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Das letzte Wort hat: Florian Martens, Schauspieler

Wenn Florian Martens die Wahl zwischen einer Rolle als Bösewicht und der des Guten hat, würde er sich für Erstere entscheiden – das sind die spannenderen Rollen. Doch seine endgültige Bekanntheit erlangte er in der Rolle des Hauptkommissars Otto Garber in der ZDFReihe „Ein starkes Team“, für die er 2010 mit dem Bayerischen Fernsehpreis in der Kategorie „Bester Schauspieler in Serien und Reihen“ ausgezeichnet wurde. Und was nach einer bald 35-jährigen Bühnen- und Filmkarriere vielleicht ein wenig in Vergessenheit geraten ist: Seinen beruflichen Werdegang begann Florian Martens auf dem Bau. Die Fragen stellte Christoph Berger.

Florian Martens, Foto: Privat
Florian Martens, Foto: Privat

Florian Martens wurde 1958 in Berlin geboren. Er ist der Sohn der Schauspielerin Ingrid Rentsch und des Schauspielers Wolfgang Kieling. Von 1982 bis 1986 absolvierte er, ohne Abitur, ein Studium an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“. Es folgten Engagements an der Volksbühne Berlin und Gastauftritte an mehreren anderen Bühnen. 1986 gab er außerdem sein Filmdebüt. Seitdem wirkte er in an die 150 Produktionen mit.

Herr Martens, Sie kommen aus einer Schauspielerfamilie, wählten selbst den Weg in die Schauspiel- und Filmbranche und sind heute bekannt und erfolgreich. Vor dieser Karriere absolvierten Sie eine Lehre zum Baumaschinisten und arbeiteten fünf Jahre als Bagger- und Planierraupenfahrer auf Montage. Was reizte Sie an dem Beruf?
Relativ wenig. Eigentlich hätte ich gerne etwas mit Rennpferden gemacht, Berufsreiter war mein Traumberuf. Doch dazu fehlten mir die körperlichen Voraussetzungen, ich war zu groß und zu schwer. Dann habe ich mich bei allen Gestüten in der DDR beworben, bekam aber wegen meiner schlechten Zeugnisse von überall Absagen. Die Zeugnisse waren tatsächlich miserabel, ich war nicht gerade ein pflegeleichter Jugendlicher. Ich hatte die Schnauze voll und wollte überhaupt nichts mehr machen. Da bekam meine Mutter Panik. Und überhaupt ging es nicht, dass man in der DDR keinen Beruf ausübte. Sie besorgte mir dann die Stelle. Das war Zufall. Ich hätte auch Maurer oder irgendeinen anderen Beruf lernen können.

Was gab nach dieser Zeit den Ausschlag, doch in die Familienfußstapfen zu treten? Na ja, ich war vor allem auf Montage, arbeitete im Oderbruch und der Job hat mir leidlich Spaß gemacht. Auch die Typen waren okay. Hätte ich dort allerdings weitergearbeitet, wäre ich versackt. Ich bin dann noch eine Zeit lang in Berlin Beton gefahren, später einen Kras- Kipper bei Tiefbau und wusste, dass ich dies nicht mein ganzes Leben machen will. Damals ging ich auch schon immer ins Arbeitertheater und führte dort Sketche auf. Bei mir haben die Leute am meisten gelacht, und nach mir wollte keiner mehr auftreten. Der Theaterleiter sagte dann eines Tages, dass ich mich doch mal an der Schauspielschule bewerben soll. Da ich wegen meines Vaters, der damals einer der besten und renommiertesten Schauspieler war, wusste, dass man mit dem Beruf etwas erreichen kann, habe ich mich einfach beworben. Allerdings war der Termin für die Aufnahmeprüfung unter der Woche. Da mein Brigadier mir nicht glaubte, dass man Schauspiel studieren kann, gab er mir für die Prüfung nicht frei. Also bin ich während der Arbeitszeit in Arbeitsklamotten mit einem 24-Tonner auf den Hof der Hochschule gefahren und habe Romeo vorgespielt. Die lagen flach vor Lachen. Ich habe trotzdem bestanden. So habe ich angefangen zu studieren.

War das eine schwierige Entscheidung, Sie waren 24 Jahre alt, als Sie zur Schauspielerei wechselten?
Nein, überhaupt nicht. Ich dachte, wenn etwas von den Genen meiner Eltern in mir hängengeblieben ist, dann könnte das was werden.

Was raten Sie jungen Menschen, die heute vor ähnlichen Entscheidungen stehen?
Man sollte auf jeden Fall Lust auf das haben, was man macht und eine realistische Aussicht auf Eignung mitbringen. Meiner Tochter, die auch Schauspielerin ist, habe ich gesagt: Wenn Du den Beruf kannst und viel Glück hast, dann kann es Dein Traumberuf sein. Ansonsten wird es hart. Ich selbst hatte mir damals geschworen: Wenn ich nur unteres Mittelmaß bin, gehe ich zurück auf den Bau.

Von welchen auf dem Bau gemachten Erfahrungen können Sie heute noch zehren?
Von wenigen. Dass ich eine Planierraupe fahren kann, bringt mir heute nichts mehr. Genauso wenig die Führerscheine für schwere Fahrzeuge. Obwohl, einmal musste ich für eine internationale Produktion einen 40-Tonner steuern. Das war aber 30 Jahre nach meiner Arbeit auf dem Bau. Und das Fahrzeug hätte auch meine Oma fahren können: Man musste da nur noch auf einen Knopf zum Starten drücken und alles andere lief mehr oder weniger automatisch. Wenn ich auf etwas zurückgreifen konnte, dann war es auf die Sprache der Leute auf dem Bau. Außerdem denke ich, dass es mir gutgetan hat, Erfahrungen aus dem Leben gesammelt zu haben.

Stehen heute noch Bauwerke, an denen Sie mitgearbeitet haben?
Ich war einer von vielen Arbeitern beim Bau der Siedlungen Marzahn und Hellersdorf in Berlin. Und ich habe am Palasthotel in Berlin-Mitte Ende der 70er-Jahre mitgearbeitet. Das war damals ein Prestigeobjekt. Als das dann 2001 abgerissen wurde und ich die Abrissarbeiten auch gesehen habe, ich lebte zu der Zeit in den Hackeschen Höfen, war das ein sehr merkwürdiges Gefühl – das Gebäude wurde nur abgerissen, weil es dem Investor nicht gefiel. 22 Jahre sind doch kein Alter für ein Gebäude.

Wenn Sie noch einmal für einen Tag zurück in den alten Beruf gehen könnten: An welchem bekannten Bauwerk würden Sie gerne mitarbeiten?
Ich würde heute nicht mehr auf den Bau zurückkehren. Zum einen haben sich ja bestimmt die Anforderungen alle geändert, zum anderen war ich vor allem für Bodenarbeiten zuständig.

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