Circular Economy in der Automobilindustrie

Foto: AdobeStock/Elegant Solution
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Bislang landen die meisten Fahrzeuge auf dem Schrottplatz, wenn sie nicht mehr fahrtüchtig sind. Automobilhersteller und -zulieferer suchen nun Wege, wie sie die in Autos verbauten Materialien wiederverwerten können. Von Sabine Olschner

Der europäisch-amerikanische Automobilkonzern Stellantis, der aus der Fusion von Fiat Chrysler Automobiles und der Peugeot-Gruppe hervorgegangen ist, eröffnet am italienischen Standort Mirafiori einen eigenen Schrottplatz. Dort sollen zukünftig Altfahrzeuge demontiert und die Ersatzteile für einen erneuten Einsatz überholt werden. Das „Circular Economy Center“ ist Teil eines neuen Geschäftsmodells, mit dem der Konzern nicht nur nachhaltiger werden, sondern auch Geld verdienen will. Der Erlös aus den recycelten Materialien und Teilen soll sich im Vergleich zum Jahr 2021 verzehnfachen, der Umsatz soll auf zwei Milliarden Euro steigen.

Was bedeutet Circular Economy?

Das Ziel von Circular Economy, zu deutsch: Kreislaufwirtschaft, ist es, dass ein Produkt am Ende seiner Lebensdauer nicht einfach weggeworfen wird, sondern die verwendeten Ressourcen so weit wie möglich in der Wirtschaft verbleiben. Sie sollen so oft wie möglich wiederverwendet, aufgearbeitet und recycelt werden, um damit Abfälle auf ein Minimum zu reduzieren. Mit neuen Rechtsvorschriften will die EU den Übergang von einer Linearwirtschaft, also einer „Wegwerfwirtschaft“, zu einer Kreislaufwirtschaft fördern, um sich unabhängiger von Rohstofflieferungen aus Drittländern zu machen.

Auch BMW plant, den Anteil wiederverwerteter Materialien in seinen Fahrzeugen von derzeit im Durchschnitt 30 auf 50 Prozent zu erhöhen. Auf der IAA in München 2021 hat der Konzern mit dem „i Vision Circular“ ein Konzeptauto vorgestellt, das fast vollständig aus recyceltem Material gebaut wurde.

Um den Umweltschutz weiter voranzubringen und Kosten für Ressourcen zu sparen, wollen die Kühne Logistics University, der Do-Tank Circularity e.V. und die Encory GmbH eine europaweite Plattform für die Rückführung und Wiederaufbereitung von Automobilkomponenten aufbauen. Ziel ist die Schaffung einer europäischen Allianz für mehr Kreislaufwirtschaft in der Lieferkette zwischen Automobilherstellern (OEMs), Komponentenherstellern (OESs) und Logistikunternehmen. Sammlung, Screening, Kontrolle und Vertrieb von Automobilkomponenten für die Wiederaufbereitung und das Recycling sollen branchenweit organisiert sein.

Der aktuelle Circularity Gap Report kann kostenlos heruntergeladen werden.

Sicher ist: Bei der Kreislaufwirtschaft besteht weiter dringender Handlungsbedarf. Derzeit werden laut dem Circularity Gap Report 2023 nur 7,2 Prozent des weltweiten Materialflusses wiederverwertet.Und die Zahl sinkt: 2018 waren es noch 9,1 Prozent, 2020 betrug der Anteil des wiederverwerteten Materials 8,6 Prozent.