Das letzte Wort hat: Philipp Kahle Gründer von Onomotion, Anbieter von E-Cargo-Bikes

Philipp Kahle, Foto: ONOMOTION GmbH
Philipp Kahle, Foto: ONOMOTION GmbH

Philipp Kahle ist zusammen mit Beres Seelbach Geschäftsführer des Start-ups Onomotion mit Sitz in Berlin. Sabine Olschner sprach mit dem Fahrzeugingenieur über die Gründung seines Unternehmens und die Herausforderungen, die sich auf dem Weg zeigten.

Wie kamen Sie auf Ihre Geschäftsidee?
Meine beiden Mitgründer und ich kommen alle aus dem Bereich Mobilität. Wir haben uns überlegt, welche neuen Fahrzeugkonzepte wir entwickeln könnten, um den Verkehr in den Innenstädten zu entlasten. Das E-Commerce-Geschäft ist in den letzten Jahren stark gewachsen, und es sind immer mehr Paketzusteller in den Städten unterwegs. Also haben wir ein E-Cargo-Bike entwickelt, das bei der Paketzustellung ein guter Ersatz für Lieferwagen ist. Gegründet haben wir unser Unternehmen 2016, seit Ende 2020 ist unser E-Cargo-Bike auf dem Markt. Um das Bike herum bieten wir verschiedene Services an: Wartung, Mobilitätsgarantie, Versicherungen bis hin zur Auslieferung der Ware mit einer eigenen Flotte von Fahrer*innen. Mehrere 100 Fahrzeuge sind mittlerweile deutschlandweit unterwegs.

Mit welchem fachlichen Hintergrund haben Sie sich an die Gründung gewagt?
Während meines Studiums der Fahrzeugtechnik an der TU Berlin habe ich viele Jahre an der Formula Student teilgenommen, einem internationalen Konstruktionswettbewerb für Studierende. Ich habe die Fahrzeuge mitentwickelt und mich auch um das Sponsoring des Projekts gekümmert. Im Studium habe ich mich viel mit alternativen Antrieben beschäftigt und war auch Testfahrer für eine Wasserstoffflotte von VW. Nach dem Studienabschluss habe ich bei einem Hersteller von Nutzfahrzeugelektroantrieben gearbeitet und war im Unternehmen meines Mitgründers Beres Seelbach im Vertrieb und Projektmanagement von E-Carsharing-Flotten tätig.

Foto: ONOMOTION GmbH
Foto: ONOMOTION GmbH

Wie haben Sie alles Notwendige für die Unternehmensgründung erlernt?
Am Anfang war es viel Learning by Doing. Wichtig ist aber auch, externe Hilfe anzunehmen und nicht zu glauben, dass man alles selber machen kann. Wir haben uns ein starkes Team aufgebaut mit Expert*innen, die über viele Bereiche weit mehr wissen als wir in der Geschäftsführung. Außerdem haben wir uns von Coaches viele Tipps geholt.

Was sind die größten Herausforderungen bei einer Gründung?
Die erste Hürde ist, überhaupt zu entscheiden, dass ich mich jetzt selbstständig mache. Dann geht es darum, das erste Kapital zu bekommen und auch später immer wieder Investoren zu finden, die einen unterstützen, bis das Unternehmen sich allein finanzieren kann. Aus Ingenieursicht kann ich sagen: Die Produktentwicklung dauert immer länger als geplant. Oft macht man sich den Druck – oder bekommt ihn von Investoren –, dass man mit seinem Produkt schnell in den Markt kommt.

Im Rückblick gesehen: Hätten Sie lieber schon direkt nach dem Studium gegründet, oder war es gut, erst Praxiserfahrung zu sammeln?
Wenn ich als Student schon eine gute Geschäftsidee gehabt hätte, hätte ich mich vielleicht direkt selbstständig gemacht. Aber oft braucht es für die Entwicklung einer Idee eine gewisse Zeit. Für mich war die Projektarbeit am Rennwagen sehr wertvoll, es hätte aber auch ein anderes großes studentisches Projekt sein können. Als Angestellter habe ich durch Beobachtung meiner Führungskräfte viel darüber gelernt, wie man ein Team führt. Der Vorteil einer späteren Gründung ist auch: Man reift mit der Zeit, wird selbstsicherer. Und ich brauchte die richtigen Leute. Allein hätte ich mir eine Gründung vielleicht nicht zugetraut.

onomotion.com