Zur Kenntnis: Karriere Trend

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Wofür steht Karriere heute? Welche beruflichen Pläne haben die Deutschen für 2016? Ich habe in einer Online-Erhebung rund 1500 Angestellte aus ganz Deutschland zu ihrer Zufriedenheit im Beruf sowie ihren persönlichen Karriere zielen 2016 befragt – mit teils überraschenden Erkenntnissen.

Bernd Slaghuis, Foto: privat
Bernd Slaghuis, Foto: privat

Der Autor

Dr. Bernd Slaghuis ist Karriere- und Business-Coach in Köln. Er hat sich auf Karriereplanung und Neuorientierung sowie das Coaching von Führungskräften aus dem mittleren Management spezialisiert. Die ausführliche Dokumentation mit allen Ergebnissen der Studie können Interessierte bei Dr. Bernd Slaghuis anfordern:
mail@bernd-slaghuis.de
www.bernd-slaghuis.de

Die gute Nachricht vorweg: Die Deutschen sind mehrheitlich zufrieden mit ihrer beruflichen Entwicklung der letzten drei Jahre. Knapp drei Viertel der Befragten erklärten, sie seien zufrieden bis hoch zufrieden in ihrem aktuellen Job. Ein überraschendes Ergebnis vor dem Hintergrund der Burnout- und Work-Life-Balance-Diskussion der letzten Jahre. Am zufriedensten sind die unter 30-Jährigen, der größte Job-Frust hingegen herrscht bei den 40-49-Jährigen.

Doch die Zufriedenheit allein bindet heute nur noch wenige an ihren Arbeitgeber. Denn jeder Dritte gab auch an, in diesem Jahr seinen Job wechseln zu wollen. Arbeitnehmer verbinden in Zeiten einer guten Arbeitsmarktlage mehr Chancen als Risiken mit einem Wechsel und möchten nicht nur ihren Lebenslauf optimieren, sondern sich vor allem weiter entwickeln. Hinzu kommt, dass die Identifikation mit dem eigenen Arbeitgeber in den letzten Jahren immer weiter gesunken ist, wie andere Studien belegen. Unternehmen forderten von Bewerbern und Mitarbeitern mehr Flexibilität ein, heute erfahren sie die Kehrseite flexibler Angestellter: Stoßen sie an die Grenzen der Entwicklung im Unternehmen oder werden unzufrieden, suchen Sie sich einen anderen Job.

Tagesordnungspunkt: Aktuelle Karrieretrends
Verteiler: Studierende und Absolventen
CC: Arbeitgeber
Ort: Köln
Datum: Mai 2016
Von: Bernd Slaghuis

Es verwundert daher nicht, dass für zwei Drittel Neues lernen ganz oben auf der Agenda ihrer beruflichen Ziele für 2016 steht. Mehr Geld verdienen landet auf Platz zwei. Die Angestellten sind wissenshungrig und wollen sich für die Veränderungen der Arbeitswelt von morgen wappnen – Stichwort Digitalisierung und Industrie 4.0 – und sich gleichzeitig für den Arbeitsmarkt bis ins Alter fit halten. Das Verständnis von Karriere hat sich vor allem bei der jungen Generation gewandelt: Selbstverwirklichung, Herausforderung und Anerkennung sind Begriffe, die 70 Prozent der Studienteilnehmer heute mit Karriere verbinden. Auf den letzten Plätzen rangieren Einfluss, Status und Wettbewerb.

Das sture Klettern auf der Karriereleiter nach oben ist vielen Mitarbeitern und Führungskräften heute nicht mehr wichtig. Sinn, Erfüllung und Zufriedenheit haben Geld und Status als Erfolgskriterien abgelöst. Auffällig hoch ausgeprägt ist laut Studie der Wunsch nach Sicherheit im Beruf besonders bei jungen Menschen unter 30 Jahren. Ein Ergebnis, das zunächst dem Bild der sogenannten Generation Y zu widersprechen scheint. Doch auch im Karriere-Coaching mit Absolventen und Berufseinsteigern erlebe ich, dass sie sich zwar mehr Flexibilität, Entscheidungs- und Handlungsfreiheit im Beruf wünschen, doch hierfür von ihren Chefs auch feste Leitplanken benötigen, die ihnen Halt und Orientierung und damit Sicherheit in einem zunehmend durch Komplexität, Dynamik und Schnelligkeit geprägten Umfeld geben.

Berufung und Bestimmung

Diplom-Psychologin Angelika Gulder unterstützt als Coach seit rund 25 Jahren Menschen dabei, ihre Träume zu leben. Ihre Ratgeber mit dem „Karriere-Navigator“ und dem „Lebenstraum-Navigator“ erreichten Bestseller-Status.In ihrem neuen Buch „Der Seelen-Navigator“ beschreibt sie, wie man seine Berufung finden, Träume leben und den Weg der Seele gehen kann und welche Rolle die Seelen-Landkarte dabei spielt. Einen Überblick mit viel Inspiration bietet ihr Gastartikel.

Vor unserer Geburt hat unsere Seele einen Plan für unser Leben erstellt. Eine Art Seelen-Landkarte, der wir folgen können. Darin ist festgelegt, wer unsere Eltern sind, welche Per-sönlichkeit wir zum Ausdruck bringen werden, wen wir treffen und auch, wann welche Herausforderungen uns begegnen, welcher Berufung wir folgen wollen und welche alten Ängste es zu überwinden gilt.

Angelika Gulder, Foto: privat
Angelika Gulder, Foto: privat

www.coaching-up.de

Dummerweise gibt es niemanden, der uns zu Beginn unseres Lebens lehrt, wie wir unsere Seelenkarte lesen können. Darum irren die meisten Menschen viele Jahre auf der Suche nach ihrem Weg herum.Somit besteht eine unserer Lebensaufgaben darin, unsere Berufung zu finden und mit allen uns zur Verfügung stehenden Kräften zu leben. In jedem Menschen ist dafür von Geburt an eine unverwechselbare Kombination aus Eigenschaften und Begabungen angelegt. Doch was ist das genau, die eigene Berufung?

