Was macht eigentlich eine Feelgood-Managerin, Frau Bethge?

Magdalena Bethge, Foto: Bethge
Magdalena Bethge, Foto: Bethge

Feelgood-Manager? Von diesem Job haben bislang wohl die wenigsten gehört. Kein Wunder, diesen Beruf gibt es noch nicht allzu lange und zumindest in Deutschland auch nicht sonderlich oft. Ich werde daher häufig gefragt, was ich eigentlich genau mache und wie mein Alltag als Feelgood-Managerin aussieht. Von Magdalena Bethge, Feelgood-Managerin bei Jimdo

Das lässt sich jedoch nicht ganz so einfach beantworten, denn ich habe viele verschiedene Aufgaben, die sich ständig weiterentwickeln. Das ist einer der großen Vorteile meines Berufs – es gibt keinen Alltagstrott, im Gegenteil: Man kann sich stets vorwärtsbewegen und dank des völlig neuen Berufsfeldes auch viele eigene Ideen und Ansätze einbringen. Ganz allgemein kann man sagen, dass ich im Unternehmen dafür zuständig bin, dass sich jeder Mitarbeiter wohlfühlt und dass für alle ein gutes Arbeitsumfeld geschaffen wird. Darunter fallen die verschiedensten Aufgaben – von der Organisation der täglichen Joggingrunde über gemeinsame Teamaktivitäten bis hin zum Feedbackgespräch für unsere Mitarbeiter.

Mein Job war damals, vor etwa einem Jahr, nicht offiziell ausgeschrieben – er hat sich im Laufe der Zeit so entwickelt. Das Unternehmen Jimdo wurde 2007 von drei Freunden gegründet. Die Jungunternehmer entwickelten einen für jedermann geeigneten kostenlosen Webseiten-Baukasten. Ohne Vorkenntnisse und in wenigen Schritten lassen sich damit Online-Präsenzen erstellen. Die Software gibt es mittlerweile in elf Sprachversionen, sechs Millionen Webseiten wurden weltweit bereits damit erstellt. Im letzten Jahr hat das Unternehmen eine enorme personelle Wachstumsphase durchgemacht. Wir haben dabei festgestellt, dass wir auch mit 120 Leuten noch dieselbe Unternehmenskultur erleben wollen wie damals, als wir nur 50 waren. Um unsere Kultur auch den neuen Kollegen zu vermitteln, ihnen ein gutes Gefühl zum Start zu geben und auch allen anderen die Lust an der Arbeit zu erhalten, bin jetzt also ich da. Und meine Aufgabenbereiche entwickeln sich immer weiter: Ich bin Entertainer, Organisator, habe ein offenes Ohr für jeden, schaffe Raum für Begegnung und Feedback, unterstütze Mitarbeiter bei Konfliktgesprächen und vieles mehr.

Wir glauben, dass unser Erfolg zu einem großen Teil auf unserer Firmenkultur beruht: Wir legen viel Wert auf Miteinander und Teamfähigkeit und glauben daran, dass man ohne Spaß bei der Arbeit seinen Job weder gerne erledigt, noch dabei eine gute Leistung bringen kann. Das heißt nicht, dass wir hier um jeden Preis die Mitarbeiter bespaßen und mit Maßnahmen wie „Ab 20 Uhr gibt es Pizza für alle umsonst” möglichst lange bei der Arbeit halten wollen. Die Grundstimmung muss passen, und zwar auf ehrliche Art und Weise. Ich sorge dafür, dass das immer besser gelingt. Und auch für das Employer Branding ist ein Feelgood-Manager sehr wertvoll: In der heutigen Arbeitswelt sind viele Arbeitnehmer nicht mehr bereit, bis zum Burnout zu schuften, sondern das Arbeitsklima und -umfeld sind wichtige Kriterien für die Arbeitgeberwahl – da ist ein Feelgood-Manager ein positives Zeichen. Er signalisiert zukünftigen Angestellten, welche Kultur hinter dem Unternehmen steht.

Bei Jimdo gefällt mir besonders gut, dass die Grundstimmung positiv ist. Ich bin seit gut einem Jahr dabei, seitdem ist das Unternehmen gewachsen, und es kann nicht mehr jeder jeden so gut kennen wie früher. So wird es schwieriger, allen unseren „Spirit“ mitzugeben. Ich kann jedoch einen Teil dazu beitragen, dass es sowohl den alten als auch den neuen Mitarbeitern leichtfällt, aufeinander zuzugehen. Ich organisiere zum Beispiel verschiedene Mittags-Sportgruppen, regelmäßige Ausflüge zum Beachvolleyball, Lesungen, Party-Abende auf der Barkasse im Hamburger Hafen oder auch die sogenannte alljährliche „Klassenfahrt“ mit dem gesamten Team. Außerdem habe ich ein „Good-Book“ und ein „Bad- Book“ eingeführt, in das jeder Mitarbeiter sein positives oder negatives Feedback eintragen kann. Jeden Montag beim Teammeeting wird etwas aus beiden Büchern vorgelesen und an der Kritik gearbeitet. Zudem schaffe ich Raum für Begegnung. Neue Mitarbeiter spielen bei uns nach ein oder zwei Wochen mit mir das Mitarbeiter- Memory, um sich Namen und Aufgaben der Kollegen besser merken zu können. Damit jeder einmal mit jedem redet, lose ich bei „…und was ist mit Tee?” nach jedem Teammeeting fünf Personen aus, die anschließend zusammen einen Tee oder Kaffee trinken und eine Runde schnacken.

Mein Ziel ist es, die gute Stimmung hier im Team und das einmalige Arbeitsklima mithilfe von allen Kollegen weiter zu erhalten. Es müssen nicht immer klassische Arbeitsstrukturen und Leistungsdruck sein, die Unternehmen groß machen, es geht eben auch anders. Ich würde mir wünschen, dass in Zukunft immer mehr Firmen darauf aufmerksam werden und Wert auf ihre Unternehmenskultur legen.

Job-Steckbrief Feelgood-Manager

Ausbildung:
Derzeit gibt es keine geregelten Ausbildungswege oder speziellen Studiengänge, der Beruf hat noch Exotenstatus. Gute Chancen haben beispielsweise Wirtschaftswissenschaftler, die sich schon im Studium mit Personalwesen beschäftigt haben.

Voraussetzungen:
Davon abhängig, welche Aufgaben der Feelgood-Manager im Unternehmen übernimmt. Am wichtigsten sind Charaktereigenschaften wie Offenheit, Teamfähigkeit sowie Motivations- und Begeisterungsfähigkeit. Hilfreich sind außerdem Erfahrungen im Event- und Organisationsbereich, Konfliktmanagement, Sport und Coaching.