Was macht eigentlich eine Werkzeugmaschinenbauerin, Frau Heller?

Karin Heller, Foto: Trumpf
Karin Heller, Foto: Trumpf

Eigentlich hätte ich Physik studieren sollen. Mir liegt das Theoretische, Analytische. Aber mittlerweise bin ich trotz meines relativ praxisnahen Studiums der Luft- und Raumfahrttechnik in einem Bereich gelandet, in dem ich meinen Analyse- und Simulationswahn ausleben kann: in der Grundlagenentwicklung von Trumpf Werkzeugmaschinen, Abteilung Prozess-Sensorik. Von Karin Heller

Zur Person

Karin Heller spürt Fehler in Laserschweißnähten auf.

Dort beschäftigte ich mich mit dem Thema Laserschweißen. Dieses Schweißverfahren ist beispielsweise im Automobilbau, aber auch in der Medizintechnik, im Anlagen-, Gehäuse- und Schiffsbau, in der Möbelherstellung und vielen anderen Bereichen immer weiter verbreitet. Denn es bietet entscheidende Vorteile: Das Schweißen erfolgt ohne Zusatzmaterialien – also ohne Schweißdraht oder Ähnliches – berührungslos und nahezu verzugsfrei. Das Ergebnis sind schöne, schmale und dabei sehr stabile Schweißnähte, die nicht nachbearbeitet werden müssen.

Aber auch bei den besten technischen Verfahren gibt es hin und wieder Fehler – und die sind mein Thema: Ich suche, finde und analysiere Fehler in der Naht. Durch Simulationen und Berechnungen nähere ich mich den Problemstellen und zeige Wege auf, wie sie mit Hilfe von Thermografiesensorik detektiert werden können. Das war schon Thema meiner Masterarbeit, für die es mich im Rahmen eines Deutschlandstipendiums der RWTH Aachen zu deren Kooperationspartner, meinem jetzigen Arbeitgeber, verschlagen hat. Ich habe mich dabei mit „Falschen Freunden“ beschäftigt – das sind Schweißnähte, die toll aussehen, bei denen sich die Bauteile aber unter der Oberfläche nicht wirklich miteinander verbunden haben. Da dieses Phänomen in Experimenten schwer zu untersuchen ist, kommt man hier mit Simulationen deutlich weiter. Für meine Promotion, an der ich seit Juli 2013 arbeite, habe ich die Untersuchung auf verschiedene andere Fehler ausgedehnt. Meine Arbeit hat dadurch einen sehr praxisnahen Bezug bekommen, denn ich bin an der Entwicklung eines konkreten Produkts beteiligt. Mit meinen Ergebnissen trage ich dazu bei, eine Thermografiesensorik zu entwickeln, die unsere Kunden bei der Qualitätskontrolle ihrer Produkte unterstützen soll.

Noch viel wichtiger ist mir persönlich aber die wissenschaftlich-theoretische Komponente: Ich habe einen Physiker als Betreuer, der mir zeigt, wie er und seine Fachkollegen sich Problemstellungen nähern. Nicht mit Experimenten, wie Ingenieure, sondern mit einem analytischen Blick für die Zusammenhänge und mit vielen Formeln und Berechnungen. Das ist die ideale Ergänzung zu dem, was ich im Studium gelernt habe, und ein Weg, für den ich mich ganz sicher noch lange begeistern kann.

Job-Steckbrief Werkzeugmaschinenbauer

Ausbildung:
Ingenieurstudium

Einstiegsmöglichkeiten:
Technisches Vorpraktikum, In- und Auslandspraktika, Werkstudententätigkeit, Abschlussarbeit, Direkteinstieg, Einstiegsprogramm, Promotion

Informationen:
www.vdw.de
www.vdma.org