Hilfe auf der Straße

ArztMobil Hamburg, Foto: Susanne Döttling
ArztMobil Hamburg, Foto: Susanne Döttling

Das ArztMobil Hamburg ist ein Team aus Ärzten, Krankenschwestern und -pflegern sowie anderen engagierten Menschen, die auf der Straße notwendige medizinische Hilfe leisten. Sie alle handeln aus Überzeugung und ausschließlich ehrenamtlich. Die Fragen an die Geschäftsführerin Julia Herrmann stellte Christiane Martin.

Frau Herrmann, Was waren die Beweggründe für die Gründung von „ArztMobil Hamburg“?
Ende des Jahres 2016 haben wir festgestellt, dass eine eklatante medizinische Versorgungslücke für Menschen besteht, die auf der Straße leben. Wir wollten und wollen diese Lücke schließen. Deswegen haben wir uns zunächst mit nur beschränkter medizinischer Ausrüstung zu Fuß aufgemacht, um buchstäblich Nothilfe vor Ort zu leisten: Behandelt wurde auf der Straße, in Hauseingängen, auf Autohauben.

Heute sind Sie per Auto unterwegs …
Ja, zunächst hatten wir ein Maskenmobil, das zum Schminken von Schauspielern genutzt und von uns entsprechend medizinisch ausgestattet wurde, zur Verfügung. Und jetzt nutzen wir seit August 2019 zusätzlich ein vom Hamburger Spendenparlament, einem Verein, der für soziale Aktivitäten Spenden sammelt, finanziertes Fahrzeug.

Wir behandeln jeden, der Hilfe benötigt, kostenfrei, respektvoll und immer auf Augenhöhe.

Wo sind die Fahrzeuge im Einsatz?
Wir fahren gezielt Standorte an, die den Hilfesuchenden inzwischen bekannt und die hoch frequentiert sind. Beendet ist die Sprechstunde erst dann, wenn auch der letzte Patient versorgt ist.

Und wer genau sind die Menschen, die Sie behandeln?
Bei der medizinischen Versorgung geht es um Menschen, die auf der Straße leben; aber das Klientel ist bunt gemischt: Unter anderem suchen auch von Altersarmut Betroffene, Flüchtlinge und Drogenabhängige unsere Hilfe. Es sind genau diese Menschen, die häufig von der üblichen Regelversorgung abgeschnitten sind; sie haben kaum Chancen auf eine adäquate medizinische Versorgung – ob aufgrund fehlender Krankenversicherung oder der Scham, Arztpraxen aufzusuchen. In den meisten Fällen handelt es sich um chronisch oder akut kranke Menschen, denen ohne medizinische Versorgung schwerwiegende gesundheitliche Folgen drohen können. Das Team vom ArztMobil Hamburg setzt genau hier an: Wir behandeln jeden, der Hilfe benötigt, kostenfrei, respektvoll und immer auf Augenhöhe – ohne Nachweis von Krankenversicherung und Personalien und unabhängig von Herkunft, Geschlecht und Lebensweise. Wir handeln dabei ganz nach unserem Leitmotiv: Wer die Not sieht, muss handeln!