlage auf Pflanzenbasis, die tansanischen Bauern die benötigte Energie zum Kochen liefern soll, brachte den Ingenieuren den deutschen Innovationspreis für Klima und Umwelt 2011. Aufgezeichnet von Stefan Trees.

Philipp Becker, Foto: Catherina Clausnitzer
Philipp Becker, Foto: Catherina Clausnitzer

Philipp Becker, Ingenieur
Projekt: Ingenieure ohne Grenzen e.V./
Biogas support for Tanzania „BiogaST“
Ort: Deutschlandweit/Afrika
Web: www.ingenieure-ohne-grenzen.org
www.biogast.org

Wie alles begann
Ich habe Umweltverfahrenstechnik an der HTW Berlin studiert. Vor fünf Jahren bin ich auf der Suche nach einem Thema für meine Diplomarbeit im Internet auf „Ingenieure ohne Grenzen“ gestoßen. Kurz zuvor hatte unsere Partnerorganisation MAVUNO Project, eine Nichtregierungsorganisation in Tansania, eine Anfrage im Bereich Biogas gestellt – das passte sehr gut in meinen Bereich, und so habe ich dort meine Diplomarbeit angemeldet.

Ich bin dann sehr bald zum ersten Mal nach Tansania gereist. Bei „Ingenieure ohne Grenzen“ wird vor jedem Projekt eine Erkundungsreise gemacht, um mit den Partnern vor Ort Kontakte zu knüpfen und erste Eindrücke über die Strukturen und Möglichkeiten zu gewinnen.

Mit technischer Unterstützung des Leibniz-Instituts für Agrartechnik Potsdam-Bornim, das im Bereich Biogas forscht, habe ich in Tansania ein Biogas-Labor eingerichtet, das auch heute noch genutzt wird. Vor Ort habe ich Tests mit verschiedenen Substraten gemacht, Anlagen besichtigt, die schon in den 90er-Jahren gebaut worden waren, und mit den Bauern über die Probleme gesprochen, die es mit den Anlagen gegeben hatte. Sie haben uns bestätigt, dass die Anlagentechnik nicht an die Lebenswirklichkeit der Bauern angepasst ist, die von Ackerbau leben und nur sehr wenig Viehhaltung betreiben. Mit zwei Kühen gilt man dort als wohlhabend. Die Standard- Biogasanlagen benötigen aber Kuhdung von wenigstens sechs Kühen. Viele Anlagen werden deshalb nicht so genutzt, wie sie genutzt werden sollten, um die tägliche Kochenergie bereitzustellen. Stattdessen wurde weiterhin mit Holz gekocht.

In den letzten Jahren wurde von den Industrienationen viel in Biogas-Forschung investiert. Wir wissen nun, dass Biogas-Anlagen auch rein auf Basis nachwachsender Rohstoffe funktionieren. Diese Erkenntnisse versuchen wir nun in diesem Kleinstmaßstab umzusetzen, sodass Bauern, die Ackerbau betreiben, diese Anlagen voll nutzen können, weil sie über genügend Substrat verfügen.

Unser Projekt gibt den Menschen vor Ort die Chance, etwas zu lernen, sich weiterzuentwickeln, Arbeit zu finden und sich in bescheidenem Maße selbst zu verwirklichen.

Warum ich das mache
Ich wollte eine Diplomarbeit im Bereich regenerative Energien schreiben, die Sinn macht und zur Umsetzung kommt, statt in der Uni-Bibliothek zu verschwinden wie der x-te Waschmaschinenschalter, der nicht produziert wird. Außerdem schätze ich es sehr, dass ich immer die Möglichkeit hatte, mich weiterzubilden, und es allein in meiner Verantwortung lag, die Richtung einzuschlagen, in die ich möchte. In Afrika gibt es diese Möglichkeiten oft nicht. Unser Projekt gibt den Menschen vor Ort die Chance, etwas zu lernen, sich weiterzuentwickeln, Arbeit zu finden und sich in bescheidenem Maße selbst zu verwirklichen.

