„Viele machen einen großen Karrieresprung“

Foto: Fotolia/crazymedia
Foto: Fotolia/crazymedia

Die Frankfurt School of Finance & Management bietet für Ingenieure ein MBA-Programm an, mit dem sie sich fit für Führungspositionen machen können. Prof. Dr. Horst Löchel leitet das Programm. Im Interview erzählt er, warum der MBA die Ingenieure voranbringt und was sie bei diesem Studium erwartet. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Prof. Dr. Horst Löchel, Foto: Frankfurt School of Finance & Management
Prof. Dr. Horst Löchel, Foto: Frankfurt School of Finance & Management

Prof. Dr. Horst Löchel ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Frankfurt School of Finance & Management und dort Programmdirektor des MBA-Programms und akademischer Direktor des EMBA-Programms. Er lehrt und forscht über die Entwicklung der Weltwirtschaft mit einem Schwerpunkt auf China. Löchel ist zudem Gastprofessor für VWL an der China Europe International Business School (CEIBS) in Shanghai sowie Mitglied des Aufsichtsrates des Shanghai International Banking and Finance Institutes (SIBFI).

Herr Löchel, liegt der MBA für Ingenieure im Trend?
Wir beobachten tatsächlich, dass sich immer mehr Ingenieure für einen Managementstudiengang bewerben, weil man diese Fähigkeiten in einem technischen Studiengang eben nicht lernt.

Reicht es nicht aus, an der Hochschule nebenher die wichtigsten BWL-Kurse zu belegen?
Natürlich kann ein Ingenieurstudent Nebenfächer mit wirtschaftlichen Inhalten belegen oder entsprechende Seminare besuchen. Es macht jedoch einen Unterschied, ob man das nebenher macht oder sich in einem MBA-Studiengang ausschließlich mit Management-Know-how beschäftigt. Zumal es beim MBA nicht nur um funktionelles Wissen wie zum Beispiel das Rechnungswesen geht, sondern vor allem um Führungsfähigkeiten, Verhandlungstechniken, Konfliktmanagement oder auch Change- Management-Ansätze.

Was erwartet einen Ingenieur bei Ihren MBA-Studiengängen?
Ich definiere ein MBA-Studium gerne als eine Reise. Die Gruppe behandelt die Fallstudien gemeinsam im Klassenraum. Das Lernen findet hauptsächlich während des Kommunikationsprozesses statt und ist nicht zu vergleichen mit den Vorlesungen an den Hochschulen.

Bleiben die Ingenieure unter sich?
Nein, sie sitzen in diesen Gruppen zusammen mit IT-Spezialisten, Rechtsanwälten, Finanzexperten oder auch Naturwissenschaftlern. Das Geheimnis liegt in der Diversifikation: Jede Disziplin hat andere Ansätze, setzt andere Prioritäten.

Sie bieten zwei Arten, den Executive-und den Full-Time-MBA. Wo liegt der Unterschied?
Beim Executive-MBA setzen wir eine gewisse Managementerfahrung voraus, man sollte zudem mindestens seit fünf Jahren im Beruf stehen. Das Programm läuft größtenteils am Wochenende, sodass die Teilnehmer in der Regel voll weiter arbeiten. Der Full-Time-MBA richtet sich an Nachwuchs, der mindestens zwei Jahre Berufserfahrung besitzt. Managementerfahrungen sind hier noch nicht notwendig, wobei auch dieser Abschluss trotz seines Namens als Teilzeitstudium organisiert werden kann.

Welche Rolle spielen beim MBA geisteswissenschaftliche Diszplinen?
Der MBA verfolgt das Ziel eines ganzheitlichen Managementkonzepts, indem er die starke Trennung zwischen den Disziplinen aufhebt, die sich einerseits mit Gesellschaft und andererseits mit Wirtschaft befassen. Dennoch: Der MBA orientiert sich am Business, an den Unternehmen. Es geht also in der Regel nicht um die Volkswirtschaft, sondern um die Frage, wie man innerhalb eines Unternehmens erfolgreich Projekte umsetzt. Aber hier kommen eben auch Aspekte anderer Wissenschaften, jedoch auch ethische Fragen ins Spiel. Um es auf den Punkt zu bringen: Ein MBA wird nicht nur nach Lehrbüchern unterrichtet, sondern nach dem, was uns das Leben vorgibt.

Welche Rolle spielen ethische Fragen?
Durch die Finanzkrise ist das Thema Ethik weiter ins Zentrum gerückt. Es stellt sich die Frage, wie es gelingen kann, das Interesse eines Unternehmens mit dem Interesse des Gemeinwohls auszubalancieren. Und darum geht es auch in den Seminaren.

Dürfen die MBA-Studenten auf Unterstützung durch die Unternehmen hoffen, bei denen sie angestellt sind?
Bis zu zwei Drittel der Unternehmen unterstützen ihre MBA-Kandidaten, indem sie Freiräume schaffen, die Urlaubszeit anders organisieren oder den MBA mitfinanzieren. Das Motiv liegt auf der Hand: Die Unternehmen wollen, dass ihre Leute weiterkommen.

Klappt das denn auch? Gibt es eine Erfolgsquote?
Es gibt eine ausreichende Zahl von Absolventen, denen durch den MBA ein Karrieresprung gelungen ist. Zuletzt hatten wir einen Ingenieur, der vor dem MBA für kleinere Projekte zuständig war und heute einen deutlich höheren Verantwortungsbereich leitet. Ich würde schätzen, dass aus unseren Klassen mit etwa 40 Leuten rund ein Drittel bis die Hälfte einen wirklich deutlichen Karrieresprung nach oben macht.