Pionierinnen

Foto: Fotolia/olly
Foto: Fotolia/olly

Sie kämpften in einer männlich dominierten Gesellschaft für ihre Überzeugungen, setzten sich an die Spitze der technischen und künstlerischen Innovation und prägten den Verlauf der Geschichte mit ihren Ideen. Im fünften Teil unserer Pionierinnen-Reihe stellen wir Frauen vor, die mit ihrem Mut und ihrem Durchsetzungsvermögen den Weg zur Gleichberechtigung geebnet haben.

Barbara Jatta (*1962) ist seit Anfang 2017 Direktorin aller Museen im Vatikan. Das ist der höchste Posten, den ein Nichtkleriker einnehmen kann. Die Verantwortung über die Sixtinische Kapelle, Michelangelos Deckenfresken sowie die Schatzkammer mit 70.000 Objekten liegt damit zum ersten Mal in der Geschichte des Vatikans in den Händen einer Frau. Seit der Gründung der Sammlungen 1506 waren nur Männer in dieser Position. Durch ihr vielfältiges Studium hat sie sich perfekt für diesen Posten qualifiziert: Sie studierte zunächst
Literatur, promovierte später in Kunstwissenschaft und spezialisierte sich dabei auf Grafiken. Außerdem hat sie auch ein Diplom für Paläographie, Diplomatik und Archivwissenschaften.

Bereits seit über 20 Jahren ist sie im Vatikan tätig: 1996 hat sie angefangen in der apostolischen Bibliothek des Vatikans zu arbeiten und war für das Kabinett der Drucke zuständig. 2010 wurde sie von Papst Benedikt XVI zur Kuratorin in der Abteilung der Drucke ernannt. Papst Franziskus traf dann die Entscheidung, sie zur Direktorin zu machen.

Paula Modersohn-Becker (1876 – 1907) hat in ihren 31 Lebensjahren etwa 750 Gemälde und über 1.000 Zeichnungen erschaffen, besonders bekannt sind ihre Selbstportraits. Heute gilt sie als Wegbegleiterin des Deutschen Expressionismus. Zu ihren Lebzeiten wurde sie kaum als Künstlerin anerkannt. Ihr Vater war gegen eine Laufbahn als Künstlerin, und da sie eine Frau war, durfte sie nicht Kunst studieren. Dennoch bildete sie sich in zahlreichen Mal- und Zeichenkursen weiter. Ihre erste Ausstellung 1899 in der Bremer Kunsthalle wurde von den Kritikern zerrissen. Dennoch malte sie unbeirrt weiter. Sie zog nach Worpswede, ein Dorf in der Nähe von Bremen, schloss sich der dortigen Künstlerkolonie an. Dort lernte sie unter anderen ihren späteren Ehemann Otto Modersohn kennen. Zwischen 1901 und 1906 reiste sie mehrmals nach Paris. 1907 starb sie nach der Geburt ihrer Tochter Mathilde.

Verena Bentele (*1982) ist von Geburt an blind, war lange Jahre der Superstar des Behindertensports und hat mittlerweile den Sprung in politische Top-Positionen geschafft: Als Biathletin und Skilangläuferin wurde sie viermal Weltmeisterin und zwölfmal Paralympics-Siegerin. Ihre erste Goldmedaille gewann sie mit nur 16 Jahren, und bei den 10. Paralympischen Winterspielen in Vancouver errang sie fünf der zwölf Goldmedaillen. Ihre Sportkarriere beendete sie 2011 – zu der Zeit schloss sie nebenbei noch ihr Studium der Neueren Deutsche Literatur ab, und zwar mit einer Eins. Danach machte sie eine Ausbildung zum Systemischen Coach, arbeitete als Expertin für Personalentwicklung und Coach und hielt zahlreiche Vorträge über Motivation, Vertrauen, Kommunikation und Leistungsdruck. Inzwischen ist Bentele vor allem in der Politik aktiv: 2014 wurde sie für die SPD in den Münchner Stadtrat gewählt. Im gleichen Jahr wurde sie zur Behindertenbeauftragten der Bundesregierung ernannt. Um sich ganz auf diese Aufgabe konzentrieren zu können, gab sie 2015 ihr Stadtratsmandat auf. Und dem Sport hat sie auch nicht ganz abgeschworen. 2013 bestieg sie den Kilimandscharo, den höchsten Berg Afrikas, sowie den Mont Meru. Der Aufstieg auf den Vulkan in Tansania gelang ihr als erstem blinden Menschen überhaupt!

Michelle Obama (*1964) ist gelernte Juristin und sah sich als First Lady selbst als „Mom in Chief“ – genau das strahlte sie auch aus. Mit ihrem Humor und ihrer ehrlichen und offenen Art hat sie die Herzen der Amerikaner erobert. Sie trat in Fernsehserien wie iCarly oder Navy CIS oder bei Carpool-Karaoke der Late Late Show mit James Corden auf, wo sie sang, rappte und locker über ihr Leben im Weißen Haus plauderte. Nebenbei setzte sie sich stark für gesunde Ernährung und mehr Bewegung für Kinder und Jugendliche ein und kümmerte sich liebevoll um ihren Gemüsegarten im Weißen Haus. Michelle Obama ist hochgebildet, sie studierte an den Eliteuniversitäten Princeton und Harvard und ist eine anerkannte Top-Juristin. Während des Wahlkampfs ihres Mannes unterstützte sie ihn und redigierte sogar seine Reden. Schon vor dem Sieg von Barack Obama war sie auf Rang 9 der einflussreichsten Absolventen der Harvard Law School. Aktuell können sich Fans erstmal auf ein Buch der First Lady freuen – die Buchrechte für die beiden Bücher von Michelle und Barack gingen kürzlich für mehr als 65 Millionen Dollar an den Verlag Penguin Random House.

Kathleen Kennedy (*1953) war achtmal für den Oscar nominiert. Ihre mehr als 60 Filme bekamen über 120 Nominierungen, gewannen 25 Oscars und spielten über 15 Milliarden Dollar ein. Kathleen Kennedy ist eine der erfolgreichsten Hollywood-Produzentinnen. E.T. – der Außerirdische war ihr erster Film, danach folgten viele weitere Blockbuster wie die Indiana-Jones- Filme, Zurück in die Zukunft, Schindlers Liste und Gremlin. Zu den Regisseuren, mit denen sie gearbeitet hat, zählen unter anderem Steven Spielberg, Martin Scorsese, Clint Eastwood und Peter Bogdanovich. Für Jurassic Park lehrte sie die Dinosaurier das Laufen – mit der neuen CGI-Technologie setzte sie neue Maßstäbe in Hollywood. Damit inspirierte sie auch George Lucas, Schöpfer des Star Wars-Epos, der mit seiner Arbeit an einem Star Wars-Prequel begann. Überzeugt von ihrem Können und ihren gelassenen Führungsqualitäten ernannte George Lucas sie zur Präsidentin von Lucasfilm, als er das Unternehmen 2012 an Disney verkaufte, und gab ihr die Verantwortung für alle Projekte.