Das letzte Wort hat: Valerian Seither, Gründer des E-Roller-Sharing emmy

Foto: Fotolia/fotofabrika
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Valerian Seither (35) studierte Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Berlin und gründete 2015 mit zwei Kommilitonen das Start-up emmy. Ihre Geschäftsidee: Sharing von Elektro-Rollern. Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen 130 Mitarbeitende und hat rund 3000 E-Roller in Berlin, München und Hamburg auf den Straßen. Damit sind sie Marktführer in Deutschland. Das Interview führte Sabine Olschner

Valerian Seither, Foto: emmy
Valerian Seither, Foto: emmy

Wie kamen Sie auf Ihre Geschäftsidee?
Wir saßen mit Studienkollegen am Ende unseres Masterstudiums zusammen und haben uns über Roller unterhalten. Obwohl keiner von uns je auf einem Roller gesessen hatte, waren wir uns einig, dass es doch super praktisch wäre, wenn man diese als flexibles Bewegungsmittel für Strecken in der Stadt mieten könnte. So hatten wir die Idee zum Roller-Sharing – analog zum Car-Sharing, das es ja bereits gab. Wir wollten auf jeden Fall Roller mit austauschbaren Akkus und keine klassischen Vespas mit Verbrennermotoren. Letztere gab es schon in Deutschland, aber sie konnten sich nicht halten. Unseres war das zukunftsträchtigere Modell.

Wie ging es nach der ersten Idee weiter?
Wir haben parallel zu unserer Masterarbeit an einem Businessplan gearbeitet, um herauszufinden, ob das Ganze als nachhaltiges Unternehmen funktionieren kann. Anschließend haben wir uns für das EU-finanzierte Programm Climate-KIC Accelerator beworben, das Start-ups im Cleantech-Bereich unterstützt. Wir hatten mit unserer Bewerbung Erfolg und erhielten Zugriff auf Mentoren, Büroräume und etwas Grundkapital.

Welche Herausforderungen gab es, besonders am Anfang der Gründung?
Wir kamen ja frisch aus der Uni und hatten noch keine Ahnung, was man alles machen muss, um eine Firma zu gründen. Daher sind wir auf viele Veranstaltungen für Gründer gegangen, um uns mit erfahreneren Leuten auszutauschen und von ihnen zu lernen. Uns war es wichtig, schnell unsere Idee nach draußen zu tragen, um von anderen zu erfahren, ob wir vielleicht Stolpersteine übersehen haben. Wir haben uns dagegen entschieden, alles erst vorzubereiten und dann mit einer Überraschung ans Licht zu gehen. Wir hatten keine Angst, dass uns unsere Idee geklaut wird, sondern wollten schnell Rückmeldungen von vielen Leuten bekommen und unsere Idee dann rasch weiterentwickeln und umsetzen.

emmy Schwalbe, Foto: emmy
emmy Schwalbe, Foto: emmy

Was sollten Unternehmer beherzigen, wenn es dann wirklich losgeht?
Wir haben anfangs immer versucht, Dinge so günstig wie möglich umzusetzen, um die Euros zusammenzuhalten. Wenn man dann in den Markt geht, kann es aber besser sein, mal etwas mehr auszugeben, um weiterzukommen. Wir haben am Anfang den Fehler gemacht nicht schnell genug Leute einzustellen. So blieb zu viel Arbeit bei uns hängen. Als wir dies bemerkten, haben wir uns schnell Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht. Das hieß dann aber auch, sich anders zu organisieren, als wir es vorher in unserem kleinen, eingespielten Team gemacht hatten. Darüber hinaus bin ich froh, dass wir schnell in den Markt gegangen sind und Fehler, die dabei entstanden sind, im laufenden Geschäft behoben haben. Viele warten nämlich zu lange darauf, bis alles vermeintlich korrekt ist, und verpassen dann den Einstieg.