Außerdem bringen wir Energie dorthin, wo sie benötigt wird, wenn Menschen weiterkommen und sich entwickeln wollen. Unsere Form der Energiegewinnung durch eine Biogas-Anlage hat weitreichende Auswirkungen: Die Menschen benötigen nur noch wenig Brennholz. Die Vermeidung von Abholzung wiederum beugt der Erosion des Bodens vor. Außerdem müssen die Kinder nicht mehr stundenlange Wege zurücklegen, um Brennholz zu beschaffen, sondern können regelmäßiger die Schule besuchen. All dies ist in meinen Augen sinnvoll und motiviert mich.

Was es bislang gebracht hat
„Ingenieure ohne Grenzen“ ist mit seinen zehn Jahren ein noch junger Verein, der sich seit seinen Anfängen an engagierte Studierende richtet. In zahlreichen Uni-Städten haben sich mittlerweile Regionalgruppen gegründet. Auch das Team ist relativ jung. Projektumsetzung und Forschung werden häufig von Studierenden durchgeführt. Diplomierte Ingenieure stehen vielfach als Berater im Hintergrund und übernehmen die Organisation. Nicht jeder kann es in seinem Berufsleben einrichten, für drei Monate nach Afrika zu gehen. Doch nur mit Ingenieuren ist ein Projekt nicht umzusetzen. Wir brauchen Sozialwissenschaftler, Techniker, Kommunikationsexperten und Mitarbeiter, die sich mit Erhebungen oder interkulturellen Aspekten befassen. In diesen Bereichen wächst der Verein sehr stark. Auch wir hatten in unserem Projekt unsere Schwierigkeiten mit der interkulturellen Kommunikation und mussten viel lernen. Es war beispielsweise nicht leicht, unsere Partnerorganisation von der Notwendigkeit der Forschung zu überzeugen.

Unsere Biogas-Anlagen waren ja zu Projektbeginn noch nicht serienreif. Sie zeigten sich zwar einverstanden, doch in Afrika gibt es neunzehn Jas und ein Nein – und „Ja“ bedeutet nicht immer gleich „Ja, wir haben es verstanden“. Es war für uns wichtig, die Anlage zusammen mit den Menschen vor Ort zu entwickeln. Die Bauern von MAVUNO Project haben jedoch nicht immer gleich den Nutzen für sich gesehen, denn wir haben zunächst zwei Pilotanlagen gebaut, die nicht bei den Familien standen. Es war ein langer Prozess, unsere Partner miteinzubeziehen.

Fünfmal bin ich seit Projektbeginn nach Tansania gereist, mein längster Aufenthalt dauerte sechs Monate. Ich bin von Anfang an dabei – das Projekt ist mir ans Herz gewachsen. Ich möchte es auf eine Weise zu Ende führen, dass ich es an unsere Partnerorganisation übergeben kann, ohne dass das Projekt beeinträchtigt wird. Als Berater würde ich dann weiter zur Verfügung stehen. Doch zuvor braucht es noch eine Menge Technologietransfer sowie einheimische Biogas-Experten, Arbeiter und den Zuspruch der Community in den Dörfern, bis das Projekt auf eigenen Beinen steht und sich selbst trägt. Ich schätze, in zwei Jahren könnte es so weit sein.

E-Mail für Dich

Von: Tobias Schneider
Gesendet: Freitag, den 31. Mai 2013
An: Studenten und Absolventen der Ingenieurwissenschaften im Bereich Umwelttechnik
Betreff: Karriere

Liebe Leserinnen und Leser,

es ist ein sonniger Dienstagmorgen um 6 Uhr. Die Kolonne aus drei roten Audi R8 e-tron und mehreren Begleitfahrzeugen biegt auf die Landstraße ein und macht sich auf dem Weg an die Nürburgring-Nordschleife. Heute werden wir zwei Weltrekorde aufstellen. Der Audi-Werks-Rennfahrer, mit dem ich bereits einige Tage vorher für die letzten Abstimmarbeiten die „grüne Hölle“ befahren hatte, sitzt schon am Steuer.

Als wir an der Rennstrecke ankommen, begrüßen wir den Notar, der Rennfahrer setzt seinen Helm auf, und ich nehme meine Messtechnik in Betrieb. Schließlich wollen wir neben der Rundenzeit sämtliche Daten der zwei Rekordfahrten sammeln.

Zweieinhalb Jahre harte Arbeit des Teams werden an diesem Tag zu zwei Weltrekorden: die schnellste Runde eines Serien-Elektroautos und vor allem die zwei schnellsten Runden am Stück auf dem Nürburgring. Nachdem die Zeiten feststehen, ist sich das Team einig: Das wird uns so bald keiner nachmachen!

