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Foto: Fotolia/Bernard 63
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Traumjob gefunden, Traummann gefunden – es könnte so schön sein. Wenn nicht der Job in Köln wäre, während der Mann in Hamburg wohnt. Doch es gibt Hoffnung. Denn während man früher als Wochenendpendler in der Bahn oder im Flugzeug saß oder sich gar zwischen Traumjob und Traumpartner entscheiden musste, unterstützen viele Unternehmen mittlerweile die Paare dabei, doppelt Karriere zu machen: mit sogenannten Dual-Career-Programmen. Von Franziska Immel-Andrä und Kerstin Neurohr

Wer zwischen den Jahren 1980 und 2000 geboren wurde, findet es höchstwahrscheinlich ganz normal, dass Paare sich Broterwerb und Aufgaben in der Familie teilen. Die sogenannte Generation Y hat die klassische Rollenverteilung über Bord geworfen. Entsprechend hat auch die Zahl der sogenannten Dual Career Couples in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Diese Paare verfolgen ihre Karrieren gleichberechtigt. Kein einfaches Unterfangen, denn die Laufbahn des einen Partners hat immer auch Auswirkungen auf die des anderen – besonders wenn es um einen beruflich bedingten Umzug oder einen längeren Auslandsaufenthalt geht. Daher verwundert es nicht, dass Arbeitgeber, die diese Paare gezielt fördern, im Wettbewerb um hochqualifizierten Nachwuchs die Nase vorn haben.

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www.beruf-und-familie.de

Schon seit einigen Jahren setzen sich Universitäten mit dem Problem auseinander: „Professoren machen ihre Entscheidung für oder gegen eine Uni häufig auch von der beruflichen Perspektive für den Partner abhängig“, erklären Martina Takors und Nadine- Aimée Bauer. Die beiden sind Projektleiterinnen des Dual Career Programms der Universität Stuttgart und haben schon 90 Paaren geholfen, in der Region Stuttgart Fuß zu fassen. Neben der Unterstützung bei der Stellensuche für den Partner geht es dabei auch um das Leben in der Region. „Wir informieren über den Immobilienmarkt, empfehlen Quellen zur Wohnungssuche und helfen, Zwischenmieten für die Übergangszeit zu finden“, berichtet Bauer. „Außerdem bieten wir Informationen über Kitas und Schulen und arrangieren Treffen, damit die neu hinzugezogenen Paare sich untereinander kennenlernen.“ Sucht der mitziehende Partner einen Job, stellen Takors und Bauer passende Informationen über Arbeitgeber in der Region zusammen „Wenn sich geeignete Unternehmen, Institutionen oder Hochschulen in unserem Netzwerk befinden, stellen wir natürlich gerne einen direkten Kontakt her“, erklärt Takors.

Mitziehende Partner, deren bessere Hälfte keine universitäre Laufbahn eingeschlagen hat, können sich in der Region auch an das Dual Career Center Region Stuttgart (DCCRS) wenden, das mit vielen Wirtschaftsunternehmen in Verbindung steht. „Wer plant, wegen dem Beruf des Partners in die Region zu ziehen oder deshalb bereits hierhergezogen ist, den unterstützen wir bei der Arbeitsplatzsuche“, sagt Dr. Walter Rogg, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart. Ähnlich wie bei der Uni Stuttgart geht es dabei vor allem um die Vermittlung von Kontakten oder darum, die Bewerbungen an die richtige Stelle weiterzuleiten. Um den normalen Bewerbungsprozess kommt man durch die Förderung nicht herum. „Aber wir können beispielsweise in der Personalabteilung nochmal den wichtigen Hinweis geben, dass eine Frau wegen der Karriere ihres Mannes in den letzten drei Jahren dreimal den Job gewechselt hat und nicht, weil sie nirgends zurechtgekommen ist“, erklärt Dr. Kathrin Silber, Projektleiterin des DCCRS.

Bei Bosch kümmert sich Andreas Bäuerle, Leiter des Bereichs Internationale Entsendungen, um Paare, die ins Ausland gehen. „Entsendungen ins Ausland sind bei uns fester Bestandteil der Mitarbeiterentwicklung“, berichtet er. Momentan gebe es 2900 Longterm Assignments – also Auslandsaufenthalte von Mitarbeitern, die zwei bis vier Jahre dauern und bei denen die Familie normalerweise mitkommt. „Knapp 1500 deutsche Beschäftigte arbeiten gerade im Ausland, ungefähr 800 ausländische Mitarbeiter sind momentan in Deutschland, und bei den restlichen Langzeit-Entsendungen handelt es sich um Versetzungen vom Ausland ins Ausland“, spezifiziert Bäuerle. Die Auslandsaufenthalte seien vor allem dann erfolgreich, wenn beide Partner in die Planung einbezogen werden. Bei Bosch gehört zur Vorbereitung auf einen längeren Auslandseinsatz ein Gespräch, in dem das Land und die Bedingungen vorgestellt werden. Anschließend kann der Mitarbeiter bei einer Inforeise einen Eindruck von Land und Leuten gewinnen. Falls er sich dann für das Assignment entscheidet, folgen gegebenenfalls noch ein Sprachkurs, ein interkulturelles Training und ein zweitägiges Auslandsvorbereitungsseminar. „Der Partner kann und sollte an der kompletten Vorbereitung teilnehmen“, empfiehlt Bäuerle. „Dabei ist es egal, ob die beiden verheiratet sind oder es sich um eine Lebenspartnerschaft handelt. Wichtig ist, dass der Mitarbeiter die Unterstützung des Partners hat.“ Um auch gezielt die Karriere des Partners zu fördern, stellt das Unternehmen ein Budget für ein Jobcoaching, ein zusätzliches Sprachtraining oder eine Jobvermittlung bereit. Außerdem prüft die Personalabteilung, ob der Partner ebenfalls eingestellt werden kann und fragt bei anderen Unternehmen an. Bäuerle berichtet: „Ob jemand eine passende Stelle findet, hängt natürlich auch extrem vom Standort ab. Es gelingt nicht immer, und viele wollen im Gastland auch vorerst beruflich pausieren.“ Aber ein Beruf sei wirklich weltweit gefragt: „Lehrer finden eigentlich immer relativ leicht einen Job“.

Dual Career Netzwerk Deutschland

Zusammenschluss von 32 Dual Career Services von Universitäten.
www.dcnd.org

Lesetipp: Praxishandbuch Dual Career

Das Praxishandbuch skizziert den aktuellen Entwicklungsstand und gibt einen Überblick über Dual-Career-Netzwerke und universitäre Services in Deutschland. PDF kostenfrei zum Download unter
www.statistik.baden-wuerttemberg.de/BevoelkGebiet/Fafo/Dual_Career.asp