Ein Beruf ist jede auf Dauer angelegte Tätigkeit zur Bestreitung des eigenen Lebensunterhalts, ganz gleichgültig, ob man das, was man tut, auch gelernt hat, ob man es wirklich kann und ob man es gerne tut. Die Berufung ist hingegen „der Ruf Gottes (oder wenn Sie nicht an Gott glauben – der Ruf des Lebens) an einen Menschen zur Erfüllung ihm bestimmter Aufgaben“. Die Berufung zu leben bedeutet, das zu tun, wofür man von der eigenen Seele mit den besten Anlagen ausgestattet worden ist.

Diese Fragen bringen Sie auf die Spur Ihrer Berufung

Kaum ein Mensch kann spontan sagen, was seine Berufung ist. Dabei ist es erstaunlich leicht, das herauszufinden. Doch dazu muss man die richtigen Fragen stellen. Diese sind:

  • Welche der Dinge, die ein Mensch gut kann, machte ihm in der Vergangenheit und macht ihm heute am allermeisten Spaß?
  • Was hat schon in der Kindheit besonders viel Spaß gemacht (zum Beispiel kreativ sein, Abenteuer erleben, Dingen auf den Grund gehen)?
  • Was sind die ganz persönlichen Lebensmotive (zum Beispiel Freiheit, Freude, Neugier)?
  • Was sind die wahren Interessen eines Menschen (zum Beispiel Gesellschaft, Politik, Persönlichkeitsentwicklung, schöne Dinge)?
  • Was sind die Sehnsüchte und Träume (zum Beispiel um die Welt reisen, eine Finca im Süden haben, berühmt sein)?
  • Und schließlich: In welchem Berufsbild fließen all diese bedeutsamen Aspekte der Persönlichkeit bestmöglich zusammen?

Berufsorientierung

Neben zahlreichen Berufswahltests für Absolventen im Internet bietet auch karrieref.walhalla0299.nbsp.de die Möglichkeit, sich über die unterschiedlichsten Berufs-felder zu informieren. In unserer Sparte „Berufsleben“ geben Einsteiger und Auf-steiger Einblicke in ihren ganz persönli-chen Werdegang und beschreiben, wie sie zu ihrem „Traumjob“ gekommen sind, wie sie das Unternehmen gefunden haben, in dem sich persönliche und berufliche Ziele verbinden und verwirklichen lassen.
karrieref.walhalla0299.nbsp.de/berufsleben

Ein Beispiel für detailliertes Vorgehen könnte sein: Was für ein Kind waren Sie, eher ruhig oder abenteuerlustig? Waren Sie lieber drinnen oder draußen, kreativ oder eher praktisch, eher wild oder besonnen? Mochten Sie es lieber, mit anderen zusammen oder alleine für sich zu sein? Orientierten Sie sich an der Natur und den Tieren? Waren Sie sportlich und mochten Sie es, in Bewegung zu sein? Mochten Sie malen, zeichnen, basteln, lesen, schreiben? Oder liebten Sie es, Fernzusehen, Radio zu hören, im Garten zu arbeiten, mit Lego zu bauen, Gesellschaftsspiele zu spielen, im Verein zu sein, Musik zu machen, sich mit Technik, Puppen, Barbies oder Autos zu beschäftigen? Spielten Sie gerne Theater, führten etwas vor oder mochten Sie es, sich zu verkleiden?

Und was waren Ihre Träume für Ihr Leben als Erwachsener? Wollten Sie reich und berühmt werden? Wünschten Sie sich, auf dem Land oder in der Stadt zu leben? Hatten Sie die Vorstellung, durch die Welt zu reisen und Abenteuer zu erleben oder die von einem ruhigen, beschaulichen Leben mit Familie? Oder hatten Sie vor, etwas für andere zu tun oder einfach nur frei zu sein?

Meine Erfahrung ist, dass es sich lohnt, den Talenten, die Sie in die Wiege gelegt bekommen haben, ganz systematisch nachzugehen und diese auch im Erwachsenenalter zu leben. Und: Wenn Sie den Plan Ihrer Seele lesen lernen, kommen Sie nicht nur Ihrer Berufung näher, sondern haben darüber hinaus die Chance auf ein erfülltes Leben, Glück und Erfolg.

BuchtippCover Angelika Guhler, Seelen-Navigator

Angelika Gulder: Der Seelen-Navigator.In 7 Schritten zu deinem wahren Lebensplan. Arkana, Mai 2016. 17,99 Euro.

Consulting spezialisiert!

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Gewappnet für harte Verhandlungen

Cover Lassen Sie sich nicht über den Tisch ziehenMit Nettigkeit kommt man nicht immer weiter. Professor Heinz Ryborz, Kommunikationsexperte und Autor, zeigt, wie man die eigenen Interessen besser vertritt, um nicht zum Opfer verschlagener und tückischer Tricks zu werden. Mit listiger, skrupelloser und bösartiger Rhetorik in Gesprächen, Diskussionen, Debatten und Verhandlungen lässt sich der Gegner in die Enge treiben.
Heinz Ryborz: Lassen Sie sich nicht über den Tisch ziehen. Walhalla, Juni 2016. 29,00 Euro

Sven Treystatzky, Foto: burgerlich
Sven Treystatzky, Foto: burgerlich

Guter Rat ist lecker! Leckere Burger aus qualitativ hochwertigen Zutaten und eine lässige Atmosphäre – das gibt es bei Burgerlich. Das Konzept wurde entwickelt von Gregor Gerlachund Sven Freystatzky, der einst in der Sterne-Gastronomie begann und viele Jahre als Partner und Berater in erfolgreichen Gastronomie-Unternehmen tätig war. Mittlerweile gibt es zwei Restaurants mit stilvollem Industrial Chic Ambiente, und zwar in Köln und in Hamburg.
www.burgerlich.com

