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Digital durch die 4-Tage-Woche

Die Vier-Tage-Woche, ist längst keine Utopie mehr. Vor allem auch, weil die Vorteile sowohl für Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber zu überwiegen scheinen – sie sich „rechnet“. Die Digitalisierung ist dabei Ursache und Möglichmacher in einem. Von Christoph Berger

Im Februar dieses Jahres sorgten Ergebnisse eines in Großbritannien durchgeführten Pilotprojekts zur Vier-Tage-Woche für große Aufmerksamkeit. Heraus kam dabei nämlich, dass sich die an dem Projekt beteiligten Mitarbeiter*innen – 61 Unternehmen hatten teilgenommen – ausgeruhter und motivierter fühlten. Außerdem fehlten sie seltener. 56 Unternehmen kündigten daraufhin an, die Vier-Tage-Woche nach Projektabschluss beizubehalten.

Auch in Deutschland halten viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine Verkürzung ihrer Arbeitswoche unter bestimmten Voraussetzungen für sinnvoll, wie eine im Mai 2023 veröffentlichte Studie der Hans-Böckler-Stiftung hervorbrachte. Demnach wünschen sich rund 81 Prozent der Vollzeiterwerbstätigen eine Vier-Tage- Woche mit entsprechend niedrigerer Wochenarbeitszeit. Knapp 73 Prozent gaben an, eine Arbeitszeitverkürzung nur bei gleichem Lohn zu wollen, acht Prozent der Erwerbstätigen würden ihre Arbeitszeit aber auch reduzieren, wenn dadurch das Entgelt geringer ausfiel. 17 Prozent der Befragten lehnen eine Vier-Tage-Woche ab, zwei Prozent haben ihre Vollzeittätigkeit bereits auf vier Tage verteilt.

Hätten die Beschäftigten einen Tag weniger zu arbeiten, würden sie den zusätzlichen freien Tag für sich selbst und ihre Familie nutzen. Ebenso würde mehr Zeit für Hobbies, Sport und ehrenamtliches Engagement zur Verfügung stehen. Die beiden Autorinnen der Studie, Dr. Yvonne Lott vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Stiftung und Dr. Eike Windscheid weisen zudem darauf hin, dass eine Vier-Tage-Woche bei gleichbleibendem Lohn keine grundsätzliche Hürde für eine Arbeitszeitverkürzung sei. Bisherige Forschungen hätten ergeben, dass Arbeitnehmer bei einer Vier-Tage-Woche produktiver arbeiten, wodurch ein Lohnausgleich kompensiert werden könne.

Für eine wirkungsvolle Umsetzung braucht es verbindliche Vertretungsregelungen, mehr Personal sowie eine angepasste Arbeitsorganisation.

Allerdings müssten bei einer Vier-Tage-Woche auch die Arbeitsmenge und die Arbeitsabläufe angepasst werden. Ansonsten könnte sich eine Arbeitszeitverkürzung negativ auf die Motivation und das Wohlergehen der Beschäftigten auswirken. „Für eine wirkungsvolle Umsetzung braucht es verbindliche Vertretungsregelungen, mehr Personal sowie eine angepasste Arbeitsorganisation, z.B. Erreichbarkeitsregeln im Kundenkontakt, und eine verringerte Arbeitsmenge, z.B. durch Automatisierungsprozesse“, schreiben Lott und Windscheid. Ein weiterer wichtiger Punkt: Mehr und verlässliche öffentliche Kinderbetreuung sei auch dann nötig, wenn künftig deutlich mehr Beschäftigte vier Tage die Woche arbeiten.

Dass die Vier-Tage-Woche auch und vor allem wegen der Digitalisierung möglich ist, sagten auch Teilnehmer*innen auf der von der Akademie für politische Bildung organisierten Veranstaltung „Arbeitszeitverkürzung als Grundlage eines neuen sozialen Modells?“. Demnach werden nämlich bestehende Arbeitszeitmodelle genau wegen der Digitalisierung vor enorme Herausforderungen gestellt. „Durch den technischen Fortschritt ist die Produktivität enorm gestiegen. Automatisierung und Rationalisierung ermöglichen es, mehr Arbeit im gleichen Zeitraum zu leisten“, heißt es in dem dazugehörigen Tagungsbericht.

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