Interview mit Dr. Manon Haccius

Die Ökologische

Dr. Manon Haccius, Foto: Alnatura
Dr. Manon Haccius, Foto: Alnatura

Schon immer wollte Dr.sc.agr.Manon Haccius beruflich etwas mit Tieren und Natur zu tun haben. Ihr Weg führte vom Studium in die Politik und 2000 ins Handelsunternehmen Alnatura. Dort ist sie zuständig für Personal, Qualität und Recht. Mit Meike Nachtwey sprach sie über die Freude an dem, was man tut, Bioprodukte und Gentechnik.

Zur Person

Manon Haccius wurde 1959 geboren und studierte Agrarwissenschaften an den Universitäten Göttingen, TU Berlin, Fort Collins (Colorado, USA) und Kiel. Nach ihrer Promotion 1986 arbeitete sie zunächst für die Verbände des ökologischen Landbaus, ab 1988 war sie Geschäftsführerin der AGÖL (Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau e.V.). Im Rahmen der IFOAM EU-Gruppe (International Federation of Organic Agriculture Movements) machte sie sich besonders stark für die Verordnung über die Öko-Tierhaltung, und ab 1998 war sie für fünf Jahre Mitglied des Beratenden Ausschusses Öko-Landbau bei der Europäischen Kommission in Brüssel.
Seit 2000 ist sie bei Alnatura zuständig für Qualitätsmanagement, Verbraucherservice, PR, Mitarbeiterentwicklung und Recht.
Manon Haccius geht in ihrer Freizeit gern spazieren, liest viel, besucht Ausstellungen und würde gern am Meer leben.

Frau Dr. Haccius, Ihr Berufsweg ist nicht unbedingt geradlinig verlaufen. Sie haben Agrarwissenschaften studiert, waren politisch tätig und sind jetzt in einem Handelsunternehmen Mitglied der Geschäftsleitung. Haben Sie sich Ihre Karriere so vorgestellt?
Nein, zu Anfang meines Studiums hatte ich gar kein konkretes Berufsziel vor Augen. Ich wollte immer etwas mit Tieren und Natur zu tun haben, das wusste ich, und ökologischer Landbau hat mich fasziniert. Doch damals gab es praktisch niemanden im universitären Bereich, der sich mit ökologischer Tierzucht und -haltung beschäftigt hat. Ich habe nach meiner Promotion im Fach Tierzucht in einem Ökolandbau- Verband eine Stelle bekommen. Von da aus war der Weg in die politische Arbeit nicht mehr weit. Vor gut sechs Jahren war dann Schluss mit der Verbandsarbeit, ich wollte wieder näher an der Praxis und am „realen“ Leben sein. Also bewarb ich mich bei Alnatura.

Formulieren Sie bitte die Firmenphilosophie von Alnatura in zwei, drei kurzen Sätzen.
Alnatura ist ein Naturkosthandelsunternehmen. Der Gründer Götz Rehn hat sich bewusst entschieden, nur Bioprodukte anzubieten, und zwar im Einzelhandel, weil hier die Möglichkeit besteht, das Angebot und vor allem die Art des Anbietens unmittelbar zu gestalten, und weil er so direkten Kontakt zu den Kunden hat. Beides ist ihm sehr wichtig: Das eigene Handeln soll sinnvoll sein und nachhaltig Sinn machen für Mensch und Natur. Daher lautet das Motto, das Alnatura lebt: Sinnvoll für Mensch und Erde. Das habe ich mir gerne zu eigen gemacht.

Bioprodukte sind zurzeit der Trend. Wird sich das weiter fortsetzen?
Bio ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Es gibt nur wenige Menschen in Deutschland, die gar keine Ökoprodukte kaufen. Bio ist Lifestyle, ist modern. Man muss sich nicht mehr – wie noch vor einigen Jahren – dafür entschuldigen, wenn man Bioprodukte konsumiert. Im Gegenteil, es gehört zum Leben dazu und ist ein Trend, der zunimmt. Zudem werden Bioprodukte immer einfacher verfügbar und die Vielfalt der Produkte ist mittlerweile enorm. In meinen Augen ist es ein sehr positiver Trend, der anhalten wird.

Und was halten Sie von der Gentechnik?
Die Antwort wird Sie nicht überraschen. Ich finde es empörend, wie versucht wird, technisch in unsere Naturgrundlage einzugreifen und nicht mehr reversible Veränderungen herbeizuführen. Wir können nicht überschauen, was wir damit auslösen, daher können wir es auch nicht verantworten. Außerdem ist Gentechnik nicht wirklich notwendig, im Bereich Agrar und Ernährung gibt es keinen vernünftigen Grund für gentechnische Manipulationen. Im medizinischen Feld allerdings sehe ich es anders; da geht es darum, einzelnen Menschen das Leben zu erleichtern und Schmerzen und Leiden zu lindern.