Der Uni-Kater

Cover Roth: Pep, der Uni-KaterMenschen sind schon seltsame Wesen. Zu dieser Feststellung kommt Pep, Deutschlands gebildetster Kater, nachdem er die Studenten der Uni Regensburg gründlich beobachtet hat. Er beschließt, sich kurzerhand selbst zum Studium einzuschreiben. Als Student der Humanwissenschaften geht er dem Verhalten der Menschen auf den Grund – auf Katzenart natürlich. Vielleicht gibt es bald ein neues Berufsfeld: Den Berater-Kater.
Marlene Roth: Pep, der Uni-Kater. Bastei Lübbe, Mai 2016. 9,99 Euro

Philosophische Beratung und kreatives Denken

Cover Der unendliche AugenblickAnders denken ist das Credo von Dr. Natalie Knapp. Sie studierte Philosophie, Literaturwissenschaften, Religionsphilosophie sowie Religionsgeschichte und promovierte über Heidegger. Heute arbeitet sie als freie Autorin und philosophische Beraterin in Berlin und ist u.a. Gründungsmitglied des Berufsverbandes für philosophische Praxis. Auch im Wirtschaftsleben sind philosophische Kompetenzen in einer Zeit gefragt, in der viele Faktoren die Wirtschaft zur Neuorientierung aufrufen. In ihrem Buch „Der unendliche Augenblick. Warum Zeiten der Unsicherheit so wertvoll sind“ plädiert sie dafür, Umbruchsituationen nicht möglichst schnell hinter sich lassen zu wollen, sondern sie auf eine andere Art und Weise wertzuschätzen. Die Autorin ist derzeit auf Lesereise.
Natalie Knapp: Der unendliche Augenblick. Rowohlt 2015. 19,95 Euro. Auch als E-Book erhältlich.

Berufung: Kunstberatung

Eva Müller, Foto: Harald Rautenberg
Eva Müller, Foto: Harald Rautenberg

Im scheinbar unüberschaubaren Angebot des Kunstmarktes entdeckt sie das Besondere und versteht es, jedes Werk wirkungsvoll zu platzieren und verständlich zu vermitteln: Eva Müller. Sie berät Unternehmen bei der Auswahl der richtigen Kunstwerke und schlägt Bilder, Skulpturen,Farbkonzepte, Licht- und Medienkunst vor, die eine optimale ästhetische und inhaltlich überzeugende Wirkung erzielen sollen. Neben dem Studium der Sozialpädagogik studierte sie Kunst, arbeitete als Kunsttherapeutin mit jugendlichen Häftlingen, entwickelte ein städtisches Projekt zur Künstlerinnenförderung, kuratierte Ausstellungen, fand so ihren Weg in die Beratung und gründete 1993 ihr eigenes Unternehmen.
www.kunstberatung.de 

 

Achtsamkeit braucht Langsamkeit

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Bruder Paulus, Sie sind als Seelsorger ja durchaus auch eine Art „Persönlichkeitsberater“. Haben Sie einen Tipp für Einsteiger in der Beraterbranche – wie berät man richtig?
Rate, was du raten willst. Und nicht das, was du meinst, was andere gern geraten bekommen. Nichts ist erbärmlicher als eine Beraterpersönlichkeit, die Sprechblasen produziert, Charts und Analysen, die mehr vernebeln als klären. Gute Berater lassen sich beraten. Gute Chefs lassen sich korrigieren. Und gute Kunden behält man, wenn sie merken: Der Berater ist mehr interessiert am Kundenwohl als am eigenen.

Bruder Paulus, Foto: Rubén Zárate
Bruder Paulus, Foto: Rubén Zárate

Bruder Paulus ist Ordensbruder der Kapuziner und verkündet das Reich Gottes gern auf allen Kanälen: In seinen Büchern ebenso wie im Fernsehen oder bei Facebook und Twitter. Mit seiner Sendung „So gesehen – Talk am Sonntag“ ist er jeden zweiten Sonntag auf SAT.1 zu sehen.

www.bruderpaulus.de
www.facebook.com/br.paulus

Wenn nun ein Berufseinsteiger einen „ethischen Kompass“ entwickeln möchte – wie kommt man diesem auf die Spur, wie entwickelt man ihn?
Stille. Stille. Stille. Ich kann das nicht oft genug sagen. Eine Universität ohne Kapelle, eine Business-School ohne eine Zone des Schweigens: Das sollte es meines Erachtens nicht geben. Denn die Dinge zu lernen ist das eine, sie aber anzuwenden, oder auch nicht anzuwenden: Das ist eine Frage der Stimme des Gewissens, die einen nach dem ethischen Kompass führt. Auf die Spur kommt man dem mit guten Lehrerinnen und Lehrern, dem Meditieren heiliger Schriften. Und durch Stille.

Ein weiterer aktueller Begriff ist Achtsamkeit. Interessant, dass man das erst wieder lernen muss, oder?
Achtsamkeit braucht Langsamkeit. Die hohe Emotionalisierung ist das größte Hin-dernis für Achtsamkeit. Der letzte Schrei in der Mode, die besondere Notlage bei Nachbar X oder das schreckliche Drama bei Y – wir springen von Gefühlsevent zu Gefühlsevent, werden immer leerer, was unsere echten Gefühle angeht, und landen am Ende in einer Suchtschleife, die das Denken und Fühlen abtötet, damit der Konsum weiterläuft. Berufseinsteiger lernen oft sehr viel, bekommen jedoch auch das Gefühl, die Balance zu verlieren.

