StartConsultingKonzentration in der Höhle

Konzentration in der Höhle

In New York und Los Angeles ist es das Big Thing: Arbeiten in der Höhle. Zumindest im übertragenen Sinn. In „The Cave“ kann man gegen Bezahlung arbeiten. Und das Team stellt sicher, dass man nicht abgelenkt wird, sondern fokussiert die selbst gesteckten Ziele erreicht.  Von Kerstin Neurohr

Durch die Digitalisierung sind wir zu Multitaskern geworden. Oft gezwungen durch die Technik: Hier blinkt eine neue E-Mail, da kommt eine Push-Nachricht rein, das Smartphone piept und vibriert, und wir arbeiten an drei Sachen gleichzeitig. Kein Wunder, dass Konzentration so kaum möglich ist. Hier setzt das Konzept von „The Cave“ an, das sich vor allem an Freelancer richtet, die sonst zuhause, im Café oder im Coworking-Space arbeiten. Sie checken für eine Session, die dreieinhalb Stunden dauert, in der „Höhle“ ein – tatsächlich ist der Raum keine dunkle Höhle, sondern ein Büro mit viel Licht. Erstmal geben alle ihr Smartphone ab und sagen dann den anderen Teilnehmern, was sie schaffen wollen. Und dann wird gearbeitet. Fokussiert. Ohne Ablenkung. Darauf achten die „Cave Guides“, die Aufsicht führen. Unternehmen wie Facebook, Spotify oder Pinterest buchen sie, damit sie ins Unternehmen kommen und die Mitarbeiter lehren, wie man konzentriert arbeitet.

Die Gründer von „The Cave“ haben ein erfolgreiches Projekt auf die Beine gestellt – die Idee dahinter ist aber schon älter. „Deep Work“ nennt man den Arbeitsmodus, in dem man ohne Ablenkung konzentriert arbeitet. Cal Newport hat den Begriff geprägt, er ist Informatikprofessor und Bestseller-Autor und hält Deep Work für „die Supermacht des 21. Jahrhunderts“. Er verweist darauf, dass schon Michel de Montaigne oder Carl Gustav Jung nach dem Konzept gearbeitet haben, auch wenn sie sicher anders abgelenkt wurden und die Methode anders benannten. Auch europäische Wissenschaftler haben sich mit Deep Work beschäftigt. Prof. Hartmut Schulze, Leiter des Instituts für Kooperationsforschung und -entwicklung an der Fachhochschule Nordwestschweiz , sagt: „Unterbrechungsfreies konzentriertes Arbeiten ist der Schlüssel zu tiefgehenden kreativen Gedanken. Durch das gestiegene Tempo in der digitalen Welt erreichen wir ihn aber kaum noch, ohne uns diszipliniert zurückzuziehen. Wir dürfen diesen Zustand jedoch nicht vernachlässigen, sondern müssen Räume und Gelegenheiten schaffen, die Deep Work begünstigen.“

Unsere Tipps für Deep Work:

  • Feste Zeiten einplanen, abhängig von den anstehenden Aufgaben – zum Beispiel täglich zwei Stunden oder einen Vor- und Nachmittag pro Woche.
  • Ruhe finden: Der Arbeitsplatz soll ruhig und möglichst frei von Geräuschen sein.
  • Während der Deep-Work-Phase Smartphone ausschalten und außer Reichweite deponieren. Mailprogramm schließen, aus allen sozialen Netzwerken ausloggen.
  • Freizeit bewusst gestalten: Ein Buch lesen, Sport machen, Freunde treffen ist besser, als ohne Plan durchs Internet zu klicken.
  • Dranbleiben, Deep Work zur Gewohnheit machen – Konzentration ist eine Fähigkeit, die man trainieren kann.

Mehr zu Deep Work:

Cal Newport: Digitaler Minimalismus: Besser leben mit weniger Technologie. Redline 2019. 19,99 Euro

Cordula Nussbaum: Lass mal alles aus!: Wie du wirklich abschalten lernst. Gabal 2019. 17,00 Euro

Podcast:

Kreatives Zeitmanagement von Cordula Nussbaum. Arbeiten in der Höhle:

www.caveday.org

 

 

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