Diplom bleibt Nonplusultra

Grafik: karriereführer
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75 Prozent der Bauingenieure verfügen laut einer bauingenieur24-Umfrageimmer noch über das Diplom. Bachelor-Absolventen benötigen oft ein gezieltes Training on the Job, um die nötige Berufsbefähigung zu erhalten. Von Fabian Hesse M.A., Redakteur des bauingenieur24 Informationsdienstes

Die Einführung der Studienabschlüsse „Bachelor“ und „Master“ kam vor gut 15 Jahren einer „Reform wider Willen“ gleich. Arbeitgeber fühlten sich in ihrer Ablehnung bestätigt, als sich im Laufe der Zeit herausstellte, dass die Befürchtungen, die Güte der Lehre würde unter der Änderung leiden, berechtigt waren.

In der Folge gewann das Diplom für jeden, der es besitzt, immer mehr an Wert. Unter den aktiven Bauingenieuren waren 2015 nach einer Umfrage des Berufsportals bauingenieur24 die „Diplomer“ deutlich in der Überzahl. Von 100 befragten Nutzern des Branchendienstes für Bauingenieure gaben 75 an, einen solchen Abschluss zu haben, davon waren 34 „Dipl.-Ing. (TH/TU/Uni)“ und 41 „Dipl.-Ing. (FH)“. 2012 waren es bei der gleichen Umfrage 80 Prozent. Somit verfügt aktuell lediglich ein Viertel der Branchenvertreter über einen der neuen Abschlüsse. Hierbei überwiegt wiederum der Master mit insgesamt 19 Prozent (M.Eng.: 11%; M.Sc.: 8%). 2012 lagen beide Abschlüsse noch gleichauf – bei jeweils rund zehn Prozent.

Das Ergebnis legt nahe, dass für eine erfolgreiche Berufstätigkeit die erweiterte Ausbildung, also das „Draufsatteln“ eines Masters nach dem obligatorischen Bachelor-Abschluss, als notwendig erachtet wird. Der geringe Anteil von nur sechs Prozent (B.Eng.: 4%; B.Sc.: 2%) an Bachelor-Bauingenieuren zeigt, dass der deutsche Arbeitsmarkt für die Berufsgruppe einen höheren Ausbildungsgrad verlangt.

Die Kritik an verkürzten Studienzeiten zu Lasten von Praxissemestern und einer allgemeinen Grundausbildung wurde in den letzten Jahren regelmäßig wiederholt. Die Unternehmen gaben dabei an, dass ein Bachelor lediglich ein „besseres Grundstudium“ darstelle. Auch heißt es, ein großer Teil der Ausbildung werde in das Berufsleben verlagert, wie durchgeführte Interviews mit Inhabern von Planungsbüros und Bauunternehmen belegen.

Vom Akkreditierungsverbund für Studiengänge des Bauwesens (AS-Bau) heißt es dazu: „Die Planungsbürosstellen seit jeher höhere Ansprüche an Bewerber als ausführende Unternehmen. Daher werden die neuen Studiengänge von letzteren eher als ausreichend empfunden.“ Bachelor-Bauingenieure hätten demnach beiden Bauunternehmen bessere Chancen als in den Ingenieurbüros.

Um in Zeiten großer Nachfrage die passenden Fachkräfte für sich zu erhalten, bieten sowohl ausführende Baufirmen als auch Planungsbüros Bachelor-Absolventen vermehrt ein gezieltes Training on the Job an. Gute Einkommensaussichten sind jedoch oft nur mit steigender Berufserfahrung und nach mehreren Arbeitgeberwechseln zu realisieren.