Wie kann es gelingen, sich treu zu bleiben?
Freundschaften pflegen, Auszeiten nehmen, Urlaub gut planen, den Sonntag achten, nicht mehr als vierzig Stunden in der Woche mit Hingabe arbeiten und studieren: Das sind die guten alten Regeln der Menschheit, sein Herz zu bewahren.

Sie sind vom Papst als einer von 1000 „Missionaren der Barmherzigkeit“ ausgesandt worden. Was ist Ihre Aufgabe?
Ich sehe zwei Hauptaufgaben. Die eine ist innerkirchlich: Für die da sein, die in schweren inneren Konflikten nicht wissen, wie sie sich mit dem Glauben wieder in Einklang bekommen. Und außerkirchlich: Wirtschaft und Gesellschaft zu fragen, ob sie sich eher nach der Logik der Zahlen oder nach der Logik des Herzens formen wollen.

Warum ist es wichtig, sich als junger Mensch mit Barmherzigkeit zu befassen?
Wer weiterkommen will, muss die Quellen seines Lebens beständig reinigen. Meines Erachtens ist die ganze menschliche Person einzubringen in die Lebensplanung. Die Lebensziele und die beruflichen Ziele in Einklang bringen, das braucht Barmherzig-keit: Verständnis nach allen Seiten, Offenheit und auch Liebe.

Das Interview führte André Boße.

 

E-Paper karriereführer ingenieure 1.2016

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karriereführer ingenieure 1.2016 – Querdenken, experimentieren, innovieren – Enabling

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Cover karriereführer ingenieure 1.2016

Querdenken, experimentieren, innovieren: Trend „Enabling“

Der englische Begriff steht für einen neuen Trend in technischen Unternehmen. Es geht darum, Strukturen zu schaffen und Mitarbeiter zu finden, die Weiterentwicklungen ermöglichen. Ob Geschäftsmodelle aus Weltraumträumen oder ein Drachenantrieb für Ozeantanker: Innovative Unternehmen suchen nach experimentierfreudigen Ingenieuren. Damit das funktioniert, bieten sie eine Unternehmenskultur, die Innovationen ermöglicht, statt sie zu verhindern.

Kultur-, Buch- und Linktipps

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Feldenkrais: ein abenteuerliches Ingenieursleben

Wussten Sie, dass es ein promovierter Ingenieur war, der die Feldenkrais-Therapie begründet hat? Moshé Feldenkrais, geboren 1904 in der Ukraine, hat die Methode entwickelt, bei der es darum geht, sich die eigenen Körperbewegungen bewusst zu machen und so Verspannungen zu vermeiden oder aufzuheben und beweglicher zu werden. Über das abenteuerliche Leben von Moshé Feldenkrais ist nun ein Buch erschienen. Christian Buckard: Moshé Feldenkrais – Der Mensch hinter der Methode. Berlin Verlag 2015. 24 Eurowww.feldenkrais-biographie.de

Cover Plötz 4-Stunden Startup
Cover Plötz 4-Stunden Startup

Nebenher zum Start-up

Felix Plötz ist Diplom-Wirtschaftsingenieur, hat selbst bereits erfolgreich zwei Start-ups gegründet und empfiehlt nun: Mach Dein eigenes Ding. Nebenher! Neben der Denkweise von Startup-Gründern stellt Felix Plötz die Tools vor, um außergewöhnliche Ideen schnell und günstig zu testen und professionell umzusetzen. Das Buch zeigt die vielfältigen Chancen, neben dem Job die eigene Idee als kleines Business aufzuziehen – und so ein erfüllteres Leben zu führen. Felix Plötz: Das 4-Stunden-Startup. Wie Sie Ihre Träume verwirklichen ohne zu kündigen. Econ 2016, 16,99 Euro

Über den Wolken

Pia-Marie Witt, Foto: privat
Pia-Marie Witt, Foto: privat

Pia Marie Witt aus Kißlegg im Allgäu ist gelernte Heißluftschiffpilotin – die einzige Deutschlands. Im Sommer ist die 39-jährige überwiegend in der Luftfahrt tätig, fährt Luftschiffe und Heißluftballons. Im Winter widmet sie sich ihren anderen Leidenschaften: Dann schreibt sie Kinderbücher und gibt Konzerte, zurzeit macht sie außerdem eine Ausbildung zur Osteopathin.

Buchtipp: VUCA-Kompetenz

Die Abkürzung VUCA steht für Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity. Auf Deutsch: Sprunghaftigkeit, Unsicherheit, Vielschichtigkeit und Vieldeutigkeit. Die vier Begriffe stehen für die Herausforderungen und Ungewissheiten, mit denen Unternehmen heute konfrontiert werden. Unsere Welt ist VUCA geworden. Digitalisierung und Industrie 4.0 verändern Wirtschaft und Gesellschaft im großen Stil. Um dieser Herausforderung flexibel, reflektiert und pro-aktiv begegnen zu können,braucht man Futability – ein von Melanie Vogel entwickeltes Kunstwort, zusammengesetzt aus den englischen Wörtern „Future“ (Zukunft) und „Ability“ (Fähigkeit, Befähigung). Melanie Vogel: Futability. Wie Sie Veränderungen und Transformationen bewältigen und selbstbestimmt gestalten. InnoLead Academy 2016. 14,99 Euro.
www.futability.com

Begehbare Kunstwerke

Foto: CGL-TH Köln
Foto: CGL-TH Köln

Die Raumillusionen des Künstlers und Grafikers M. C. Escher virtuell begehen – das ist noch bis zum 22. Mai 2016 im Max Ernst Museum Brühl möglich. Studierende des Cologne Game Lab (CGL) der TH Köln haben im Rahmen des Projekts „Escher 2.0 – Art meets Virtual Reality“ Raumwelten entwickelt: Die virtuellen Installationen können über eine 360 Grad-Technologie spielerisch selbst erlebt werden, die Besucher tragen dazu Virtual-Reality-Brillen. Das Projekt ist Teil der Ausstellung „M.C. Escher“, in der das Museum mehr als 110 grafische Arbeiten des Künstlers präsentiert.

