Vermittlerin im Produktionsprozess

Foto: Fotolia/yanlev
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Katharina Hein, Wirtschaftsingenieurin bei der Liebherr-Hydraulikbagger GmbH, hat sich schon früh für technische Zusammenhänge interessiert. Ihr Studium des Wirtschaftsingenieurwesens hat sie gut auf ihre heutige Arbeit im technischen Büro des Weltmarktführers für Mobilbagger vorbereitet.

Nach einer ganz klassischen Ausbildung zur Industriekauffrau habe ich 2009 mit dem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens in Ulm/Neu-Ulm begonnen. Von klein auf interessierten mich technische Zusammenhänge. Sachen zu analysieren und zu reparieren waren schon früh mein Ding – ich wollte eben wissen, wie alles funktioniert. So war für mich schnell klar, was ich studieren wollte. Die wirtschaftlichen Aspekte meines Studienfaches kannte ich schon durch meine Ausbildung, das technische Know-how fehlte mir allerdings noch. Das Studium zur Wirtschaftsingenieurin war optimal für mich, um beide Tätigkeitsbereiche kombinieren zu können. Meine Vorkenntnisse aus der Ausbildung waren auch wirklich sehr hilfreich. Diese und der stetige Praxisbezug während meines Studiums haben mir den Berufseinstieg enorm erleichtert. Ich bereue definitiv nicht, beides gemacht zu haben. Im Gegenteil, ich finde es gut so, denn es war für mich in vielerlei Hinsicht vorteilhaft.

Katharina Hein, Foto: privat
Katharina Hein, Foto: privat

Mein Praxissemester habe ich bei der Liebherr-Hydraulikbagger GmbH in Kirchdorf gemacht – damals noch im Bereich Produktmanagement und nicht im technischen Büro, wo ich heute arbeite. Die Arbeit dort an der Schnittstelle zwischen Technik und Vertrieb hat mich sehr begeistert und mir nochmals gezeigt, dass das Studium zur Wirtschaftsingenieurin die richtige Wahl war. Ich habe in viele Themengebiete hineingeschnuppert und somit auch schnell herausgefunden, was mich interessiert und was eher nicht. Zudem hat mich auch die technische Komplexität der Maschinen fasziniert. Ich habe meine Ausbildung schon in der Metallbranche gemacht, jedoch war mein Ausbildungsbetrieb ein Zulieferer für Maschinenhersteller und das Endprodukt nur über Bilder oder Prospekte zu sehen. Hier bei Liebherr hatte ich dann erstmals den fertigen Bagger direkt vor Augen. Die technische Komplexität in Zusammenhang mit der dahintersteckenden Ingenieurskunst hat mich sehr begeistert, und deshalb war Liebherr nach meinem Studium auch eines meiner Wunschunternehmen.

Nach meinem Studium bin ich als Wirtschaftsingenieurin im Bereich Value Engineering eingestiegen. Zu den Hauptaufgaben dieses Bereichs innerhalb des technischen Büros gehört unter anderem das Kostenmanagement während der Produktentwicklung. Um gegebenenfalls auf Kostendruck reagieren zu können, ist es notwendig, Produktkosten bereits in frühen Phasen der Produktentstehung zu ermitteln und entsprechend zu beeinflussen. Konstruktionsbegleitende Kalkulationen müssen während der Produktentwicklung erstellt werden, um Transparenz zu gewährleisten. Die Vorgabe von Kostenzielen sowie etwaige Maßnahmen zur Kostenbeeinflussung gehören auch in meinen Tätigkeitsbereich. Meine Aufgaben sind also sehr vielseitig.

Die Fähigkeit, auch bei komplexen Themen und Konstruktionen den Überblick zu behalten, ist neben technischem Fachwissen eine wichtige Voraussetzung für den beruflichen Erfolg.

Während früher der klassische Ingenieur an der Verbesserung oder Neugestaltung technischer Komponenten des Produkts arbeitete und der Betriebswirt danach für die Preisbildung und Markteinführung zuständig war, muss ein Wirtschaftsingenieur sich mit beiden Seiten gleichzeitig befassen. Somit bin ich mitten im Produktentwicklungsprozess tätig und arbeite mit vielen verschiedenen Abteilungen zusammen. Ich bin sozusagen der Vermittler zwischen Vertrieb, Entwicklung, Controlling und Einkauf. Technisches Wissen kombiniert mit wirtschaftlichem Denken und Flexibilität sind Voraussetzungen für meinen Beruf. Inzwischen arbeite ich seit drei Jahren als Wirtschaftsingenieurin im Bereich Value Engineering, und langweilig wird mir dabei nie. Jeden Tag warten neue, spannende Aufgaben auf mich. An meiner Tätigkeit gefällt mir besonders, dass ich sehr selbstständig und eigenverantwortlich arbeiten kann.

Ich werde oft gefragt, wie es so als Frau in einem technischen Beruf ist, also in einer typischen Männerdomäne zu arbeiten. In erster Linie muss man, wie überall, Leistung bringen. Damit kann man sich, egal ob Mann oder Frau, am besten durchsetzen. Eine Portion Selbstvertrauen, gemischt mit Durchsetzungsvermögen, Entschlossenheit und ein wenig Robustheit und man wird sich unter den Kollegen sehr wohl fühlen – so wie ich. Zudem ist Kommunikationsfähigkeit eine sehr wichtige Eigenschaft in meinem Beruf. Man darf nicht davor zurückschrecken, Fragen zu stellen. Gerade weil Wirtschaftsingenieurinnen und Wirtschaftsingenieure ständig an verschiedenen Themen aus unterschiedlichen Fachbereichen arbeiten, ist es notwendig, sich die entsprechenden Informationen, egal ob technisch oder betriebswirtschaftlich, zu beschaffen. Man muss oft sehr gezielt nachfragen, um wichtige Details zu erfahren, die für die anfallenden Arbeiten relevant und zielführend sind.

Ich finde, das Ingenieurwesen ist ein sehr spannendes Berufsfeld mit Zukunft. Man weiß oftmals nicht, woran man in 20 bis 30 Jahren arbeiten wird, weil sich so vieles im Bereich der Technik wandelt und die Neuentwicklungen stetig zunehmen. Absolventinnen und Absolventen kann ich deshalb vor allem eines raten: Um im Job erfolgreich zu sein, darf das Interesse an lebenslangem Lernen nicht nachlassen. Die Fähigkeit, auch bei komplexen Themen und Konstruktionen den Überblick zu behalten, ist neben technischem Fachwissen eine wichtige Voraussetzung für den beruflichen Erfolg. Man sollte sich ganz genau überlegen, was man gerne macht. Ich glaube, dass man am erfolgreichsten sein wird, wenn man das machen kann, was einem Spaß macht. Ingenieuren stehen so viele Möglichkeiten und Chancen offen – und wer Freude am Gestalten und an kreativen Aufgaben hat, wird seinen Weg auch finden