Sie kämpften in einer männlich dominierten Gesellschaft für ihre Überzeugungen, setzten sich an die Spitze der technischen und künstlerischen Innovation und prägten den Verlauf der Geschichte mit ihren Ideen. In unserer Pionierinnen-Reihe stellen wir Frauen vor, die mit ihrem Mut und ihrem Durchsetzungsvermögen den Weg zur Gleichberechtigung geebnet haben. Von Kerstin Neurohr
Malala Yousafzai (*1997) – jüngste Friedensnobelpreisträgerin
Schon mit 11 Jahre begann sie sich für die Rechte von Frauen und Kindern in ihrem Heimatland Pakistan einzusetzen: Für die BBC Urdu (den urdusprachigen Dienst des britischen Fernsehsenders BBC) schrieb sie ein Online-Tagebuch über ihren Alltag im pakistanischen Swat-Tal, das unter der Herrschaft der pakistanischen Taliban stand. Diese hatten Mädchen den Schulbesuch verboten und ihre Schulen zerstört, sie bedrohten und ermordeten politische Gegner. Mädchen durften nicht mehr Musik hören, nicht tanzen und öffentliche Räume nur verschleiert betreten. Ihr Engagement verschaffte Malala Yousafzai viel Aufmerksamkeit – und brachte die Taliban so sehr auf, dass sie im Oktober 2012 einen Mordanschlag auf das Mädchen verübten, sie schossen ihr in den Kopf. Malala Yousafzai überlebte den Anschlag, und ihr mutiger Widerstand gegen Unterdrückung und ihr Kampf für das Recht auf Bildung fanden international große Beachtung. 2014 erhielt sie den Friedensnobelpreis und wurde damit zur jüngsten Preisträgerin in der Geschichte. Seit 2017 ist Malala Yousafzai Friedensbotschafterin der UN. Heute lebt sie in Großbritannien und setzt ihre Arbeit über den „Malala Fund“ fort, eine Organisation, die sich für die Bildung von Mädchen weltweit starkmacht. https://malala.org
Johanna Kappes (1879–1933) – erste Studentin in Deutschland

Studieren? Männersache! Was heute schwer vorstellbar ist, war bis vor 125 Jahren Realität: Erst im Jahr 1900 wurden Frauen zum Studium zugelassen. Entscheidend zu der Öffnung beigetragen hat Johanna Kappes, die in Karlsruhe Abitur machte und Medizin studieren wollte. Sie ging nach Freiburg und konnte dort mehrere Professoren von ihrem Wunsch und ihren Fähigkeiten überzeugen. Die Mediziner erlaubten Johanna Kappes, Vorlesungen zu besuchen. Aber das Examen blieb ihr verwehrt. Unterstützt vom „Verein Frauenbildung-Frauenstudium“ verfasste Kappes Ende 1899 eine Petition an den Senat. Diese wurde abgelehnt, doch der Prorektor der Universität schaltete sich ein, leitete die Petition an das zuständige Ministerium nach Karlsruhe weiter – und das entschied, dass auch Frauen an der Universität in Freiburg studieren dürfen. Johanna Kappes und vier Kommilitoninnen immatrikulierten sich im Februar 1900 rückwirkend zum Beginn des Wintersemesters 1899/1900, wobei ihre bereits erbrachten Leistungen angerechnet wurden. Kappes wurde Ärztin, promovierte 1904 und führte mit ihrem Mann, der ebenfalls Arzt war, in Nürnberg eine Gemeinschaftspraxis, in der sie bis zu ihrem Tod tätig war.
The Liverbirds (aktiv von 1962-1967) – erste rein weibliche Rockband

„Vier Mädchen haben sich entschlossen, die Welt zu erobern und ein praktisches Beispiel der vielzitierten Gleichberechtigung zu geben“, so wurde ihr Auftritt auf dem „Beat-Festival“ in Wien 1965 angekündigt: Pamela Birch (Gesang/Gitarre), Valerie Gell (Gesang/Gitarre), Mary McGlory (Gesang/Bassgitarre) und Sylvia Saunders (Schlagzeug) – „The Liverbirds“ aus Liverpool. Ohne wirklich Instrumente spielen zu können, gründen sie eine Band und touren schon bald durch Großbritannien, sind mit den damals noch unbekannten Rolling Stones unterwegs, lernen die Kinks kennen (als deren Instrumente geklaut werden, stellen die Liverbirds ihre zur Verfügung – darauf spielen die Kinks ihren Hit „You Really Got me“ ein). Mit gerade mal 17, 18 Jahren kommen die Girls aus Liverpool nach Hamburg und treten dort im Star Club auf – vier Jahre lang stehen sie dort immer wieder auf der Bühne. Die erste Girl-Rock-Band der Welt! Als „die weiblichen Beatles“ werden sie gehandelt, doch ihre Musik ist rauer. 1968 werden die Liverbirds zu einer Tour nach Japan eingeladen – doch Sylvia kann nicht mitfahren, weil sie schwanger ist, und Valerie nicht, weil ihr Ehemann es ihr verbietet. Pamela und Mary fahren, doch sie beschließen auf der Tour, nicht weiter gemeinsam Musik zu machen. So endet ihre Musik-Karriere, weil die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen noch nicht soweit sind, dass Frauen dauerhaft im Musik-Business Erfolg haben können.
Colleen Hoover (*1979) – Autorin und New-Adult-Pionierin
Ihre Geschichte als Autorin hat selbst das Zeug zum Roman: Ihr erstes Buch, „Weil ich Layken liebe“, schrieb sie als Weihnachtsgeschenk für ihre Mutter. Weil die Familie so begeistert war, veröffentlichte sie es als E-Book – und wenig später hatte sie ihren ersten Bestseller. Heute hat Colleen Hover mehr als 20 Romane veröffentlicht und zählt zu den meistverkauften amerikanischen Autorinnen. Ihr Erfolgsrezept: Liebe und Leidenschaft, die ganz großen Gefühle, dazu etwas Spice, leicht zu lesen. Damit hat sie ein Genre begründet, New Adult, und dem Buchmarkt einen Aufschwung verschafft, wie es ihn lange nicht gab. Colleen Hover hat mittlerweile mehr als 20 Millionen Bücher verkauft, lebt mit ihrem Mann und drei Söhnen in Texas, schreibt weiter und ist mit mehr als 1,3 Millionen Followern überaus erfolgreich auf TikTok aktiv.