Gesammelte Zukunftsbilder

Cover Wie leben? Zukunftsbilder von Malewitsch bis Fujimoto.
Cover Wie leben? Zukunftsbilder von Malewitsch bis Fujimoto.

Wie wollen wir leben, wohnen, arbeiten? Seit jeher beschäftigen sich Menschen mit Konzepten und Visionen zur Gestaltung der Welt von morgen, unsere Hoffnungen für die Zukunft sind dabei stets im Wandel. Die Ausstellung „Wie leben? Zukunftsbilder von Malewitsch bis Fujimoto“ im Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen am Rhein präsentierte Zukunftsentwürfe aus Kunst, Architektur und Design von der russischen Avantgarde bis zu unserem digitalen Zeitalter. Eine umfangreiche Publikation zeigt nun diese Zukunftsentwürfe und zeichnet eine vielseitige Geschichte der Zukunft. René Zechlin für das Wilhelm-Hack-Museum (Hrsg.): Wie leben? Zukunftsbilder von Malewitsch bis Fujimoto. Wienand 2015. 35 Euro

Krabbelnde Strandwesen

Eine riesige insektenartige Kreation bewegt sich über den Strand – doch es ist kein Lebewesen, sondern ein Kunstgebilde, geschaffen von Theo Jansen. Der niederländische Künstler baut seit 25 Jahren „Strandbeesten“ (deutsch: Strandtiere). Aus gelben Plastikröhren konstruiert der studierte Physiker skelettartige filigrane Wesen, die vom Wind angetrieben werden. Sie unterliegen einer Evolution – mittlerweile können die Strandtiere Energie gewinnen und speichern und haben Sensoren, die es ihnen ermöglichen vor der Flut davonzulaufen oder sich bei Wind zu verankern. Weitere Informationen und ein Shop, in dem unter anderem Bücher und Bauanleitungen angeboten werden: www.strandbeest.com

Robotic Natives

Foto: P. Schmitt, J. Voigt, S. Bogner
Foto: P. Schmitt, J. Voigt, S. Bogner

Nach den Digital Natives kommen die Robotic Natives, meinen viele Experten – für zukünftige Generationen wird Robotik also ein selbstverständlicher Teil des täglichen Lebens sein. Wie das aussehen könnte, haben drei Studierende der Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd nun dargestellt: Sie haben mögliche Interaktionen zwischen Kindern und Robotern erforscht, durch die diese zur ersten Generation von „Robotic Natives” werden könnten, und vier Objekte gestaltet, darunter eine Roboter-Fläschchenhalterung und das Kinderbuch „My First Robot”. http://ig.hfg-gmuend.de, Suche nach „Robotic Natives“

Coaching für Ingenieure

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Petra Grossmann ist Diplom-Ingenieurin und hilft als Coach anderen Ingenieuren dabei, ihre beruflichen Ziele zu verwirklichen und ihre Karriere zu beschleunigen. Sie ist überzeugt, dass es nicht reicht, fachlich gut zu sein, sondern dass Ingenieure auch zwischenmenschliche Fähigkeiten brauchen. Das Interview führte André Boße

Wie gut ist das Image des Coachings in technischen Unternehmen?
Eine gute Frage! Ich glaube, dass wir als Coaches das Image mit bestimmen. Relevant ist doch, wie das Angebot gestaltet ist. Ob Coaching eingesetzt wird, hängt weniger von der Branche ab, als vielmehr von der Firmenkultur und dem Verständnis im Unternehmen. Aber gerade Ingenieure erlebe ich, als sehr experimentierfreudig und offen. Da kommt eben wieder diese typische Ingenieureigenschaft zum Tragen, den Dingen immer ganz genau auf den Gund gehen zu wollen. Und Ingenieure neigen dazu, die Ergebnisse aus dem Coaching exakt auszuwerten – ein großer Vorteil für die Nachhaltigkeit.

Petra Grossmann, Foto: OLaf Rohl
Petra Grossmann, Foto: OLaf Rohl

Mehr Infos unter:
http://erfolgreiche-ingenieure.de.

Welche Eigenschaften sind wichtig, wenn man als Ingenieur eine Führungsposition einnimmt?
Je nachdem, was passiert, wenn ein Ingenieur eine Führungsposition einnimmt. Da muss man wirklich ganz genau hin schauen. Bleiben noch fachliche Aufgaben übrig, zum Beispiel wenn der Ingenieur die Leitung eines kleinen Teams übernimmt? Oder kommt der Ingenieur in eine Position, in der er zum reinen Manager wird? Dann ist es nämlich ganz wichtig, zu verstehen, ob der Ingenieur führen will. Wenn das klar ist, arbeiten wir im Coaching daran, Führungskompetenzen zu entwickeln und die neue Rolle zu reflektieren. Das ist die Grundvoraussetzung dafür, dass Führung funktioniert. Im Voraus lässt sich nicht pauschal für jede Aufgabe und jeden Typen sagen, welche Eigenschaften wichtig sind.

Die Sprache der Ingenieure ist ja nicht ohne Grund so technisch. Was sagen Sie einem Ingenieur, der behauptet, man könne diesen Fachjargon daher nicht vereinfachen?
Dem muss ich widersprechen! Wir leben in einer Zeit, in der alles immer schneller und komplexer wird. Da brauchen wir einen Gegenpol. Gerade von einem Ingenieur, der auch präsentieren und führen will erwarte ich, dass er mir komplexe Zusammenhänge in einer einfachen und verständlichen Sprache präsentieren kann ohne dabei zu sehr an Tiefe zu verlieren. Damit wird er immer punkten!

