Wege aus der Nachwuchsfalle

Zahlreiche Branchen stehen vor dem zentralen Problem des Nachwuchskräftemangels – so auch die Bau- und Immobilienwirtschaft. Bauunternehmen schätzen den Fachkräftemangel sogar als großes Geschäftsrisiko ein. Zu Jahresbeginn 2021 nannten in der Umfrage der Deutschen Industrie und Handelskammer (DIHK) 67 Prozent der Bauunternehmen diesen als Risiko für die eigene wirtschaftliche Entwicklung. Zu Jahresbeginn 2010 waren es 21 Prozent. Wie Unternehmen dem Nachwuchsdilemma begegnen können, untersucht ein Forschungsprojekt an der Bergischen Universität Wuppertal.

Nane Roetmann ist Absolventin des berufsbegleitenden MBE Baubetrieb (www.baubetrieb.de) und derzeit als Vertriebsingenieurin bei LIST Bau in Nordhorn tätig. Zudem ist sie Promotionsstudentin an der Bergischen Universität Wuppertal. Unter der Leitung von Prof. Manfred Helmus forscht sie am Lehr- und Forschungsgebiet Baubetrieb und Bauwirtschaft gemeinsam mit Kolleg*innen zu diesem Thema.

Um mehr junge Menschen für die Bauleitung zu begeistern, entwickelt Nane in ihrem Forschungsprojekt zeitgemäße und flexiblen Arbeitsmodelle, insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen, denn als eine Ursache für den Nachwuchsmangel wurde die schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf identifiziert. Als weitere Ursache haben die Forscher das schlechte Image der Bauwirtschaft und der Tätigkeit der Bauleitung ausgemacht. Nane spricht als ehemalige Bauleiterin aus Erfahrung: „Viele Stunden, lange Fahrten von einer Baustelle zur nächsten, viel Dokumentation, „schmutzige Hände“, hohe Verantwortung – Vorurteile, die man in Verbindung mit der Tätigkeit der Bauleitung hört“, sagt Nane und führt weiter aus, dass dies nur zum Teil stimme. „Die Aufgabenbereiche sind sehr vielseitig und abwechslungsreich. Kein Tag ist wie der andere und man steht mit zahlreichen Projektbeteiligten im Austausch. Am Ende des Tages sehe ich das Ergebnis meiner Arbeit und das macht mich jedes Mal aufs Neue stolz.“

Bereits in ihrer Masterarbeit hat sich Nane damit beschäftigt, wie die Arbeits­situation von Baustellenführungskräften nachhaltig verbessert werden kann. In ihrem berufsbegleitenden Masterstudium hat sie selbst erlebt, wie schwierig es ist, Bauleitung und Studium zu kombinieren. „Hätte ich dazu noch eine eigene Familie gehabt, wäre das nicht unmöglich, aber eine echte Herausforderung gewesen.“

Das Studium hat sie mittlerweile erfolgreich absolviert. Das Thema jedoch hat sie nicht losgelassen, weswegen sie sich entschlossen hat, darüber zu promovieren. „Viele kleine und mittelständische Unternehmen sehen sich mit der Nachwuchsfalle konfrontiert. Es muss insgesamt ein Umdenken erfolgen, damit der Beruf in der Bauleitung mit dem Rest des Lebens vereinbar ist. Nur so werden Unternehmen langfristig ihren Bedarf an Führungskräften des Baubetriebs decken können“, erklärt Nane. Das Forschungsprojekt ist noch nicht abgeschlossen, die entwickelten Modelle müssen noch erprobt werden, aber diese klare Tendenz zeichnet sich bereits ab.

www.baubetrieb.de