Das letzte Wort: Christoph Schlick im Gespräch

Das letzte Wort, Foto: Fotolia/Rawpixel.com
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Christoph Schlick studierte Rechtswissenschaften und Theologie in Graz, Salzburg und Rom. Er war über 20 Jahre Benediktinermönch. 2001 gründet er das Institut für Logotherapie und Existenzanalyse und 2014 das SinnZENTRUM in Salzburg. Schlick ist als Unternehmensberater und Coach tätig.

Herr Schlick, Sie beraten Firmen vom 20-Mitarbeiter-Betrieb bis zum internationalen Großkonzern. Auf was kommt es Ihnen besonders an?

Mir geht es zuerst immer um die betroffenen Menschen und nicht primär um Zahlen, Umsatz und Gewinn. Natürlich ist mir bewusst, dass auch gesunde Zahlen für den Bestand eines Unternehmens wichtig sind, doch erst, wenn es den einzelnen Menschen in einem Unternehmen gut geht, dann werden auch die Zahlen nachhaltig stimmen.

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Ihnen geht es immer auch darum, den Sinn des Lebens zu finden. Suchen bei Ihnen auch Unternehmen nach einer Form von Sinn?

In einem Unternehmen ist es oft nicht so einfach, das wirklich Sinnstiftende zu entdecken. Begriffe wie Vision und Leitbild scheinen etwas verbraucht zu sein, doch dahinter steht die Notwendigkeit in einem Unternehmen immer wieder klar zu bekommen, welches sind die „Werte“ die hier wirken, ja verwirklicht werden.

Besteht der Sinn für Unternehmen nicht vorrangig in der Suche nach profitablen Geschäftsfeldern, die auch langfristig zukunftsorientiert sind?

Vordergründig: Ja. Jedoch ist aus meiner Sicht ein Unternehmen erst dann wirklich erfolgreich, wenn es einen „Beitrag“ leistet – für die Welt, die Gesellschaft, für einzelne Menschen. Profit ist eine Größe, die für den Bestand eines Unternehmens total wichtig ist. Doch wenn es nur um Profit geht, werden Menschen auf der Strecke bleiben. Alle Unternehmen, die wirklich langfristig Bestand haben, schaffen eine gute Balance zwischen Profit und Verantwortung für die Menschen und die Welt.

Arbeiten und agieren die Menschen denn in sinn-orientierten Unternehmen anders?

Meine Erfahrung ist, dass in solchen Unternehmen Mitarbeiter mit viel mehr Freude und Begeisterung bei ihrer Arbeit sind. Dadurch steigern sich natürlich auch der Einsatz und die Identifikation mit dem Unternehmen. Als Folge ergeben sich auch eine erhöhte Produktivität und eine viel geringere Anfälligkeit für Erkrankungen oder andere Ausfälle. Oft sprechen wir über die sogenannte Life-Work-Balance, ein Begriff, den ich gerne in Frage stelle. Denn Vollzeit arbeitende Menschen verbringen einen großen Teil ihrer Zeit im Unternehmen: Ist das denn kein „Leben“? Kann ich Arbeit und Leben wirklich trennen? Wenn es gelingt, die Arbeitszeit als wertvolle und sinnvoll eingesetzte Lebenszeit zu empfinden, sind Menschen glücklicher und Unternehmen erfolgreicher.

Und wie definieren Sie dabei Erfolg?

Erfolg ist immer die Folge von etwas. So muss ich zumindest auf zwei Aspekte schauen: Was wird getan und was ist die Wirkung? Wenn beide Bereiche mit einem gesellschaftlich und ökologisch verantwortbaren, nachhaltigen Wertesystem in Einklang sind, werden die Faktoren sichtbar, an denen ich Erfolg messen würde: Zufriedenheit, Dankbarkeit, Gelassenheit und ohne Weiteres auch den finanziellen Erfolg und die dadurch erreichte Stabilität und Sicherheit.

Was raten Sie Absolventen, die in die Beratung einsteigen?

Ihr Klient kennt sein Unternehmen besser als Sie und weiß am besten um dessen Stärken und Schwächen. Versuchen Sie nicht alles besser zu wissen, sondern bieten Sie neue Blickwinkel an, um aus der oft eingelaufenen Betriebsblindheit herauszufinden. Potenziale (wieder) zu entdecken, Klarheit zu schaffen für Prozesse, Werte und dahinterliegende Visionen ist aus meiner Sicht ein Schlüssel zu einem gelungenen Unternehmenscoaching. Wenn Eigentümer, Mitarbeiter und Teams wieder spüren, wofür sie arbeiten, wird der Erfolg nicht ausbleiben.