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Windenergie – eine Branche mit Zukunftspotenzial

Welche Chancen haben Hochschulabsolvent*innen in der Windenergiebranche? Felix Tobias, Inhaber von WindPersonal, eine auf die Windenergie spezialisierte Personalberatung, gibt Tipps für den Einstieg. Aufgezeichnet von Sabine Olschner

Die derzeitige Situation ist etwas ungewöhnlich: Aufgrund eines Systemwechsels innerhalb des Erneuerbaren-Energien- Gesetzes (EEG) im Jahr 2017 ging der Zubau an neuen Windkraftanlagen in Deutschland zurück, da sich bedingt durch den Systemwechsel hin zu Ausschreibungsverfahren die Vergütung für Strom aus Windenergie stark gesenkt hat. Obwohl sich dies insgesamt negativ auf die Branche ausgewirkt hat, merken wir keinen Rückgang bei der Nachfrage nach neuen Mitarbeiter*innen. Der Bedarf in der Branche steigt aus unserer Sicht weiterhin. Auch die Corona-Pandemie hat daran nichts geändert. Aufgrund der neuen politischen Ausrichtung in Sachen Windkraft haben sich natürlich die Schwerpunkte verschoben. Bis 2017 rekrutierten verstärkt Projektierungsbüros Mitarbeiter*innen, die sich zum Beispiel mit der Flächensuche, der Genehmigung und dem Bau von neuen Windkraftanlagen beschäftigten. Heute steht eher die Betreuung bestehender Anlagen, also die kaufmännische und technische Betriebsführung, die Wartung und die Entstörung sowie das sogenannte Repowering, also der Austausch von alten Anlagen gegen modernere, im Vordergrund. Auch Gutachtertätigkeiten nehmen zu.

Der höchste Bedarf an neuem Personal besteht im Norden und im Nordosten Deutschlands, wo die meisten Anlagen stehen und neu gebaut werden. Wer hingegen im Bereich der kaufmännischen und technischen Verwaltung der Anlagen arbeiten will, wird bundesweit fündig. Die Qualifikationen, die Unternehmen suchen, unterscheiden sich je nach Aufgabe: Für die Entwicklung von elektronischen und mechanischen Komponenten und deren Optimierung sind Ingenieur*innen gefragt, die gern tüfteln und nach innovativen und effizi enteren Lösungen suchen. Projektentwickler* innen benötigen technisches und kaufmännisches Know-how sowie Projektmanagementfähigkeiten. Und wer im Vertrieb von ganzen Anlagen oder deren Komponenten arbeiten will, sollte technisches Wissen sowie Vertriebskompetenz mitbringen.

Die Karrierechancen stehen gut, sofern man sich auf die Besonderheiten der Branche einlässt und etwas bewegen will.

Ob Ingenieur*innen einen Bachelor oder einen Masterabschluss mitbringen, ist erst einmal zweitrangig. Viel wichtiger ist Praxiserfahrung in der Windenergiebranche oder die Spezialisierung auf diesen Bereich. Mitarbeiter*innen mit viel Erfahrung sind in der noch relativ jungen Branche nicht besonders zahlreich zu finden – erst Anfang/Mitte der 1990er-Jahre wurden die ersten Windkraftunternehmen gegründet. Daher greifen die Arbeitgeber oft auch auf Quereinsteiger*innen zurück. Als Personalberatung suchen wir eher Leute mit Erfahrung, um Stellen zu besetzen, die ein bestimmtes Know-how erfordern.

Fachlich ist ein Quereinstieg aus anderen Branchen meist kein großes Problem. Allerdings tickt die Windenergiebranche anders als viele andere technische Industriezweige. Die ersten Unternehmen sind in den 90er-Jahren mit viel Idealismus und Pioniergeist gestartet. Dieser besondere Flair ist auch heute noch in vielen Unternehmen spürbar: Es gibt oft keine starren Strukturen, und man muss Lust haben, sich mit seinen Ideen einzubringen. Die politischen Rahmenbedingungen ändern sich im Bereich der Erneuerbaren Energien schnell, sodass sich die Unternehmen und ihre Mitarbeiter*innen immer wieder auf Neues einstellen und flexibel reagieren müssen. Das bedeutet aber auch, dass Einsteiger*innen schnell aufsteigen können, wenn sie sich engagieren. Die Karrierechancen stehen gut, sofern man sich auf die Besonderheiten der Branche einlässt und etwas bewegen will.

Insgesamt sehe ich in der Windenergiebranche ein hohes Zukunftspotenzial. Schon allein die steigenden Zulassungszahlen von Elektrofahrzeugen wird den Bedarf an Strom erhöhen. Auf lange Sicht werden wir also um die Windkraft als Stromerzeugung nicht herumkommen. Wer überzeugt ist, bei den erneuerbaren Energien gut aufgehoben zu sein, wird seinen Weg finden.

Windenergie schafft Arbeitsplätze

2016 waren 160.200 Menschen in der Windbranche beschäftigt: 27.200 im Offshore-, 133.000 im Onshore- Bereich. 2017 wurden zahlreiche Arbeitsplätze in der Branche abgebaut, zum Jahresende gab es nur noch 135.100 Beschäftigte. Derzeit liegen keine aktuelleren Zahlen vor. Die Branchenverbände BWE und VDMA gehen von gut 100.000 Beschäftigten im Jahr 2020 aus. Quelle: Bundesverband WindEnergie

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