Interview mit René R. Obermann

Der junge Dynamische

Seit 2002 gehört der 45-jährige Manager zum Vorstand der Deutschen Telekom, seit 2006 ist er dessen Vorsitzender. René Obermann spricht im karriereführer darüber, warum auch ein Manager nie ausgelernt hat und was man für eine erfolgreiche Karriere alles wissen muss. Die Fragen stellte Christiane Martin.

Zur Person René R. Obermann

René R. Obermann wurde am 5. März 1963 in Düsseldorf geboren. Nach seinem Abitur in Krefeld 1982 wurde Obermann von 1984 bis 1986 bei BMW in München zum Industriekaufmann ausgebildet. Danach gründete er 1986 ein eigenes Handelsunternehmen: die ABC Telekom mit Sitz in Münster. Die daraus entstandene Hutchison Mobilfunk GmbH führte Obermann von 1991 an als Geschäftsführender Gesellschafter, von 1994 bis 1998 war er Vorsitzender der Geschäftsführung.

Nach dem Verkauf seiner Anteile an Hutchison Mobilfunk wechselte Obermann 1998 als Geschäftsführer Vertrieb zur T-Mobile Deutschland GmbH. Im April 2000 wurde er Vorsitzender der Geschäftsführung. International übernahm er ein Jahr später als Vorstand European Operations and Group Synergies weitere Verantwortung für das europäische Geschäft der T-Mobile International AG & Co. KG.

Von 2002 bis Dezember 2006 war Obermann sowohl Vorstandsvorsitzender der T-Mobile International als auch Vorstand für den Bereich Mobilfunk im Konzern. Seit November 2006 ist er Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom AG.

Zum Unternehmen

Die Deutsche Telekom AG ist eine Aktiengesellschaft, die aus der Privatisierung des Telekommunikationsbereichs der staatlichen Deutschen Bundespost hervorgegangen ist. Sie vereint heute mit Ihrem Angebot die gesamte Palette der Telekommunikations- und IT-Branche – von Mobilfunk und Festnetztelefonie über Breitbandinternet bis zu komplexen Informations- und Kommunikationstechnologie-Lösungen für Geschäftskunden und ist Europas größtes Telekommunikationsunternehmen. Die Deutsche Telekom beschäftigt weltweit rund 243.000 Mitarbeiter und hat im Geschäftsjahr 2006 einen Umsatz von 61,3 Milliarden Euro erzielt. Der Hauptsitz des Konzerns ist in Bonn.

Herr Obermann, haben Sie ausgelernt?
Ich habe zwar bei BMW eine sehr gute Ausbildung machen dürfen und mehr als 20 Jahre Berufserfahrung gesammelt, aber ausgelernt habe ich noch lange nicht …

Welche Rolle spielen Ausbildung und Weiterbildung bei der Deutschen Telekom?
Aus- und Weiterbildung spielen bei uns eine entscheidende Rolle. Wir sind Deutschlands größter Ausbildungsbetrieb mit fast 12.000 Auszubildenden. Unser Unternehmen ist Vorreiter einer modernen Ausbildung und damit in Deutschland führend. Der Konzern bietet qualitativ hochwertige und am Markt sehr gut angesehene Ausbildung an. Darüber hinaus ist Weiterbildung eines der Kernelemente unserer Servicestrategie. Ein aktuelles Beispiel aus der Praxis: Unsere Führungskräfte durchlaufen bei uns eine Service-Akademie, wo sie über zwei Wochen, verteilt auf einen längeren Zeitraum, Service-Know-how in Theorie und Praxis vermittelt bekommen.

Welche fachlichen und persönlichen Qualifikationen sollte ein Hochschulabsolvent beim Start ins Berufsleben Ihrer Meinung nach bereits erworben haben?
Natürlich ist die entsprechende fachliche Qualifikation die Grundvoraussetzung. Den entscheidenden Unterschied macht aber für uns die Persönlichkeit des Bewerbers aus. Qualitäten sind für uns Engagement, Unternehmergeist, Pioniertum sowie Kunden- und Serviceorientierung. Erste Praxiserfahrungen während des Studiums sind uns wichtig. Als internationaler Konzern sind auch Auslandspraktika und Auslandssemester mit entsprechenden Sprachkenntnissen für uns sehr interessant.

