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SeeHamster, SeeKuh und SeeElefant gegen Plastikmüll

Günter Bolin ist ein leidenschaftlicher Segler. Auf seinen Törns durch die Weltmeere stieß der Münchner IT-Unternehmer auf immer mehr Mengen Plastikmüll. Er beschloss, sein IT-Unternehmen ruhen zu lassen und sich intensiv mit der Lösung des globalen Plastikmüllproblems zu befassen. 2011 gründete er die Umweltorganisation One Earth – One Ocean mit Sitz in München. Vor eineinhalb Jahren ist ein Büro in Kiel hinzugekommen, das ich leite.

Unser Ziel ist es, ein Konzept der „Maritimen Müllabfuhr“ zu entwickeln, um die weltweiten Gewässer vom Plastikmüll zu reinigen. Das Team bestand am Anfang aus einem Mikrobiologen, einem Schiffbaukonstrukteur, einem Metallbauer und weiteren freiwilligen Helfern. Mittlerweile kann die Organisation, die sich aus Spenden- und Sponsorengeldern finanziert, 15 Mitarbeiter für ihre Arbeit bezahlen, darunter auch eine Agrarwissenschaftlerin und eine Meeresbiologin. Wir haben auch schon mit vielen Praktikanten zusammengearbeitet, und sobald wir in größere Büroräume umziehen, werden wir weitere bezahlte Mitarbeiter und Praktikanten beschäftigen können. Wir brauchen Leute mit Ingenieur- und Logistik-Know-how. Aber auch unsere Social-Media-Auftritte wollen wir weiter professionalisieren. Später benötigen wir auch noch mehr Nautiker für unsere Schiffe.

Wir arbeiten derzeit an drei konkreten Aspekten: der Aufklärung und Bildung zum Thema Plastikmüll in den Ozeanen, der Forschung sowie der Umsetzung von technischen Lösungen zur Problembeseitigung. Wir entwerfen Schiffe und Boote, die Müll aufsammeln und recyceln sollen. Es gibt mittlerweile drei verschiedene Bootstypen: den See- Hamster, die Seekuh und den SeeElefanten. Fünf SeeHamster sind derzeit im Einsatz. Sie sind rund fünf Meter lang und zwei Meter breit. Die SeeKuh ist zwölf Meter lang und zehn Meter breit. Beide Schiffstypen werden als Sammelboote eingesetzt: die See- Hamster in Flüssen und Hafengebieten, die SeeKuh im Küstenbereich und an Flussmündungen. Der SeeElefant ist hochseetauglich und soll den gesammelten Müll verarbeiten. Für dieses größte Schiffsmodell haben wir in den vergangenen Jahren eine Machbarkeitsstudie erstellt, das Pilotsystem soll 2021 starten.

Unsere Vision: Wir wollen so viele Systeme von Sammelfahrzeugen und Verarbeitungsschiffen wie möglich etablieren, am besten vor jeder Flussmündung.

Meine Aufgabe als Schiffbauingenieur war es bei dieser Studie, für einen gebrauchten Mehrzweckfrachter ein Konzept zu schreiben, wie man den Frachter zu einem Müllverarbeitungsschiff umbauen kann. Wie werden die Logistik und der Verarbeitungsprozess ablaufen? Welche Maschinen brauchen wir dafür? Wie viel Platz muss das Schiff haben? Welches Schiff kommt dafür überhaupt infrage? Entstanden ist ein kompletter Entwurf für solch ein Schiff, inklusive eines 3-D-Modells. Bevor der SeeElefant zum Einsatz kommt, müssen wir noch Erfahrungen zusammentragen. Dazu sammeln wir derzeit mit den SeeHamstern und der SeeKuh in Asien, aber auch vor Deutschlands Küsten und demnächst in Südamerika Müll ein. Dieser wird analysiert: Wie sieht das Material aus? Welche Art von Kunststoffen finden wir? Schwimmt in Südamerika anderer Plastikmüll im Meer als in Asien? Was kann man mit dem Material machen? Nur mit diesen Erfahrungen können wir die Maschinen richtig auslegen. Theoretische Daten reichen dazu nicht aus, wir müssen sie durch reale Fänge verifizieren. Gleichzeitig suchen wir natürlich nach Investoren für den SeeElefanten, um das Projekt wirklich bis 2021 umsetzen zu können.

Mit der zweiten Generation der See-Kuh, die derzeit im Bau ist, wird der Müll in recycelbare und nicht recycelbare Stoffe aufgeteilt. Organik, zum Beispiel Algen und Muscheln, werden aussortiert und ins Meer zurückgeführt. Bisher wird der Recycling-Müll noch unsortiert an lokale Recycling-Firmen gegeben. Künftig soll der SeeElefant die Funde zu sortenreinen Kunststoffballen pressen, die an Land zu neuen Produkten verarbeitet werden können. Geplant ist auch eine Verölung direkt auf dem SeeElefanten. Wir beobachten derzeit den Markt und forschen selber an Möglichkeiten, wie man auf dem Schiff den Kunststoff in Öl zurückverwandeln kann. Das Problem bislang: Der Prozess ist sehr energieaufwendig und störungsanfällig. Für den nicht-recycelbaren Anteil an Müll, etwa Kunststoffverbunde, Netze oder Sonderstoffe, sehen wir eine thermische Anlage an Bord vor. So kann aus der Reststoff- Fraktion immerhin wertvolle Energie gewonnen werden, mit der wir unsere Sammelfahrzeuge und die Bordsysteme des SeeElefanten antreiben können.

Mehr zur Umweltorganisation
One Earth – One Ocean:
www.oneearth-oneocean.com

Unsere Vision: Wir wollen so viele Systeme von Sammelfahrzeugen und Verarbeitungsschiffen wie möglich etablieren, am besten vor jeder Flussmündung. Denn wenn erst gar kein Müll mehr ins Meer gelangt, ist schon viel geholfen. Wir wissen, dass das Ganze im Grunde eine Symptombekämpfung ist. Eigentlich müsste man viel tiefer einsteigen, bei Bildung und beim Aufbau von Abfallwirtschaftssystemen, vor allem in asiatischen Ländern. Aber diese Prozesse dauern zu lange. Wir wollen heute schon verhindern, dass weiteres Plastik in die Meere gelangt. Wenn es erst einmal ins offen Meer getrieben ist, ist es eigentlich schon zu spät.

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