Marc Freukes, der Odenwald-Tipianer

Marc Freukes, Foto: privat
Marc Freukes, Foto: privat

Klassische Aussteiger sind selten geworden, doch ihre Sehnsucht nach unberührter Natur und fast grenzenloser Freiheit teilen auch heute viele Menschen. Marc Freukes hat den Traum wahrgemacht. Bevor er – nach eigenen Worten – ein Burn-out erlitt, stieg er aus seinem alten Leben als Golflehrer aus und zog Anfang 2014 in ein selbsterrichtetes Baumwollzelt, ein Tipi, mitten im Odenwald.

Obwohl er nach Minimalismus strebt, geht es ihm nicht darum, einen Steinzeitmenschen oder Indianer zu imitieren. Vielmehr will der Odenwald-Tipianer, wie er genannt wird, die Fertigkeiten der Naturvölker mit den Errungenschaften der Moderne verbinden und ein Leben führen, das im Einklang mit der Natur steht, anstatt sie zu zerstören. Seinen Lebensunterhalt verdient er mit dem Schreiben von Büchern und mit Outdoor-Kursen.

Herr Freukes, Sie leben seit fast vier Jahren im Wald in einem Zelt. Vermissen Sie nie den Komfort einer trockenen und warmen Wohnung?
Das Tipi ist zumindest halbwegs trocken durch eine zweite Decke, die ich hineingezogen habe und mein selbstgebauter Lehmofen macht es auch bei niedrigen Temperaturen mollig warm.

Warum genau wagen Sie dieses Experiment?
Zu Beginn des Projekts ging es mir darum, die Kosten des zivilisierten Lebens zu reduzieren, um Geld fürs Alter zu sparen, und einen Job zu finden, mit dem ich in der Nähe des Odenwaldes bleiben kann. Außerdem wollte ich das alte Leben und die Natur mehr in meinen Alltag integrieren und einen sinnvollen Beitrag leisten, indem ich Menschen zeige, wie einfach man leben kann und dass Verzicht kein Einschnitt sein muss.

Und was erreichen Sie damit?
Teil des Experiments ist, herauszufinden, wie viel ich zum Überleben brauche. Es ist befreiend wenig zu haben: getreu dem Motto: „Je mehr Dinge man hat, desto mehr haben einen die Dinge!“

Sie benutzen ab und an ein Handy. Ist das nicht gemogelt?
Da auch ich nicht komplett aufs Geld verzichte, bin ich darauf angewiesen den Kontakt zu Kunden so herzustellen wie sie es im 21. Jahrhundert gewohnt sind. Rauchzeichen waren bisher vergebens ;-) Auch die Moderne hat ihre Vorzüge, aber auf die Dosis kommt es an. „Wie viel Plastik, wie viel Handy, wie viel Technik brauche ich wirklich?“ ist eine meiner Leitfragen.

Also wollen Sie das Ursprüngliche, Natürliche mit dem Modernen verbinden – ist das sinnvoll?
Ich glaube, die Zukunft liegt in einer Mischung aus dem Neuen und dem Alten und der Erkenntnis, dass die lebenswichtigen Dinge nicht neu erfunden werden müssen, es geht nicht darum, die Zeit zurückzuschrauben.

www.wildniskurs.de

Gibt es etwas, das Sie Berufseinsteigern mit auf den Weg geben würden?
Nach langer Zeit auf sinnfreie Berufsjahre zurückzublicken, kann auch in die Depression führen. Gemeinnutz, Spaß und Sinn können Richtungsgeber bei der Berufswahl sein.

Und zum Schluss: Was ist denn Ihr Lieblingsessen und können Sie das auch im Wald kochen?
Mein Lieblingsessen ist: „4 P&C“, Penne-Pesto-Pute-Parmesan & Cashewnüsse, eine Eigenkreation aus Golflehrerzeiten.