Interview mit Ulrich Weiss

Der Familienunternehmer

Ulrich Weiss, Foto: Leonhard Weiss
Ulrich Weiss, Foto: Leonhard Weiss

Ulrich Weiss ist der Enkel des Firmengründers Leonhard Weiss. Schon als Kind verbrachte er mit seinem Vater viel Zeit auf Baustellen. Seit mehr als drei Jahrzehnten leitet der Ingenieur die Geschicke des traditionsreichen Bauunternehmens im Schwabenland. Im karriereführer spricht er über die Philosophie des Familienunternehmens, Qualifikationen der Nachwuchskräfte und die Zukunft des Baugewerbes. Die Fragen stellte Britta Hecker.

Zur Person

Der Enkel des Firmengründers Leonhard Weiss, Ing. Grad. Ulrich Weiss, ist Vorsitzender der Geschäftsführung des Bauunternehmens. Geboren 1943 in Göppingen, studierte er nach einer Maurerlehre Ingenieurwesen in Stuttgart. Anschließend arbeitete er zunächst bei der Firma Abele in Schorndorf, 1967 kehrte er zum Familienunternehmen zurück. Dort startete er als Bauleiter im Gleisbau. Zwei Jahre später übernahm er die Bereichsleitung und wurde persönlich haftender Gesellschafter der damaligen Leonhard Weiss KG.

Nach der Umstrukturierung wurde Ulrich Weiss stellvertretender Vorsitzender des Bereichs Gleisbau. 2003 wechselte er aus dem operativen Geschäftsbereich in den Beirat des Unternehmens. Zwei Jahre später kehrte er wieder als Vorsitzender in die Geschäftsführung zurück.

2004 erhielt Ulrich Weiss das Bundesverdienstkreuz am Bande. Der 63-Jährige ist verheiratet und hat zwei Kinder. Der Enkel des Firmengründers Leonhard Weiss, Ing. Grad. Ulrich Weiss, ist Vorsitzender der Geschäftsführung des Bauunternehmens. Geboren 1943 in Göppingen, studierte er nach einer Maurerlehre Ingenieurwesen in Stuttgart. Anschließend arbeitete er zunächst bei der Firma Abele in Schorndorf, 1967 kehrte er zum Familienunternehmen zurück. Dort startete er als Bauleiter im Gleisbau. Zwei Jahre später übernahm er die Bereichsleitung und wurde persönlich haftender Gesellschafter der damaligen Leonhard Weiss KG.

Nach der Umstrukturierung wurde Ulrich Weiss stellvertretender Vorsitzender des Bereichs Gleisbau. 2003 wechselte er aus dem operativen Geschäftsbereich in den Beirat des Unternehmens. Zwei Jahre später kehrte er wieder als Vorsitzender in die Geschäftsführung zurück.

2004 erhielt Ulrich Weiss das Bundesverdienstkreuz am Bande. Der 63-Jährige ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Haben Sie sich jemals etwas anderes vorgestellt, als im Bauunternehmen Leonhard Weiss zu arbeiten?
Nach meinem Studium war ich zunächst in einer anderen Firma im Bereich Konstruktion tätig. Mein Vater war nicht erfreut darüber. Für mich jedoch war es ganz wichtig, in einem anderen Unternehmen zu lernen. Im eigenen ist man doch immer „der Sohn vom Chef“. Aber ich bin natürlich mit der Firma Leonhard Weiss aufgewachsen und habe das Bauwesen schon von klein auf hautnah miterlebt. Für mich gab es nichts anderes.

Was ist das Besondere an einem Familienunternehmen?
Das ganze Unternehmen ist wie eine Familie. Wir halten zusammen, vertrauen einander und setzen aufeinander. Unsere Mitarbeiter verstehen sich als Mitunternehmer und sind in viele wichtige Entscheidungen eingebunden. Wir Gesellschafter saugen das Unternehmen nicht aus, sondern lassen die Gewinne größtenteils im Unternehmen. So ist Leonhard Weiss in der Lage, modernste Techniken einzukaufen und einzusetzen. Zudem bleibt das Unternehmen dauerhaft bankenunabhängig. Die Mitarbeiter erkennen dadurch, wofür sie arbeiten – jeder für den Erhalt seines Arbeitsplatzes und die Entwicklung des Unternehmens. Als Geschäftsführer verstehe ich mich als einen von 2600 Mitarbeitern.

Welche Meilensteine in der Geschichte des Unternehmens haben Sie erlebt und mitgestaltet?
Die 50er, 60er und 70er Jahre standen für das Unternehmen ganz im Zeichen der Mechanisierung. Die Schlagworte heute heißen: schnell, wirtschaftlich, termintreu. Diesen Anforderungen werden wir mit bestens geschultem Personal und modernster Maschinentechnik gerecht. Ein Beispiel: Unsere Schnellumbauzüge sind Fließbänder auf Rädern und garantieren das Einhalten kürzester Sperrzeiten auf Gleisstrecken. In diesem Bereich sind wir heute führend. In der Zeit der Mechanisierung haben wir frühzeitig angefangen, Maschinen zu kaufen, um unsere Leistungsfähigkeit maßgeblich zu erhöhen. Unsere Erfahrungen und Ideen haben wir bei den Herstellern eingebracht, gemeinsam umgesetzt und so die Weiterentwicklung der Maschinentechnik in allen Bereichen des Bauens vorangetrieben.

