Ausländische Absolventen in Deutschland: Herausforderungen einer internationalen Karriere

Sarah Chen, Foto: IUBH
Sarah Chen, Foto: IUBH

Immer mehr kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind auch auf ausländischen Märkten aktiv und könnten daher von einem internationalen Team profitieren. Trotzdem fällt es vielen Hochschulabsolventen aus Nicht EU-Staaten schwer, einen Job in Deutschland zu finden.

Das liegt allerdings nicht an mangelnder Motivation: Laut dem „Hochschul-Bildungs-Report 2020 – Jahresbericht 2015“ der Unternehmensberatung McKinsey und des Stifterverbandes möchten rund 80 Prozent der ausländischen Master-Absolventen Berufserfahrung in Deutschland sammeln. Dass das nicht so einfach ist, zeigt sich daran, dass gemäß der Studie ein Jahr nach demAbschluss noch mehr als ein Viertel von ihnen auf Arbeitssuche ist.

In China daheim, in der Welt zuhause

Auch Sarah Chen, eine 30-jährige Absolventin aus China, hat sich nicht so leichtgetan. Sarah kam nach Deutschland, um an der Internationalen Hochschule Bad Honnef Bonn (IUBH) zu studieren. Nach ihrem Master in International Management an der IUBH hätte sie auch in China einen guten Job finden können. Doch die Freunde lebten und arbeiteten längst über das ganze Land verstreut. „Das fühlte sich nicht mehr wie Zuhause an. Da dachte ich mir: In China daheim, in der Welt zuhause.“ Sie machte sich auf Jobsuche, erhielt jedoch anfangs wenig positives Feedback von den Unternehmen. „Vor allem, da ich keine Arbeitserfahrung vorweisen konnte und weder EU-Bürgerin bin noch fließend Deutsch spreche“, so Sarah Chen.

Hohes internationales Fachkräftepotenzial für KMU

Dabei stellen internationale Hochschulabsolventen laut der Initiative „Study & Work“ des Bundeswirtschaftsministeriums und des Stifterverbands vom Mai 2017 ein bislang wenig ausgeschöpftes Fachkräftepotenzial für KMU dar. Immerhin sind nach Angaben des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) über 12 Prozent der Studierenden an deutschen Hochschulen 2017 keine deutschen Staatsbürger. Gerade KMU könnten hiervon enorm profitieren: Im Zuge der steigenden Internationalisierung der Märkte und wachsenden Exportkapazitäten für Produkte und Dienstleistungen können Mitarbeiter mit einer internationalen Biografie vielfältige Möglichkeiten eröffnen.

Einbindung in hochkarätige Netzwerke

Dazu ist allerdings eine engere Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Hochschulen unabdingbar: Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) empfiehlt KMU deshalb, mit den Career Centern von Hochschulen in Kontakt zu treten und zu kooperieren. Doch wie der Hochschul-Bildungs-Report feststellt,
arbeiten nur 28 Prozent der Hochschulen regelmäßig mit Unternehmen zusammen. So ist es kein Wunder, dass für internationale Absolventen vor allem die Hochschulen interessant sind, die über gute Kontakte in die Wirtschaft verfügen und ihre Studierenden in hochkarätige Netzwerke einbinden.

Career Services: Unterstützung durch die Hochschule

Die IUBH unterstützt ihre Studierenden bereits von Anfang an: Die Studienanfänger werden von der Hochschule zu Seminaren oder Workshops rund um das Thema deutscher Arbeitsmarkt eingeladen, um den Start in die Karriere zu erleichtern. Der Career Service hilft bei allen Fragen rund um den Berufseinstieg und unterstützt auch die Absolventen. Mit über 2.000 Unternehmenskooperationen ist die IUBH gut vernetzt und bietet – neben der jährlich auf dem Campus in Bad Honnef stattfindenden eigenen Karrieremesse – Studierenden die Möglichkeit, weitere Karrieremessen zu besuchen sowie potenzielle Arbeitgeber im Rahmen von Exkursionen kennenzulernen.

Sarah hat von den Angeboten ihrer Hochschule profitiert. „Ohne das gute Netzwerk der IUBH wäre es viel schwieriger gewesen, an Vorstellungsgespräche zu kommen“, erzählt sie. Die Leiterin des Career Services, Susanne Dusel, am Campus in Bad Honnef habe ihr Kontakte vermittelt, sie beraten und – das sei am allerwichtigsten gewesen – sie motiviert. Doch solche Career Services gibt es längst nicht an allen Hochschulen; das Matching von qualifizierten internationalen Arbeitskräften und passenden Arbeitgebern ist also nach wie vor schwierig.

Für Sarah Chen hat sich die Unterstützung gelohnt. Sie arbeitet dank der Vermittlung durch die IUBH bei Kumpan Electric, einem Hersteller von Elektro-Rollern in der Nähe von Bonn, als Projektmanagerin und Koordinatorin zwischen dem Tochterunternehmen in Shanghai und der Zentrale in Remagen.

7 Tipps für die Jobsuche

  1.  Rechtzeitig mit der Jobsuche beginnen: Wer nach dem Studium in Deutschland arbeiten möchte, sollte spätestens im letzten Semester mit der Jobsuche beginnen.
  2. Überlegen, wo die eigenen Fähigkeiten liegen: Wichtige Fragen zur Selbsteinschätzung sind zum Beispiel laut DAAD:
    • Wer bin ich?
    • Was kann ich?
    • Was will ich?
    • Was ist möglich?
  3. Fremde Meinungen einholen: Man kann auch andere Menschen um eine Charakterisierung bitten. Der anschließende Vergleich zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung kann neue Perspektiven eröffnen.
  4. Deutsch-Kenntnisse verbessern: Die Chancen auf einen Arbeitsplatz in Deutschland sind meist deutlich besser, wenn gute Deutschkenntnisse vorhanden sind. Infos zu Deutschkursen sind über die Hochschulen zu bekommen.
  5. Überall suchen: Es gibt zahlreiche Jobportale in Deutschland u.a. Monster, StepStone, Jobware oder Indeed.com. Außerdem kann man sich bei der Bundesagentur für Arbeit informieren oder Zeitungsanzeigen durchforsten.
  6. Netzwerken: In der Arbeitswelt werden gute Netzwerke immer wichtiger. Es lohnt sich bereits vor dem Abschluss Praktika zu machen und Arbeitserfahrung zu sammeln. Theoretisches Wissen verbunden mit
    praktischer Erfahrung ist bei Unternehmen besonders gefragt. Auch persönliche Kontakte oder solche, die der Career Service der Hochschule vermitteln kann, sowie Empfehlungsschreiben können hilfreich sein.
  7. Lernen, mit Zurückweisung umzugehen: Obwohl man sich nach einer Absage zunächst schlecht fühlt und denkt, dass einen niemand einstellen will, darf man nicht aufgeben. Ob jemand Erfolg hat, hängt auch davon ab, wie er mit Rückschlägen umgehen kann. Daher: Nicht aufgeben!