Und welche Kenntnisse und Fertigkeiten kann man sich typischerweise im Berufsalltag erwerben?
Neben dem Erwerb des fachlichen Know-hows gilt je nach Aufgabenfeld: Kommunikationsfähigkeit, soziale Kompetenz, mit Widerständen umzugehen, Analysefähigkeit, Verantwortung übernehmen und Dinge zu Ende zu führen.

Welche Einstiegschancen bietet die Telekom für Hochschulabsolventen?
Als internationaler Konzern bieten wir Einstiegsmöglichkeiten für Trainees oder Direkteinsteiger, aber auch für Bewerber mit Bachelor- und Master-Abschlüssen. Und im Unterschied zu vielen anderen Unternehmen sind bei uns auch Fach- und Führungskarrieren für Hochschulabsolventen möglich. Allein in diesem Jahr werden wir rund 100 Nachwuchskräfte einstellen. Übrigens haben wir unser akademisches Nachwuchsprogramm neu aufgelegt: Mit 15 Monaten Dauer, einer leistungsorientierten Bezahlung und einem Einsatz von jeweils drei Monaten in unterschiedlichen Bereichen bieten wir einen variantenreichen Start ins Berufsleben.

In welchen Bereichen werden bei der Telekom verstärkt hoch qualifizierte Mitarbeiter gesucht?
Wir erleben aufgrund der Veränderungen am Markt und in der Branche einen Skill Shift, der uns wegführt vom technikzentrierten hin zu einem technologiegestützten Serviceunternehmen. Daher suchen wir auch verstärkt Fachkräfte beziehungsweise akademische Nachwuchskräfte in den sogenannten MINT-Bereichen: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Die Deutsche Telekom arbeitet eng auch mit Wissenschaftlern zusammen, zum Beispiel in den 2005 gegründeten Deutsche Telekom Laboratories. Woran wird hier aktuell geforscht und welche Rolle spielt das für die Telekom?
Mit der Eröffnung der T-Labs hat die Deutsche Telekom ihre Forschungsaktivitäten neu fokussiert. Durch ihre spezielle Organisation als Bestandteil des Konzerns – angegliedert an den Zentralbereich Produkt und Innovation – und als „An-Institut“ der TU Berlin vereinen die T-Labs das „Beste aus den beiden Welten“: Industrie und Wissenschaft. Sie bilden somit eine wichtige Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Konzern. Insgesamt forschen heute 150 Experten in interdisziplinären Teams an unterschiedlichen Themen. Die Labs beschäftigen Mitarbeiter der Deutschen Telekom und zahlreiche Angestellte der TU Berlin. Im Rahmen der Kooperation mit der Deutschen Telekom sind insgesamt vier Stiftungsprofessuren vorgesehen, von denen bereits zwei im Bereich „Intelligente Netze und Management verteilter Systeme“ sowie „Usability“ besetzt sind. Unsere Labs kooperieren auch mit der Ben Gurion Universität in Israel, wo etwa 100 Mitarbeiter an Forschungsprojekten arbeiten. Aktuelle Schwerpunkte liegen dabei zum Beispiel auf den Themen Internet-Fernsehen oder der Steigerung der Sprachqualität bei Telefongesprächen und -konferenzen. Ein Beispiel für eine tolle Entwicklung ist Virtual City Guide: Mithilfe eines per Mobiltelefon aufgenommenen Fotos wird es ermöglicht, Informationen über das fotografierte Objekt abzurufen.

Welche Erfindung der letzten 100 Jahre hat für Sie die Welt revolutioniert?
Die Internettechnologie – weil sie die Grundlage für das vernetzte Leben und Arbeiten heute bietet.

Und wenn Sie einen Blick in die Zukunft wagen: Was wird Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung für einen Konzern wie die Deutsche Telekom sein?
Die notwendigen Reformen gegen alle Widerstände so voranzubringen, dass wir dauerhaft wettbewerbsfähig sind, den bestangesehenen Service bieten und innovative Angebote für das vernetzte Leben und Arbeiten unserer Kunden machen.

 

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