Mehr als Schleifebinden

Anabell Hohmann, Foto: Douglas
Anabell Hohmann, Foto: Douglas

Anabell Hohmann, 24 Jahre, hat ein duales Studium bei der Douglas Holding absolviert. Heute arbeitet sie in der Parfümerie im Bereich Einkaufsservices.

„Darf ich Ihnen den Duft als Geschenk verpacken?“ Dieser Satz beschreibt meinen Start bei Douglas sehr treffend. Während der Oberstufe arbeitete ich an den Wochenenden und im Weihnachtsgeschäft als „Verpackungsfee“ in einer Iserlohner Filiale des Parfümerieunternehmens. Das Zupfen der traditionellen Douglas-Schleife, welches mir als Kind wie ein großes Mysterium vorkam, beherrsche ich heute nach zahlreich verpackten Geschenken aus dem Effeff. Außerdem erhielt ich im Rahmen meiner Aushilfstätigkeiten einen guten Einblick in die Prozesse eines Handelsunternehmens, und ich konnte mich über das Verpacken hinaus auch im Verkauf ausprobieren. Spätestens nach meinem ersten Weihnachtsgeschäft wusste ich, dass ich zukünftig in der Kosmetik- und Parfümbranche arbeiten wollte. Der Ansturm auf die Innenstädte ist in dieser Zeit enorm, und jeder sucht nach besonderen Geschenken für Familie und Freunde. Es war schön, den Kunden bei der Suche unterstützen zu können und zu sehen, dass so viele Menschen die Begeisterung für unsere Produkte teilen.

Zu meinem Glück ergab sich nach meinem Abitur die Möglichkeit ein duales Studium bei der Douglas Holding zu beginnen. Das praxisorientierte Studienkonzept besteht aus einer Ausbildung als Groß- und Außenhandelskauffrau und aus dem Studiengang Handelsmanagement an der EUFH (Europäische Fachhochschule) in Brühl. In abwechselnden Theorie- und Praxisblöcken durchlief ich diverse Abteilungen in den unterschiedlichen Sparten der Holding. So erhielt ich in den Praxisphasen beispielsweise einen Einblick in das Marketing von Christ, in die Buchhaltung von Thalia oder auch in die Logistikprozesse von Douglas.

Auf Reisen in Deutschland
Jede der Stationen war sehr lehrreich und interessant, mir jedoch nicht „vertriebsnah“ genug, und so wurde mir von meiner Ausbildungsleitung das Projekt „Regalplatzoptimierung“ vorgestellt. Im Zuge des Projektes reiste ich mit dem Projektteam durch Deutschland und räumte jeweils innerhalb von einigen Tagen die Regale des Duft- und Pflegebereichs um. Eine tolle Zeit, in der ich viel Neues gelernt habe.

Nach meinem Studium blieb ich bei Douglas. Ich arbeite heute im Bereich Einkaufsservices und verantworte das Thema Regalplatzierungsoptimierung, welches nun fester Bestandteil des Einkaufsprozess ist. Aber was bedeutet Regalplatzierungsoptimierung eigentlich? Aufgrund der großen Vielfalt unserer Produkte ist eine logische Strukturierung der Regale notwendig. Bei der Regalplatzoptimierung betrachte ich die unterschiedlichen Sortimentsteile einer Filiale und platziere die Duftlinien so, dass der Kunde das gewünschte Produkt eigenständig im Regal findet. Dazu nutze ich Kennzahlen wie Umsätze und Absätze von Produkten sowie Erkenntnisse zum Kaufverhalten aus Marktforschungen. Beispielsweise suchen Kunden beim Betreten eines Geschäftes nach Anhaltspunkten, an denen sie sich orientieren können. Dieser Anhaltspunkt ist oftmals der Duft, der bereits bei ihnen im Bad steht. Mit dieser Erkenntnis platziere ich Marken mit einer hohen Bekanntheit zu Beginn der Duftabteilung und stelle sicher, dass ich einen ersten Orientierungspunkt für den Kunden setze.

Wissen weitergeben
Im Gegensatz zu früher bereise ich nicht mehr so regelmäßig Filialen, sondern erstelle gemeinsam mit meinem Team sogenannte Planogramme, die von den Mitarbeitern in den Filialen umgesetzt werden. Natürlich versuche ich so oft wie möglich, Filialen zu besuchen, um direkt vor Ort zu optimieren, denn vom Schreibtisch aus lässt sich nicht immer alles planen.

Neben der Erstellung der Planogramme verfasse ich Schulungsunterlagen und unterrichte das Thema Regalplatzierung im Vertrieb. Eine Multiplikation des Wissens ist wichtig, da die Parfüm- und Kosmetikbranche immer häufiger Neuheiten lanciert, sodass die Regalplatzierung der Filialen mit jeder neuen Duftlinie angepasst werden muss. Bei uns zu Hause ist es ja nicht anders: Wir haben nur beschränkt Platz im Schrank, das heißt, wenn wir eine neue Bluse kaufen, müssen wir diese unterbringen und dafür eine abgetragene Bluse zu den Altkleidern geben.

Da die Regalplatzoptimierung nie Inhalt einer meiner Vorlesungen an der Uni war und nur ein Teilprozess eines großen Ganzen ist, machte ich im Rahmen eines Weiterbildungsangebots meines Arbeitgebers die Zertifizierung zur Category Managerin an der GS1 Academy und wurde in ein internes Nachwuchsförderungsprogramm aufgenommen.

Teamgeist ist gefragt
Wer bei uns anfangen möchte, sollte sich bewusst sein, dass wir ein stark service- und erlebnisorientiertes Lifestyleunternehmen sind. Dadurch ist meiner Meinung nach eine Affinität für Kosmetik und/oder Parfüm sowie Kundenorientierung in vielen Tätigkeitsbereichen unumgänglich. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Arbeit ist die Teamfähigkeit. Dies mag zwar in jeder Stellenausschreibung als Standardvoraussetzung genannt werden, öffnet einem aber auch bei uns die eine oder andere Tür. Nach einem Studium profitieren Einsteiger am meisten von dem Wissen, das Kollegen mit ihnen teilen.

Buchtipp der Redaktion

Thorsten Turrek:
Category Management im Multi-Channel-Retailing: Marketing und Marktverhalten.
VDM Verlag Dr. Müller 2008.
ISBN 978-3836473552. 49 Euro
Es ist heute wichtiger denn je, individuell auf den Kunden einzugehen und seine Bedürfnisse umfassend zu befriedigen. Für den Einzelhandel ist es von hoher Bedeutung diesen aktuellen Trend nicht zu verpassen. Das Category Management bildet hier unter den Gesichtspunkten moderner Marketingerkenntnisse eine Strategie, die versucht diverse Produkte im Zusammenhang mit anderen Waren zu kombinieren. Die Gestaltung, Anordnung und die Auswahl der Nachbarprodukte spielt eine übergeordnete Rolle.