Ingenieure sollen heute beides sein, technische Experten und Menschenkenner. Wie oft erleben Sie, dass sich Ingenieure davon überfordert fühlen?
Mir begegnen schon häufig Ingenieure, die an ihre Grenzen kommen. Meist nicht fachlich, sondern in der Gestaltung der Beziehungen zu Kollegen, Vorgesetzen oder Geschäftspartnern. Wichtig finde ich, dass das nicht tabuisiert wird. Keiner kann und muss alles alleine lösen. Zum Glück ist es mittlerweile ja sehr positiv konnotiert, sich über das Coaching Unterstützung zu holen.

Gibt es einen Coaching-to-Go-Tipp, den Sie Einsteigern mit an die Hand geben können? Was kann man schnell im Alltag für sich tun?
Also da fällt mir wirklich jede Menge ein. Das ist das Gute am Coaching: sich hinterher aus einem Repertoire an neuen Möglichkeiten bedienen zu können. Hier einer, den sicherlich viele kennen, aber an den man sich immer mal wieder erinnern muss: Nehmen Sie sich Zeit für alles was Sie tun! Erledigen Sie die Dinge nicht auf die letzte Minute. Und zeigen Sie Präsenz und Interesse an allem, was Sie tun.

Wie findet man einen Coach?

Z.B. www.coach-datenbank.de

Wenn Sie im Mitarbeitergespräch gedanklich schon bei der Nachkalkulation des neuen Auftrags sind, dann können Sie keine Ihrer Aufgaben gut lösen. Wenn Sie sich Zeit für die Dinge und Aufgaben nehmen, haben Sie nämlich als zusätzlichen Effekt noch die Option, noch einmal tief durchatmen zu können, Ihren Stand zu überprüfen und in Situationen schnell herauszu- finden, was gerade wirklich ansteht und entsprechend handeln zu können. Das macht erfolgreiche Ingenieure aus!

Greentech: Ausgezeichnete Forscher

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Werde Forscher! Klimaerwärmung und Umweltverschmutzung sind eine wachsende Gefahr für unseren Planeten. Um Forschung und Engagement für die Umwelt auszuzeichnen vergibt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) deshalb jährlich den Deutschen Umweltpreis, der mit insgesamt 500.000 Euro dotiert ist. 2015 wurden gleich drei Preisträger durch Bundespräsident Joachim Gauck ausgezeichnet. Der Klimaund Meeresforscher Prof. Dr. Mojib Laitif, der Nachhaltigkeitswissenschaftler Prof. Dr. Johan Rockström sowie Prof. em. Dr. Michael Succow, der den Ehrenpreis erhielt. Wir stellen die drei Preisträger vor. Von Leonie Pohlmann

Prof. Dr. Mojib Latif

Prof. Dr. Mojib Latif ist einer der herausragenden Klimaforscher Deutschlands. Er leitet den Forschungsbereich Ozeanzirkulation und Klimadynamik im GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und war 2001 und 2007 Mitautor der Berichte des Weltklimarates. Eines seiner zentralen Themen ist der Zusammenhang von Ozeanen und Leben auf dem Planeten Erde. Latif bemüht sich darum, Forschung auch für Laien verständlich zu machen und richtet seine Texte auch an fachfremdes Publikum, Kinder und Jugendliche.

Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der BDU, würdigte Latif mit den Worten: „Sprachgewandt, voller Optimismus, Leidenschaft und Faszination widmet sich Latif seinem Thema. Dabei bleibt er nicht bei der Vermittlung von Fakten stehen, sondern fordert immer wieder sehr konkret zum Handeln auf.“

Prof. Dr. Johan Rockström

Prof. Dr. Johan Rockström, 49 Jahre, ist ein führender Wissenschaftler der Ökosystemforschung und leitet seit 2007 das Stockholm Resilence Centre. Rockström hat sich vor allem durch das Konzept der „planetaren Grenzen“ einen Namen gemacht. Diese definieren nicht zu überschreitende Belastungsgrenzen, innerhalb derer eine verträgliche Entwicklung des Planeten möglich bleibt.

Als „Ingenieur der Zukunft“ betitelte Bottermann den Forscher in seiner Würdigung: „Wissenschaftlich akribisch und konstruktiv-optimistisch hat er gemeinsam mit namhaften Experten weltweit verfügbare Daten zum Zustand der Erde zusammengeführt, gewichtet und in einen konkreten Rahmen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft überführt. So lebt die Hoffnung, Mensch und Biosphäre wieder vereinen zu können.“

Prof. em. Dr. Michael Succow

Mit dem Ehrenpreis wurde Prof. em. Dr. Michael Succow, 74 Jahre, ausgezeichnet. Succow war Direktor des Botanischen Instituts der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald und ist seit 1991 Mitglied des deutschen Nationalkomitees für das Programm „Der Mensch und die Biosphäre“ der UNESCO. Seinem Einsatz ist es zu verdanken, dass die Gründung mehrerer Nationalparks mit einer Fläche von über 4.800 Quadratkilometern auf dem Gebiet der ehemaligen DDR in den Vertrag der Wiedervereinigung integriert wurden, wofür er 1997 mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

„Prof. Succow ist national wie international eine Ausnahmepersönlichkeit im Naturschutz. Sein Engagement für große Wildnisgebiete und eine dauerhaft umweltgerechte Landnutzung in Deutschland ist einmalig, sein in großen Teilen ehrenamtlicher Einsatz herausragend“, sagte Bottermann. Mehr dazu: www.dbu.de

Redaktionstipp

Das Forum Nachhaltige Entwicklung
der Deutschen Wirtschaft:
http://econsense.de

Zur Kenntnis: Erneuerbare Energien

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Energiewende? Ja bitte! Die Zustimmung in der deutschen Bevölkerung ist weiterhin hoch: Laut einer repräsentativen Umfrage von TNS Emnid im Auftrag der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) halten 93 Prozent der Befragten den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien für wichtig bis außerordentlich wichtig. Protokolliert von: Kerstin Neurohr

Als Vorteile der Energiewende betrachten sie besonders Generationengerechtigkeit und Klimaschutz, aber auch wirtschaftliche Argumente. So erklärten mehr als drei Viertel der Befragten, dass die Erneuerbaren zur Zukunftssicherung beitragen. Für mehr als zwei Drittel der Befragten tragen die Erneuerbaren zu größerer Unabhängigkeit von Energieimporten bei. Eine Chance für mehr Bürgerbeteiligung an der Energieversorgung sehen 57 Prozent.