Als Naturwissenschaftlerin verantworten Sie die Bereiche Personal, Qualität und Recht bei Alnatura. Welche Zusatzqualifikationen mussten Sie für Ihren Job erwerben?
Das war alles „Training on the Job“. Agrarwissenschaftler werden ja so breit ausgebildet… Es gibt nichts, was sie nicht können. (lacht) Nein, im Ernst: Ich habe mich immer den Aufgaben gestellt, die auf den Tisch kamen, habe sie angenommen und erledigt. Dabei war und ist es mir wichtig, die Sicht auf das Entwickeln einer Lösung zu konzentrieren, die Lösung dann in die Tat umzusetzen und anschließend Regelungen und Verfahren zu finden, die effizient und nachhaltig sind.

Alnatura ist ein Handelsunternehmen für Bio-Produkte. Sind Ihre Mitarbeiter hauptsächlich aus ökologischen Fachbereichen?
Bei Alnatura arbeiten Menschen aus allen möglichen Fachgebieten: natürlich Kaufleute, aber beispielsweise auch Oekotrophologen, Geisteswissenschaftler, Biologen oder Agrarwissenschaftler. Uns ist es nicht so wichtig, aus welcher Fachrichtung die Mitarbeiter kommen, viel wichtiger ist die Motivation, mit der sie ihren Job bei uns angehen. Dabei wollen wir keine Traumtänzer, die falsche Vorstellungen von einem „Öko-Unternehmen“ haben. Für uns sind Grundwerte wichtig, wie zügig, verlässlich und sorgfältig zu arbeiten und offen für Neues zu sein. Unsere Mitarbeiter sollten dienstleistungsorientiert sein, schließlich sind ja die Kunden unsere eigentlichen Arbeitgeber. Natürlich müssen auch die Ergebnisse der Arbeit stimmen.

Welche Qualifikationen sollte ein Berufsanfänger aus dem Bereich Naturwissenschaften also mitbringen?
Auf jeden Fall sollte ein Berufsanfänger eine abgeschlossene akademische Ausbildung vorweisen können. Das zeigt, dass er (oder sie) etwas zu Ende bringt und dass er sich Beurteilungen von außen stellt, die für uns natürlich interessant sind. Darüber hinaus freuen wir uns, wenn jemand Praktika gemacht und damit bereits einen Einblick in die Berufswelt gewonnen hat. Aber auch hier gilt: Noch wichtiger ist uns, dass jemand wach, interessiert und beweglich ist. Dass er schlüssig argumentieren kann und dabei seine Umwelt im Blick hat. Er muss bereit sein, sich in den Gesamtzusammenhang einzuordnen und die übernommene Aufgabe mit Freude zu erledigen. Wir wollen niemanden, der sich nur selbstverwirklichen will.

Was raten Sie jungen Naturwissenschaftlern auf dem Weg ins Berufsleben?
Jeder sollte sich fragen: Was will ich wirklich tun? Der beste Rat, den mir ein Freund der Familie früh gab,war: Mach nicht schon einen Kompromiss bei der Berufswahl. Das rate auch ich. Jeder sollte sich überlegen: Was möchte ich tun und in welche Richtung soll es gehen? Möchte ich praktisch arbeiten? Oder lieber im Labor? Möchte ich mit Menschen zu tun haben? Oder lieber mit Zahlen? Was macht mir wirklich Freude? Denn das, was einem Freude macht, macht man meistens auch gut. Die Tätigkeit wird einem dann nicht langweilig und man wird immer noch besser darin.

Alnatura Produktions- und Handels GmbH

Meilensteine
1984 Gründung der Firma „Konzeption und Vertrieb natürlicher Lebensmittel Dr. Rehn“ in Fulda; 1986 Verkaufsstart von Alnatura Bio-Produkten in den Lebensmittelmärkten von tegut und den dm- Drogeriemärkten in Deutschland; 1987 Eröffnung des ersten Alnatura Super Natur Marktes in Mannheim.

Philosophie
Der Mensch ist als Kunde und Mitarbeiter Ziel und Grundlage des Unternehmens Alnatura. Alles Handeln orientiert sich an den Prinzipien: ganzheitlich denken, kundenorientiert handeln und selbstverantwortlich sein.

Slogan „Sinnvoll für Mensch und Erde“
Alnatura bietet Bio-Lebensmittel und Naturprodukte aus ökologischer Erzeugung an. Alnatura betreibt deutschlandweit 25 so genannte Super Natur Märkte mit rund 5500 Bio-Produkten und arbeitet darüber hinaus mit Produktions- und Vertriebspartnern zusammen.