An welchen Großprojekten hat Ihr Unternehmen mitgewirkt?
Wir haben zum Beispiel bei vielen Großprojekten der Bahn mitgearbeitet. An der Bahnstrecke Köln-Rhein-Main haben wir 42 Kilometer Gleise gebaut. Die ICE-Strecke wurde 2002 eingeweiht. Das war schon eine große Herausforderung, die wir gemeinsam mit Partnern aus dem Mittelstand erfolgreich gelöst haben. Dann bauen wir mit an der Neubaustrecke Nürnberg- München – ein Projekt mit einem Volumen von 300 Millionen Euro. Und ich denke natürlich gerne an das Großprojekt Messe Stuttgart. Dafür waren mehr als zwei Jahre Bauzeit vorgesehen. Wir haben nur eineinhalb Jahre gebraucht. In so kurzer Zeit so viele Bauwerke zu erstellen – das ist schon sehr anspruchsvoll. Im Moment bauen wir unter anderem für BMW einen beispielhaften Windkanal.

Wie oft sind Sie selbst noch auf der Baustelle?
Der Kontakt und das Gespräch mit jedem Mitarbeiter im Haus sind mir wichtig. Ich besuche heute, wann immer es mir möglich ist, verschiedene Baustellen.

Auf welche Entwicklung im Unternehmen sind Sie besonders stolz?
Wir haben uns 1998 neu positioniert. Unsere Niederlassungsstrukur wurde in eine Spartenstruktur umgewandelt: Straßen- und Netzbau, Ingenieur- und Schlüsselfertigbau, Gleisbau und die Zentralen Dienste. Entgegen der Konjunktur hat sich unser Unternehmen nach oben entwickelt. Trotz der Strukturkrise am Bau haben wir in den vergangenen zehn Jahren unsere Mitarbeiterzahl gehalten beziehungsweise sogar geringfügig erhöht.

Wie sieht es mit dem Bedarf an Hochschulabsolventen aus?
Wir brauchen laufend Bauingenieure in allen Sparten, weil wir uns ständig weiterentwickeln. Bei uns arbeiten im Moment etwa 180 Bauingenieure. Wir brauchen Praktiker, Unternehmer, die wissen, worum es geht. Denn auf der Baustelle verdienen wir unser Geld.

Welche Qualifikationen schätzen Sie bei Berufseinsteigern besonders?
Es kommt immer auf die persönlichen Eigenschaften an. Jeder Mensch hat seine Stärken und Schwächen. Jeder hat einen ganzen Fächer an Begabungen, und die gilt es zu entdecken. Der Beruf des Bauingenieurs bringt den Umstand mit sich, jeden Tag mit Menschen umgehen zu dürfen. Dazu ist ein gesunder Menschenverstand erforderlich. Teamfähigkeit, Personalführung und gewisse rhetorische Fähigkeiten sind genauso gefragt.

Wie viel Wert legen Sie auf Auslandserfahrungen der Absolventen?
Das Baugewerbe wird immer internationaler werden. Deshalb ist es unerlässlich, dass die Nachwuchskräfte während der Ausbildung ins Ausland gehen. Mit der Öffnung der Grenzen hat sich auch unser Betätigungsfeld erweitert. Unsere Aufträge außerhalb Deutschlands machen inzwischen zehn Prozent aus. Wir arbeiten in Skandinavien, Rumänien, Tschechien, in der Schweiz, in Italien und neuerdings auch in Dänemark.

Wie sieht die Zukunft des Baugewerbes aus?
Meiner Ansicht nach hat die Strukturkrise im Baugewerbe die Talsohle durchschritten. Wir werden uns auch in Zukunft interessante Projekte suchen – je anspruchsvoller, desto besser. Ob Infrastrukturprojekte, Schienenwege oder Ingenieurbauwerke – es gibt genug zu tun. Bauingenieure werden immer gebraucht. Die Strukturkrise hat zwar viele abgeschreckt, Bauingenieurwesen zu studieren. Aber wie es jetzt aussieht, haben sie die besten Chancen, einen Arbeitsplatz zu finden und interessante Projekte zu betreuen.

Wird es in der Firma Leonhard Weiss einen weiteren Nachfolger aus der Familie Weiss geben?
Ja, mit Sicherheit. Leonhard Weiss soll auch in Zukunft ein familiengeführtes Unternehmen bleiben. Aus den Gesellschafterfamilien arbeiten heute bereits drei Söhne und Junggesellschafter in verantwortungsvollen Positionen.

Zum Unternehmen

Die Geschichte des Bauunternehmens, das Leonhard Weiss im Jahr 1900 gründete, beginnt mit dem Gleisbau. Nach dem Zweiten Weltkrieg kommen weitere Sparten hinzu. Heute ist das Unternehmen ein Komplettanbieter von Bauleistungen. Mit drei operativen Geschäftsbereichen, dem Straßen- und Netzbau, dem Gleisbau und dem Ingenieur- und SF-Bau (schlüsselfertiges Bauen), bedient das mittelständische Unternehmen sowohl regionale als auch überregionale Kunden.

Das Unternehmen hat zwei Standorte in Göppingen und Satteldorf sowie 13 weitere Niederlassungen bundesweit.

Bei Leonhard Weiss sind etwa 2600 Mitarbeiter beschäftigt.