Während meines Bachelor-Studiums der Fahrzeugtechnik an der Hochschule Esslingen konnte ich noch nicht erahnen, mal so einen Traumjob zu ergattern und direkt an der Rennstrecke zu stehen. Es gibt einige Traumjobs in unserem Unternehmen, und mit Engagement und Eigeninitiative sind sie für jeden erreichbar. Schließlich waren an diesem Dienstagmorgen etwa 30 Audi-Entwickler am Nürburgring.

Bereits neben meinem Abitur an einem technischen Gymnasium war ich in meiner Freizeit in einem Schulprojekt für alternative Energien tätig. Die Möglichkeiten und technischen Lösungen der aktuellen alternativen Antriebskonzepte sind beeindruckend, aber bei diesen jungen Technologien finden sich noch mehr Verbesserungspotenziale als bei konventionellen Antrieben. Man kann durch eigene Ideen viel verändern und die Zukunft mitgestalten.

Nach dem Grundstudium der Fahrzeugtechnik entschied ich mich für die Vertiefungsrichtung Regelsysteme, die mir mit den Fachrichtungen Informatik, Regelungstechnik und Elektrotechnik als gute Entscheidung für die Zukunft erschien. Unter meinen Arbeitskollegen befinden sich heute tatsächlich vor allem Ingenieure aus den Richtungen Maschinenbau und Elektrotechnik, aber auch Informatiker, Physiker und Mathematiker.

Das Praxissemester habe ich bei einem Automobilzulieferer in Mexiko-Stadt absolviert. Neben der fachlichen Erfahrung konnte ich vor allem die Eindrücke einer völlig fremden Kultur sowie Spanischkenntnisse mit nach Hause nehmen. Am meisten habe ich aber von der Selbstständigkeit profitiert, die man sich aneignet, wenn man den eigenen Kontinent für ein halbes Jahr verlässt. Deswegen kann ich solche Auslandserfahrung wärmstens empfehlen.

Nach der Rückkehr war ich neben dem Hauptstudium als Werkstudent bei einem deutschen Automobilzulieferer tätig. Durch diese Tätigkeit musste ich zwar mein Hauptstudium um ein Semester verlängern, aber das hat sich gelohnt. Denn neben dem interessanten Einblick in die Applikation von Fahrdynamikregelsystemen hatte ich die Zeit, noch zusätzliche Wahlvorlesungen zu besuchen. Die Bachelorthesis habe ich dann direkt im Anschluss bei genau diesem Automobilzulieferer geschrieben. Dabei konnte ich dessen Kernkompetenz Fahrdynamikregelung mit meinem Faible für Elektroautos verbinden. Denn sie haben auf Basis eines Audi A5 ein viermotoriges Elektrofahrzeug entwickelt und aufgebaut – ein erster Berührungspunkt mit meinem künfigen Arbeitgeber.

Im ersten Schritt nach Abschluss meines Studiums kam ich über einen Ingenieurdienstleister zu Audi. Die Lebensläufe der Kollegen sind immer unterschiedlich, aber jeder zukünftige Audi-e-tron-Mitarbeiter sollte Begeisterung für Elektromobilität und ein Faible für neue Technologien mitbringen. Der Automobilkonzern ist ein sehr aktives Unternehmen im Bereich Elektromobilität und neue Antriebstechnologien. Der Vorteil für junge Akademiker liegt auch darin, dass man bei den Technologien viel Gestaltungsspielraum für eigene Ideen hat. Dadurch genießt man als Entwickler viel Freiheit und kann die zukünftigen Modelle maßgeblich mitbestimmen.

Die gute Stimmung im Team unterstützt unsere Kreativität. Für den Einsatz, den man im Unternehmen bringt, erhält man viele Entwicklungsmöglichkeiten, sowohl gehaltlich als auch perspektivisch: Nach der Mitarbeit am R8-e-tron-Projekt werde ich für meinen Arbeitgeber nach Mexiko gehen und bei den sparsamen Antrieben der kommenden Q5-Generation mitarbeiten.

Viele Grüße,
Tobias Schneider
Ingenieur, Audi e-tron, www.audi.de