Auch für die Bundesregierung hat das Thema Erneuerbare Energien weiterhin Priorität. Sie hatte zum zweiten Energy Transition Dialogue eingeladen, bei dem sich im März in Berlin hochrangige Entscheider aus über 70 Ländern getroffen haben. Vor dem Hintergrund der erfolgreichen Klimaverhandlungen von Paris sollte der internationale Dialog um eine sichere, umweltverträgliche und kosteneffiziente weltweite Energiewende intensiviert und vorangetrieben werden.

Die Teilnehmer diskutierten Konzepte für eine intelligente, nachhaltige und kosteneffiziente globale Energiewende – für sichere, umweltfreundliche, ökonomisch erfolgreiche Energiesysteme, orientiert an den Prinzipien der Energieeffizienz und Erneuerbarkeit. Mit dabei waren Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft, Wissenschaftler, Interessenverbände und Zivilgesellschaft. Ihr Ziel: Die Energiewende in den jeweiligen Heimatländern in die Tat umzusetzen.

Baedeker für Entdecker

Buchcover Baedeker
Interessierte Erneuerbare-Fans können mit dem Baedeker-Reiseführer „Deutschland – Erneuerbare Energien erleben“ über 190 Energieziele im ganzen Land entdecken. Vom Windpark an der Küste bis zur regenerativ versorgten Wanderhütte in den Alpen – in Deutschland gibt es in Sachen Erneuerbare Energien viel zu sehen und zu erleben. Der Reiseführer stellt die spannendsten Orte vor, gibt Einblicke in zahlreiche Aspekte der Energiewende und zeigt den neuesten Stand klimafreundlicher Technologien. Seit kurzem gibt es ihn auch in englischer Sprache.

Buchcover BaedekerMartin Frey: Baedeker Travel Guide Germany – Experience Renewable Energy. Baedeker 2016. 16,99 Euro

Martin Frey: Deutschland – Erneuerbare Energien erleben. Baedeker 2014. 16,99 Euro

Nachhaltigkeit als Erfolgsfaktor

ESCP Europe startet neuen Master in International Sustainability Management

Unternehmen stehen heute vor zahlreichen neuen Herausforderungen. Längst ist bekannt, dass Kunden und Verbraucher nicht mehr nur auf Preis und Qualität einer Ware oder Dienstleistung achten, sondern auch darauf, dass ihr Anbieter die Verantwortung für eine nachhaltige Produktion übernimmt. „Der faire Umgang mit Menschen, Ressourcen und der Umwelt entlang der gesamten Wertschöpfungskette hat heute nachweislich einen messbaren Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg – ob unmittelbar in den Herstellungskosten oder in der Reaktion von Kunden.

Die neue Verpflichtung größerer Unternehmen zur Integrierten Berichterstattung zeigt, dass die Bedeutung dieser Verantwortung auch von der Politik gesehen wird“, erläutert Dr. Sylvie Geisendorf, Professorin für Umweltökonomik und Allgemeine Volkswirtschaftslehre an der ESCP Europe Wirtschaftshochschule Berlin den Bedarf, die Themen Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung in der Wirtschaft endlich „aus der grünen Ecke“ zu befreien. Um auch langfristig wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben, gilt es für Unternehmen in Zukunft mehr denn je, alle Dimensionen ihres Handelns in Entscheidungen einzubeziehen.

Fakten zum Masterstudiengang

Dauer: 24 Monate (6 Trimester) inkl. Masterthesis und Praktikum Studienorte: Berlin und Paris Sprache: Englisch Start: September 2016 Studiengebühr: 21.800 Euro
www.escpeurope.de/SustM

Über alle Branchen hinweg wächst die Nachfrage nach qualifizierten Mitarbeitern in den Feldern Nachhaltigkeit und CSR. Die ESCP Europe Berlin kommt dem steigenden Bedarf entgegen und bietet zum Wintersemester 2016 den neuen Masterstudiengang International Sustainability Management an. Ab sofort können sich interessierte Bachelor-Absolventen aller Fachbereiche dafür bewerben. Der Masterstudiengang vermittelt nicht nur Fachwissen in allen Bereichen des nachhaltigen und verantwortungsbewussten Managements, sondern auch dessen internationale Dimension, ergänzt durch eine Einführung in naturwissenschaftliche Grundlagen und den ökonomischen Theoriehintergrund.

Ebenso werden umweltpolitische Aspekte oder neue innovative Geschäftsmodelle beleuchtet. Ergänzend zu den fachspezifischen Themen sind Unternehmenspraktika, Consulting- Projekte in Partnerunternehmen der ESCP Europe, Coachings zur aktiven Karriereförderung sowie Sprachkurse in bis zu zwei weiteren Fremdsprachen Teil des Studienprogramms. Der zweijährige, englischsprachige Studiengang ist international ausgerichtet und findet an zwei Standorten der ESCP Europe, in Berlin und Paris, statt.

Brauchen Ingenieure Ethik?

