Recht 2.0

Foto: Fotolia/chin yong teh
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Neben den „Klassikern“ Promotion und Master of Laws (LL.M.) im Ausland erfreut sich auch der LL.M. an deutschen Hochschulen wachsender Beliebtheit. Mit dem Inlands-LL.M. werden Spezialkenntnisse auf solchen Gebieten des deutschen Rechts erworben, an denen die Juristenausbildung vorbeigeht. Zu den zukunftsträchtigsten dieser Rechtsgebiete zählt das Informationsrecht. Von Marc Menrath

Computertechnologie und Internet haben in den vergangenen 20 Jahren den Alltag vieler Menschen weltweit revolutioniert. Ob soziale Netzwerke, Software, Musiktauschbörsen, Online-Banking oder Internetshopping – die moderne Technik beeinflusst ganze Lebensbereiche. Das geltende Recht steht vor der Aufgabe, mit dieser Entwicklung Schritt zu halten und Lösungen für ständig neue, zuvor unbekannte Herausforderungen zu finden, etwa beim Datenschutz, der Computerkriminalität, der Vertragsgestaltung oder dem Urheberrecht. Das Gebiet, das grob formuliert die rechtliche Würdigung der Informationstechnologie von der Basisinfrastruktur bis hin zur Nutzung erfasst, lässt sich mit dem Oberbegriff Informationsrecht umschreiben.

Ein Jurist, der sich im Informationsrecht fortbilden will, sieht sich mit der Schwierigkeit konfrontiert, zunächst hinsichtlich der technischen Grundlagen auf sicheren Füßen zu stehen. Auch deshalb handelt es sich beim Informationsrecht trotz seines weitläufigen Umfangs um einen eigenen Mikrokosmos, welcher Jurastudenten oder Rechtsreferendaren üblicherweise verschlossen bleibt. In diese Nische kann ein Masterstudiengang im Informationsrecht stoßen, wie ihn die Heinrich- Heine-Universität Düsseldorf anbietet.

Der Masterstudiengang
Der Studiengang Informationsrecht in Düsseldorf ist ein zweisemestriger Weiterbildungsstudiengang, der berufsbegleitend ausgerichtet ist. Neben dem akademischen Grad des Master of Laws erwirbt der Studienteilnehmer mit erfolgreichem Bestreiten des Studienganges auch die theoretischen Kenntnisse für den Fachanwalt Informationstechnologierecht nach der Fachanwaltsordnung.

Der Studiengang unterteilt sich in insgesamt sechs Module, welche jeweils zwei Monate dauern: Im sogenannten interdisziplinären Modul werden zu Beginn technische und rechtliche Grundlagen vermittelt, an die im Fortgang des Studiums angeknüpft wird. Anschließend folgen nacheinander die drei Fachmodule im IT-Recht, Medienrecht und Telekommunikationsrecht. Im Modul IT-Recht dreht sich alles um die Rechtsfragen des Gebrauchs von Informationstechnologie insbesondere im Geschäftsverkehr. So kann Informationstechnologie einerseits dazu genutzt werden, Verträge abzuschließen (etwa per E-Mail oder bei eBay), sie kann aber auch selbst Gegenstand von Verträgen sein (zum Beispiel beim Kauf von Hard- oder Software oder beim Outsourcing von IT).

Stärker um die durch Informationstechnologie transportierten Inhalte geht es im Fachmodul Medienrecht. Die Teilnehmer lernen hier unter anderem, wo die Grenzen der Meinungs- und Kunstfreiheit bei Presseäußerungen sowie dem Verbreiten jugendgefährdender oder volksverhetzender Inhalte im Internet liegen, welche Risiken die Nutzung von Internettauschbörsen und Streaming-Portalen birgt und was eigentlich „Skimming“ und „Pharming“ sind. Das Fachmodul Telekommunikationsrecht deckt besonders den Bereich ab, der das Haupttätigkeitsfeld größerer IT-Rechts-Kanzleien bildet – nämlich regulatorische, kartell- und wettbewerbsrechtliche Fragestellungen im Telekommunikationssektor. Rechtsprobleme dieser Art bietet beispielsweise derzeit der Mobilfunkmarkt in Europa, der durch die Etablierung des Smartphones boomt.

Vorlesungen, E-Learning und Fallstudien
Passend zum zukunftsorientierten Rechtsgebiet findet die Vermittlung der Lerninhalte nicht nur auf altbewährte Weise in Vorlesungen statt, sondern auch in Form sogenannter E-Learning-Einheiten oder Fallstudien. Die Studenten haben beim E-Learning die Möglichkeit, am heimischen Computer den Stoff einer Vorlesung auf interaktive Weise zu erlernen. Bei der Fallstudie simulieren die Teilnehmer anhand eines konkreten Falles beispielsweise eine Vertragsverhandlung zweier Parteien mit gegensätzlichen Interessen, worauf sie sich zuvor in zwei Teams vorbereitet haben. Die ersten vier Module enden jeweils mit einer mehrstündigen schriftlichen Prüfung. Im fünften Modul müssen die Studenten an einem Seminar teilnehmen, während das sechste Modul schließlich die Anfertigung der Masterarbeit beinhaltet.

Aufgrund des nicht abnehmenden Interesses an Informationstechnologie und des unentwegten technischen Fortschritts im Bereich Computer, Internet oder Mobilfunk handelt es sich beim Informationsrecht um ein äußerst attraktives Rechtsgebiet für Nachwuchsjuristen. Besonders gute Chancen, ihren Platz in der Welt des Informationsrechts zu finden, haben diejenigen, die sich auch abseits juristischer Pfade im Computer- oder Medienbereich kreativ bewegen, zum Beispiel als Programmierer oder Journalisten. Doch auch für die anderen sieht es gut aus: Die Befragung früherer LL.M.-Absolventen in Düsseldorf ergab ein breites Feld möglicher Tätigkeiten für Informationsrechtler. Gefragt sind sie vor allem in Rechts-, Marken- oder Patentabteilungen von größeren Medien- und Softwareunternehmen, in Branchenverbänden sowie in IT-rechtlich spezialisierten Anwaltskanzleien.

LL.M. Informationsrecht

Den Masterstudiengang Informationsrecht bieten zurzeit nur folgende Universitäten in Deutschland an:
Universität Oldenburg: www.uni-oldenburg.de
Universität Düsseldorf: www.uni-duesseldorf.de