Ni hao China! Hallo China!

Foto: Fotolia/zhu difengL
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China zählt zu den wichtigsten Wachstumsmärkten der Zukunft. Was muss man als Anwalt mitbringen, um in der aufstrebenden Wirtschaftsmacht zu arbeiten? Was erwartet einen M&A-Anwalt? Und wie wichtig sind chinesische Sprachkenntnisse? Die beiden Juristen Christian Atzler und Daniel von Devivere berichten über ihre Erfahrungen im Fernen Osten.

Christian Atzler, Foto: Baker & McKenzie
Christian Atzler, Foto: Baker & McKenzie

Christian Atzler arbeitet seit 2009 als Anwalt bei Baker & McKenzie in Frankfurt am Main und berät Mandanten bei internationalen Transaktionen, vor allem mit China-Bezug. Von 2005 bis 2008 war er als deutscher Rechtsanwalt in Hongkong und Shanghai tätig. Er studierte Rechtswissenschaften in Passau und an der National Taiwan University in Taipei sowie Chinesisch am Mandarin Training Center in Taipei.

In eine fremde Kultur eintauchen, den eigenen Horizont sowie das fachliche Know-how erweitern und den Boommarkt China live erleben – viele Gründe sprechen dafür, als Anwalt eine Zeit lang im Reich der Mitte aktiv zu sein. Die Arbeit in einer ausländischen Kanzlei setzt sich im Wesentlichen aus zwei Bereichen zusammen: Zum einen berät man ausländische Mandanten bei ihren Tätigkeiten im Land („China Inbound- Geschäft“), zum anderen betreut man chinesische Unternehmen bei ihren Aktivitäten außerhalb des eigenen Landes („China Outbound- Geschäft“). Traditionell fokussierten sich ausländische Kanzleien in China bislang auf das Inbound-Geschäft. Die dortigen Anwälte unterstützen ihre Mandanten etwa bei der Gründung von Tochtergesellschaften in China, beispielsweise bei Joint Ventures mit chinesischen Partnern oder bei Akquisitionen von chinesischen Unternehmen durch ausländische Investoren. Weitere typische Betätigungsfelder umfassen beispielsweise die Verfolgung von Markenrechtsverletzungen oder die Gestaltung von Verträgen ausländischer Mandanten mit chinesischen Lieferanten.

Auch das Outbound-Geschäft spielt inzwischen eine große Rolle: Durch den Wirtschaftsboom im Reich der Mitte sind chinesische Investitionen im Ausland sprunghaft angestiegen. Chinesische Unternehmen interessieren sich hierzulande vor allem für mittelständische Betriebe, die über großes technisches Know-how verfügen. Darüber hinaus investieren chinesische Unternehmen sehr stark im Rohstoffbereich, etwa in Australien, Afrika oder Südamerika.

Daniel von Devivere, Foto: Baker & McKenzie
Daniel von Devivere, Foto: Baker & McKenzie

Daniel von Devivere ist wissenschaftlicher Mitarbeiter von Baker & McKenzie in Frankfurt am Main. Er studierte Rechtswissenschaften in Frankfurt und Chinesisch in Beijing.

„Brückenkopf“ im Wachstumsmarkt
Eines wird es einem ausländischen Anwalt in China nie: langweilig. Da das Land ein sehr dynamischer und weiter wachsender Markt ist, warten auf den Anwalt stets spannende und vielfältige Aufgaben. Besonders reizvoll ist es, dass ein ausländischer Anwalt in China als „Brückenkopf“ zwischen den verschiedenen Rechtsordnungen und Kulturen tätig ist. Dies zeigt sich häufig bei Verhandlungen zwischen ausländischen und chinesischen Unternehmen, wo Verhandlungsgeschick und kulturelles Verständnis unerlässlich sind. Interessant ist außerdem, dass das chinesische Zivilrecht aus historischen Gründen in vielen Bereichen stark an das deutsche Zivilrecht angelehnt ist. Verglichen mit einem US-amerikanischen oder englischen Juristen, fällt es daher einem deutschen Juristen leichter, sich ins chinesische Recht einzuarbeiten.

Besonders in größeren ausländischen Kanzleien spezialisieren sich Anwälte in China sehr früh auf ein bestimmtes Rechtsgebiet. Ähnlich wie in großen Kanzleien hierzulande gibt es auch in den chinesischen Büros eine Aufteilung in verschiedene Praxisgruppen, um dem immer höher werdenden Detailgrad der Gesetzgebung und Rechtspraxis gerecht zu werden. Der früher häufig anzutreffende, umfassend beratende ausländische „China-Anwalt“ ist heute in der Praxis kaum mehr zu finden.

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Sprechen Sie Chinesisch?
Wer mit dem Gedanken spielt, für einige Zeit im Wachstumsmarkt als Anwalt zu arbeiten, sollte sehr gute chinesische Sprachkenntnisse mitbringen. Die Erfahrung zeigt, dass zum Erlernen der Sprache ein längerer Aufenthalt im Land notwendig ist. Es versteht sich von selbst, dass man neben Chinesisch auch fließend Englisch sprechen muss. Auch Anwälten, die in Deutschland chinesische Mandanten beraten, helfen entsprechende Sprachkenntnisse weiter: Meist sprechen die Führungskräfte auf Mandantenseite kein Englisch, sodass man auf Chinesisch miteinander kommunizieren muss.

Die praktische Arbeit als ausländischer Anwalt ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass in vielen Fällen Gesetze und Regelungen unklar formuliert und sehr stark von der Umsetzung durch die Behörden vor Ort geprägt sind. Daher ist es üblich, bestimmte Vorhaben und Projekte vorab – auf allgemeiner Basis – mit den Behörden vor Ort zu besprechen, um ein Verständnis für die lokale Handhabung zu entwickeln. Das geschieht etwa im Rahmen eines Treffens oder Telefonats mit den Behörden, in dem man, ohne den Namen des Mandanten zu nennen, die Eckpunkte des Projektes erläutert und die wichtigen rechtlichen Auswirkungen bespricht. Auch dafür sind chinesische Sprachkenntnisse unerlässlich.

Landesinformationen

Größe: 9,57 Mio. km2
Einwohner: ca. 1,3 Mrd.
Hauptstadt: Peking
Klima: Chinas Klima wird überall mehr oder weniger vom Monsun beeinflusst, der im Sommer den Regen bringt. Darüber hinaus ist es überall, bis auf die küstennahen Gebiete, stark kontinental beeinflusst. Es reicht von extrem trockenem Wüstenklima über winterkaltes Nadelwaldklima bis hin zu tropischem Klima
Landessprache: Chinesisch (Mandarin)

Währung:
1 Euro (EUR) = 7,92 Chinesische Renminbi Yuan (CNY)
Stand: 21.8.2012

Flugdauer Direktflug:
Frankfurt/Main – Shanghai: 12 Stunden
Kosten: ab 900 Euro

Zeitverschiebung:
+ 6 Stunden

Aufenthaltsgenehmigung:
Die Aufenthaltsgenehmigung in Form des Visums ist an den Arbeitsvertrag gekoppelt und wird in der Regel vom Arbeitgeber in China organisiert. Ein Muss ist außerdem eine Registrierung bei den örtlichen Behörden innerhalb von 24 Stunden nach Ankunft.

Kosten für einen Aufenthalt:
2-Zimmer-Wohnung in der Stadtmitte mit günstiger Verkehrsanbindung in Beijing oder Shanghai: circa 700 Euro pro Monat.
Mittagessen in einem einfachen Restaurant : circa 6 Euro.