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Das letzte Wort haben: Bettina Weiguny und Christina Sontheim, Autorinnen von „Machtgebiete. Was Managerinnen erleben und wie sie gegenhalten.“

Christina Sontheim-Leven ist Ex-SDAXVorständin,Karrierementorin und anerkannte Multiplikatorin für Female Empowerment. Bettina Weiguny ist als freie Wirtschaftsjournalistin, Publizistin und F.A.S.-Kolumnistin tätig. Die beiden Frauen haben gemeinsam mit Anna Sophie Herken – Ex-Allianz-Managerin, Multi-Aufsichtsrätin und heute Vorständin bei der GIZ – das Buch „Machtgebiete“ veröffentlicht: Darin berichten sie davon, wie Top-Managerinnen sich in den männlichen Machtgebieten an den Konzernspitzen gegen alltäglichen Sexismus und systemische Hürden behaupten. Von Vorurteilen gegen die Neue („Quotenfrau!“), blöden Sprüchen, unbedachten oder gezielten Fiesheiten, Mansplaining im Meeting und unfairen männlichen Allianzen. Die Fragen stellte Kerstin Neurohr

Wenn Sie an Ihre Zeit als Berufseinsteigerinnen denken – was hätten Sie sich damals gewünscht, an Unterstützung, an Vorbildern, vielleicht auch an klaren Ansagen?
Weiguny: Es hat an allem gefehlt. Chefredakteurinnen? Bis auf wenige Einzelfälle in der Geschichte – Fehlanzeige. Natürlich dachten meine Freundinnen und ich, wir können alles, uns steht die Welt offen. Aber dann kam das erste Kind und die meisten sind zu Hause geblieben, weil das das gängige Modell war und leider auch noch ist.

Sontheim-Leven: Zu der Zeit gab es leider wenige Frauen in Führung, oftmals „Queen Bees“, die es an die Spitze geschafft hatten und nun bissig diese Position verteidigten, statt anderen die Hand zu reichen und zu sagen: „Du schaffst das auch!“. Eine klare Ansage wäre an der Stelle auch die bittere Wahrheit gewesen, dass nicht mehr die gleichen Regeln wie im Studium gelten, dass es nicht mehr nur um objektive Leistung geht auf dem Weg zur Karriere, sondern auch um Sichtbarkeit, Politik und Netzwerke.

Mansplaining erleben viele Frauen, nicht nur im Meeting – ein extrem nerviges Phänomen. Haben Sie einen Rat an unsere männlichen Leser: Wann ist es besser, ruhig zu sein, um nicht als Mansplainer unangenehm aufzufallen?
Weiguny: Wann? Einfach: sehr häufig. Zuhören ist eine Gabe, die nicht allen Männern gegeben ist. Sie unterbrechen Frauen in der Regel drei Mal so häufig wie andersherum und sie reden in gemischten Gruppen viel länger als Frauen, auch wenn sie nicht mehr zu sagen haben. Sie wiederholen gerne Dinge, die Frauen fast wortgleich schon gesagt haben und unterschätzen häufig die Kompetenzen von Frauen. Wer sich und sein Auftreten in Meetings ein bisschen reflektiert, erkennt relativ schnell, wann er ins Mansplaining verfällt.

Dass Netzwerken wichtig ist, steht außer Frage – aber wie macht man’s richtig?
Sontheim-Leven: Geh‘ raus aus Deiner Bubble! Im Unternehmen: Geh zum Beispiel auch mal mit Kolleg:innen aus dem Nachbarbereich zum Essen. Schau, wo Branchentreffs sind, bringe Dich aktiv mit Deiner Expertise in die Diskussionen ein und lerne Keyplayer aus Deinem Fachgebiet kennen. Pflege Dein LinkedIn-Profil mit guten Beiträgen und vernetze Dich auch Online. Frage aktiv nach einer Mentorin, die Dich mit Ihren Erfahrungen aus dem Hintergrund begleiten kann. Wichtig: Im Idealfall hast Du ein Netzwerk aus Unterstützerinnen UND Unterstützern!

Im Buch schildern Managerinnen, Unternehmerinnen und Gründerinnen, mit welchen Strategien und Kniffen sie sich durchboxen – ist ein Rat dabei, den sie unseren Leser*innen mit auf den Weg geben möchten?
Weiguny & Sontheim-Leven: Wir geben da gerne unsere Lieblingstipps aus den Gesprächen weiter. Eine Vorständin meinte: „Zweifelt nie an Euren Fähigkeiten! Das tun schon die anderen.“ Eine andere meinte, sie habe sich bei ihrer Karriere an ein paar ganz einfache Regeln gehalten: „Ich stelle mich nie ans Flipchart, ich hole nie Kaffee, ich präsentiere meine Ergebnisse immer selbst.“ Sie ist heute im Dax-Vorstand.

Cover MachtgebieteBuchtipp

Anna Sophie Herken, Christina Sontheim- Leven, Bettina Weiguny: Machtgebiete. Was Managerinnen erleben und wie sie gegenhalten. campus 2025. 22,00 Euro.

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