Das letzte Wort hat: Prof. Dr. Robin Haring

Robin Haring_Foto: Ronald Frommann
Robin Haring_Foto: Ronald Frommann

Professor Dr. habil. Robin Haring ist mit 32 Jahren einer der jüngsten Professoren Deutschlands. Der habilitierte Demograph und Epidemiologe lehrt an der Europäischen Fachhochschule in Rostock und forscht aktiv zu den Themen Männergesundheit, demographischer Wandel und gesundes Altern. Sein neuestes Buch „Alles über die Haut“ hat er mit dem bekannten TV-Arzt Dr. Johannes Wimmer geschrieben – es vermittelt wertvolles Wissen zu Funktion und Aufbau der Haut, beleuchtet das Wechselspiel mit Psyche und Krankheiten und gibt Tipps für eine schöne und gesunde Haut.

Wie wird man denn so jung Professor – haben Sie schnell studiert?
Dank der Begleitung durch zwei großartige Mentoren, als Doktorand an der Universitätsmedizin Greifswald und als Post-Doc an der Boston University, war die Richtung immer klar. Hilfreich war auch die Entdeckung meiner Begeisterung für die Wissenschaft: Fragen stellen, Daten analysieren, Ergebnisse publizieren und in der Scientific Community diskutieren – alles spannend und sehr motivierend.

Was ist das Spannende an dem Fachgebiet der Demographie?
Die Interdisziplinarität: Es geht um mehr als nur Sterbeziffern, Geburtenzahlen oderÜberalterung. Demographische Verschiebungen haben gleichzeitig auch immer Konsequenzen für das Gesundheitssystem, die Altersvorsorge, Wirtschaft und Kultur eines Landes. Diese langen Linien zu denken ist spannend.

Sie haben auch viel über Männergesundheit geforscht. Was war da Ihre wichtigste Erkenntnis?
Dass der Mann mehr ist als nur sein Testosteronspiegel. Mit der Habilitation über Testosteron als Biomarker für Männergesundheit wurde mir klar, dass kein Mann schicksalhaft seinen Hormonen ergeben ist. Vielmehr steht der Testosteronspiegel in einem sehr dynamischen Wechselspiel mit der Umwelt, dem eigenen Verhalten und Lebensgewohnheiten.

In Ihrem neuesten Buch geht es um die Haut. Ist sie unser wichtigstes Organ? Warum?
Auf jeden Fall ist die Haut mit zwei Quadratmetern Oberfläche unser größtes Organ. Aber trotz dieser Sichtbarkeit ist die Haut ein unterschätztes Organ. Zwar möchte jeder eine schöne Haut haben, aber viele Funktionen und Geheimnisse der Haut sind völligunbekannt. Das Buch leistet also etwas Öffentlichkeitsarbeit für die Haut.

Und wie hält man sie gesund?
Nicht-Rauchen ist für die Haut extrem wichtig, ein Normalgewicht ebenso. Ansonsten die Klassiker: ausgewogene Ernährung, genügend Bewegung und ausreichend Schlaf. Generell gilt, dass alles, was man für ein gesundes und langes Leben tun kann, auch für die Haut sehr gut ist.

Was halten Sie von Pillen aus dem 3D-Drucker und anderen Effekten der zunehmenden Digitalisierung? Fluch oder Segen?
Die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung bietet vor allem bei den Themen Pflegenotstand, Ärztemangel und Multimorbidität viele Chancen. Im internationalen Vergleich steht eHealth in Deutschland aber noch ganz am Anfang.

Cover Alles über die HautJohannes Wimmer, Matthias Augustin, Robin Haring: Alles über die Haut. Ullstein 2016. 14,99 Euro.

Und wie finden Sie künstliche Intelligenz?
Als Science-Fiction-Thema sehr interessant, aber im Hype-Zyklus aktuell hoffnungslos überschätzt. Der Super-Computer im Google-X-Labor hat kürzlich 10 Millionen zufällige Screenshots nach Katzenbildern durchsucht und eine Trefferquote von 16 Prozent erzielt. Mein 6-jähriger Sohn liegt bei fast 100 Prozent. Es wird noch etwas dauern, bis Algorithmen den Menschen ersetzen.

Worüber wollen Sie Ihr nächstes Buch schreiben bzw. woran forschen Sie zurzeit?
Die Themen Überversorgung und Fehlversorgung gewinnen an Bedeutung, schließlich ist Deutschland Arzt-Weltmeister. Niemand sitzt häufiger im Wartezimmer, schluckt mehr Medikamente oder wird öfters geröntgt und operiert als die Deutschen. Deshalb dreht sich das nächste Buch um die Frage, ob wir wirklich so viel Medizin brauchen bzw. worauf man verzichten kann und genauso lange lebt wie alle anderen.