Pionierinnen

Foto: Fotolia/ underworld
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Sie kämpften in einer männlich dominierten Gesellschaft für ihre Überzeugungen, setzten sich an die Spitze der technischen und künstlerischen Innovation und prägten den Verlauf der Geschichte mit ihren Ideen. In unserer Pionierinnen-Reihe stellen wir Frauen vor, die mit ihrem Mut und ihrem Durchsetzungsvermögen den Weg zur Gleichberechtigung geebnet haben. Von Kerstin Neurohr

Grace Hopper (1906 – 1992)

Informatikerin und Computerpionierin

Grace Hopper begeisterte sich schon als Jugendliche für Technik. Sie studierte Mathematik und Physik, zuerst am Vasser College, dem ältesten Women College der USA, später in Yale, wo sie ihr Studium mit Auszeichnung abschloss. Danach war sie an wegweisenden Projekten beteiligt, u.a. wirkte sie als eine der ersten Programmiererinnen am Computer „Mark I“ mit, sie entwickelte den ersten Compiler (1952) und mit „FLOW-MATIC“ (1955) die erste der natürlichen Sprache ähnliche Programmiersprache. Weltweite Anerkennung erlangte Grace Hopper mit der Programmiersprache COBOL („Common Business Oriented Language“). 1943 trat sie in die US Navy ein und diente während des zweiten Weltkriegs, zuletzt als Flotillenadmiral der Marinereserve. Grace Hopper erhielt mehr als 40 Ehrendoktorwürden. Berühmt sind auch einige ihrer Bonmots wie „It’s always easier to ask forgiveness than it is to get permission“ oder „If in doubt – do it!“.

Sonja Lapajne Oblak (1906 – 1995)

Bauingenieurin

Sonja Lapajne Oblak schließt als erste slovenische Frau 1932 ihr Studium als Bauingenieurin an der Technischen Fakultät in Ljubljana ab und wird die erste Stadtplanerin Sloweniens. In den Jahren 1934–1943 arbeitet sie als Tragwerksplanerin für die technische Abteilung der königlichen Verwaltung der Provinz Drava Banate in Ljubljana und beaufsichtigt den Bau der vom damaligen Staat geplanten Gebäude. Sie arbeitet mit den prominenten Architekten der Zeit, Jože Plečnik, Emil Navinšek, Vinko Glanz und Edvard Ravnikar, zusammen. Lapajne Oblak berechnet 1936 das weltweit erste korridorfreie, in Stahlbeton errichtete Schulgebäude in Ljubljana, entworfen von Emil Navinšek. 1941 tritt sie der nationalen Befreiungsbewegung bei und ist 1943 Parteisekretärin der Befreiungsfront. Sie wird verhaftet und in das Konzentrationslager Ravensbrück interniert wo sie bis Kriegsende bleibt. Nach dem Krieg ist sie in führenden Bauunternehmen in Jugoslawien und als Stadtplanerin in Slowenien tätig. Bis zu ihrer Pensionierung 1969 ist sie Direktorin am Institut Projektivni atelje za arhitekturo, urbanizem in nizke gradnje in Ljubljana.

Mamie Phipps Clark (1917 – 1983)

Sozialpsychologin

Mamie Phipps Clark war eine amerikanische Sozialpsychologin, die sich auf die kindliche Entwicklung von Schwarzen Kindern spezialisierte. In Arkansas geboren, schöpfte Clark aus ihren eigenen Erfahrungen als Schwarzes Kind im segregierten amerikanischen Süden. Ihr Anliegen war es, Kindern zu helfen die mit denselben Ungleichheiten aufwuchsen. Clark studierte ab 1934 an der Howard University zunächst Mathematik mit Nebenfach Physik, wechselte dann aber zur Psychologie, nachdem sie den Psychologiestudenten Kenneth Clark kennengelernt hatte, der ihr Ehemann und langjähriger beruflicher Partner werden sollte. Clark promovierte 1943 an der Columbia University in Psychologie. Sie und Kenneth, jetzt miteinander verheiratet, waren die erste Schwarze Doktorandin und der erste Schwarze Doktorand der Columbia University. Aufgrund ihrer Forschung traten Clark und Kenneth in zahlreichen Prozessen um Rassentrennung an Schulen als Zeugen auf. 1946 eröffneten Clark und Kenneth das Northside Center for Child Development, die einzige psychiatrische Einrichtung für Schwarze Kinder in New York. 1973 wurde Clark mit dem American Association of University Achievement Award ausgezeichnet, und zehn Jahre später verlieh ihr die National Coalition of 100 Black Women einen Candace Award.

Queens of Structure

Im vergangenen Jahr präsentierte die Ausstellung „Queens of Structure“ im Architekturmuseum der TU Berlin Pionierinnen der Großbaustellen der Moderne wie Sonja Lapajne Oblak. Die Ausstellung ist nun eine Wanderausstellung und wird noch bis zum 25. Mai 2022 vor dem Hörsaalzentrum der TU Dresden gezeigt.

Frauen, die die Wissenschaft veränderten

Cover-Frauen-die-die-Wissenschaft-veränderten_mockupDer Text zu Mamie Phipps Clark ist (gekürzt) übernommen aus einem Buch von Anna Reser & Leila McNeill: Frauen, die die Wissenschaft ver änderten. Der umfangreiche, schön illustrierte Band erzählt die Emanzipations- und Gleichstellungs geschichte von Frauen in der Wissenschaft – von der Antike bis zur Gegenwart. Anna Reser & Leila McNeill: Frauen, die die Wissenschaft veränderten. Haupt 2022. 36 Euro.

Buchtipp: Wir sind die Veränderung

Cover-Wir-sind-die-Veränderung_mockupIn 20 Porträts skizziert der Autor besonders beeindruckende Frauenfiguren der Geschichte, die in ihrer Epoche von traditionellen Wegen abwichen und ihren eigenen gegangen sind. Michael Korth: Wir sind die Veränderung. 20 Porträts starker Frauen. Patmos 2022. 20 Euro.

Podcast: Frauen von damals

Im Podcast „Frauen von damals“ stellt Bianca Walther Pionierinnen vor – Frauen, größtenteils aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert, die Grenzen überschritten, mit neuen Lebensmodellen experimentierten und sich Freiräume nahmen. Hörenswert!

 

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