Aus Big Data wird Smart Data

Foto: Fotolia/Trueffelpix
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Knapp zwei Jahre ist Dr. Volker Stümpflens Unternehmen Clueda alt. Seine Firma, eine Ausgründung aus der Helmholtz-Gemeinschaft, entwickelt eine Software, die aus der Datenflut des Internets in Echtzeit businessrelevante Informationen filtert. Aus Big Data wird somit Smart Data. Volker Stümpflen beschreibt den bisherigen Weg bis heute mit vier Worten: Es war viel Arbeit. Von Christoph Berger

Ein eigenes Unternehmen zu gründen, war für Volker Stümpflen nichts Besonderes. Schon seine Eltern und Großeltern hatten ihre eigenen Betriebe. Selbstständigkeit und Verantwortung zu übernehmen, war für ihn normal. Und doch verlief sein eigener Berufsweg erst einmal anders: Stümpflen studierte Chemie an der Universität Marburg und promovierte über organische Halbleiter. Es folgten eine Postdoc-Stelle an der TU Eindhoven sowie ein Traineeprogramm und eine mittlere Managementfunktion bei einem Telekommunikationsunternehmen. Im Jahr 2002 ging er zurück in den Wissenschaftsbetrieb, ans Helmholtz-Zentrum München. Schon damals interessierten ihn semantische Analyseansätze für Suchmaschinen, Suchergebnisse, die nicht nur eine eindeutige Relevanz für die gestellte Frage haben, sondern die auch miteinander verknüpft und präzise aufbereitet werden. Die Idee war geboren, die Familientradition doch noch gewahrt: Intelligente Daten sind das hinter Clueda steckende Geschäftsmodell von Volker Stümpflens Unternehmen, das er 2012 in München gründete.

„Unser Vorteil war, dass wir in den Helmholtz-Enterprise-Fonds aufgenommen wurden“, erzählt Stümpflen. Das Start-up erhielt eine Pre-Seed-Finanzierung. Das bedeutet: Stümpflen konnte mit seinem Team einen Prototypen seiner Software entwickeln, bevor er sich tatsächlich auf dem Markt behaupten musste. So hatte er auch Zeit, sich einen Marktüberblick zu verschaffen, was sich als sehr positiv erwies. War die Software zu Beginn noch auf den biomedizinischen Bereich ausgerichtet, erkannte Stümpflen schnell ihr Potenzial für die Finanzmärkte. „In der Finanzbranche bewegen Nachrichten Märkte. Hierzu schnell brauchbare und valide Analysen zu bekommen, kann ein enormer Wettbewerbsvorteil sein“, erklärt er. Die Software bezieht ihre Daten dabei aus allen erdenklichen digitalen Quellen: Text-, Video- und Audiodaten gehören dazu, auch E-Mails werden in die Analyse einbezogen.

Filmtipp

Der Software Campus hat ein Video veröffentlicht, in dem es um die Frage geht: Was braucht man, um ein Unternehmen erfolgreich zu gründen? Jetzt anschauen!

Doch bevor es richtig losging, schrieb Stümpflen einen Businessplan. Sein Rat: „Den Businessplan sollte man auf jeden Fall selbst erstellen und nicht delegieren – auch wenn die Verlockung groß sein sollte.“ Denn die Auseinandersetzung mit den Themen Finanzierung und Markteinführung des Produkts zähle zu den Hausaufgaben, die unbedingt selbst erledigt werden sollten. Überhaupt sieht Stümpflen es kritisch, Verantwortung an externe Dienstleister abgeben zu wollen. Gerade in der Startphase müsse man die Risiken selbst einschätzen können und im Griff haben – auch wenn die Einarbeitung in neue und fremde Themen enorm viel Aufwand bedeutet, der zur Arbeit am Produkt hinzukommt. Dazu gehören auch juristische Fragestellungen, zum Beispiel die der Firmierung. Bei Clueda entschied man sich für eine AG.

Bei seinem inzwischen auf 30 Mitarbeiter angewachsenen Team setzte Stümpflen von Beginn an auf einen Mix an jungen und erfahrenen Leuten: „Im Technologiesegment haben wir einen sehr großen Anteil an jungen Leuten. Für die Bereiche Marketing und Vertrieb hatten manche Kollegen bei ihrem Einstieg hingegen schon über 20 Jahre Berufserfahrung.“ Gerade von den erfahrenen Kollegen könne man sehr viel lernen und sich noch vieles abschauen, ist der Gründer, der auf Erfahrung baut, überzeugt. Statt Gründertreffen zu besuchen, an denen sich Unternehmen auf gleichem Entwicklungsstand austauschen, geht er demnach auch lieber zu Unternehmen, die schon einige Schritte weiter sind. „Ich will sehen, wie es die anderen gemacht haben. Das bringt mir und Clueda mehr.“ Dabei stellt er immer wieder fest, wie offen andere Unternehmen sind, wie gern sie Gründer unterstützen und ihnen helfen. Derzeit interessiert ihn vor allem, wie andere Unternehmen ihre Expansion ins europäische Ausland und die USA gemeistert haben – die nächsten selbst gesteckten Ziele für seine Firma.

Und vielleicht klappt dieser Schritt ja so gut wie der in Deutschland von der Pre-Seed-Phase in die eigentliche Gründung. Hier konnte Stümpflen von Beginn an die Baader-Bank vom eigenen Softwareprodukt überzeugen. Die Investmentbank wurde nicht nur Investor, sondern gleich auch der erste Kunde, worüber sich Stümpflen freut: „Es ist gut, einen Investor zu haben, der sich auch inhaltlich für das Unternehmen und sein Produkt interessiert.“ Gemeinsam wolle man den Weg der digitalen Revolution gehen. Denn im Bereich der intelligenten Daten sieht sich der Unternehmer Stümpflen durchaus als Pionier.

Infos für Gründer

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat die Internetseite „Gründungen und Unternehmensnachfolge“ eingerichtet. Dort sind zahlreiche Informationen für die eigene Unternehmensgründung zu finden – auch Fragen zur Finanzierung werden beantwortet:
www.bmwi.de/DE/Themen/Mittelstand/gruendungen-und-unternehmensnachfolge.html

Auch die Internetseite www.exist.de wird vom BMWi betrieben. Das Exist-Gründerstipendium sieht eine Förderung für Gründer aus Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen vor.