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Oftmals müssen Entwickler von Technik aufgrund unvollständigen Wissens entscheiden und können dann Nebenfolgen kaum oder gar nicht abschätzen. In seinem Gastartikel geht Prof. Dr. Klaus Kornwachs den Fragen nach, ob Ingenieure auch für unabsehbare Nebenfolgen ihrer Produkte verantwortlich sind und ob man Nichtwissen moralisieren kann. Von Prof. Dr. phil. habil. Dipl. Phys. Klaus Kornwachs, Universität Ulm und Deutsche Akademie für Technikwissenschaften, München

Zur Person

Prof. Dr. Klaus Kornwachs hat Physik und Philosophie studiert und in Philosophie promoviert. Er war viele Jahre am Fraunhofer-Institut tätig und nahm Lehraufträge wahr. Nach seiner Habilitation in Philosophie lehrte er in Ulm und Cottbus. Er ist Gründer der Deutschen Gesellschaft für Systemforschung und ehemaliger Leiter des Bereichs „Gesellschaft und Technik“ des VDI. Mittlerweile ist er als Inhaber seines „Büros für Kultur und Technik“ vorwiegend publizistisch und beratend tätig. Er ist Herausgeber und Autor zahlreicher Fachbücher und Veröffentlichungen und gefragter Vortragsredner.

Entscheidungen über technische Entwicklungen werden heute nicht mehr von einzelnen Ingenieuren, sondern von Teams, Gremien und Ausschüssen getroffen. Dies gilt auch für die Festlegung von Grenzwerten und Richtlinien. Dann stellt sich irgendwann später heraus, dass man eine Nebenfolge eines Produkts – man denke an die Giftigkeit des Pflanzenschutzmittels DDT oder an die Wirkung von FCKW als Kühlmittel – übersehen hatte. Wer ist nun für diese Nebenfolge verantwortlich, die Schaden und Kosten verursacht? Das einzelne Mitglied der Entwicklergruppe oder des Entscheidungsgremiums, das Gremium, die Herstellerfirma oder gar die Politik?

Ingenieure können schnell in ein Dilemma geraten, gerade dann, wenn sie sich an einer entsprechenden Scharnierstelle im Entwicklungsprozess oder im Prozessmanagement befinden. Beteiligen sie sich an Arbeiten und Projekten, die ihren eigenen ethischen Maßstäben und moralischen Überzeugungen nicht genügen (Militärtechnik, Missachtung von Umwelterfordernissen, Verletzung der Privatsphäre werden hier häufig genannt) oder lehnen sie dies ab und gefährden durch ihre Haltung ihre Karriere?

Ein klassisches Beispiel stellt die Warnung des damals jungen Ingenieurs Roger Boisjoly dar, die dem Challenger-Unglück im Januar 1986 voranging. Es ging um mögliche Materialfehler an Dichtungsringen bei niedrigen Temperaturen. Das Management soll geantwortet haben: „Take off your engineering hat and put on your management hat!“ Heute weiß man, dass die politisch Verantwortlichen den Start unbedingt durchführen wollten. Das Ergebnis ist bekannt. In der Ethik nennen wir das den Konflikt zwischen einer allgemeinen moralischen Verantwortung und einer Rollenverantwortung, zum Beispiel als Ingenieur und Mitarbeiter einer Firma oder Behörde, die einen gewissen Loyalitätsanspruch haben.

Wer in einen solchen Konflikt gerät braucht zweierlei: Die Kompetenz, seine eigene Verantwortlichkeit im Lichte der eigenen moralischen Maßstäbe zu prüfen. Dazu bedarf es einer gewissen ethischen Urteilskraft, das heißt der Fähigkeit, seine eigenen moralischen Urteile auch begründen zu können. Dazu ist auch das Wissen nützlich, das Fachleute über solche Fragen erarbeitet haben. Diese Fachleute für Ethik kommen aus der Philosophie.

Und etwas zweites ist notwendig: Wer in einen solchen Konflikt gerät, braucht Unterstützung von außen. Ethische Leitlinien zur Ingenieursverantwortung, wie sie beispielsweise der VDI entwickelt hat, empfehlen zwar die Bildung geeigneter Einrichtungen, an die man sich in berufsmoralischen Konfliktfällen wenden könnte. Aber solche Einrichtungen eines Ombudsmanns gibt es, wenn überhaupt, nur selten.

Buchtipp

Philosophie für Ingenieure
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Klaus Kornwachs: Philosophie für Ingenieure. Hanser 2015. 24,99 Euro. Auch als E-Book, 19,99 Euro.

Bleibt also die Entwicklung einer eigenen Beurteilungskompetenz. Gut ist, wenn man im Rahmen seines Ingenieurstudiums auf das Angebot des fachübergreifenden Studiums zurückgreifen kann, das an den meisten Universitäten und Hochschulen auch Fragen der Ethik und der moralischen Beurteilung von Technik und Technikfolgen behandelt. Doch wie steht es um die Verantwortung?

Sicher stellt es eine moralische Überforderung des einzelnen Mitarbeiters dar, die Folgen und Nebenfolgen einer technischen Entwicklung, an der Firmenkonsortien, Konzerne und Labore aus aller Welt beteiligt sind, aufgrund seines Beitrages hierzu zu verantworten. Gleichwohl kann ein Nachdenken ja nicht schaden. Ebenso, wie man selbst nicht in eine dilemmatische Situation, also eine Zwickmühle geführt werden möchte, sollte man dies auch bei anderen zu vermeiden versuchen. Deshalb könnte ein guter Ausgangspunkt für eigene Überlegungen der folgende Vorschlag sein:

Eine Technik sollte so entwickelt und genutzt werden können, dass weder Nutzer noch Entsorger in eine Zwickmühle geraten. Anders ausgedrückt: Wir sollten Technik so gestalten, dass wir es jedem ermöglichen, mit dieser Technik verantwortungsvoll zu handeln.