Zur Kenntnis: Die Glücksministerin

Gina Schoeler, Foto: Marco Schoeler
Gina Schoeler, Foto: Marco Schoeler

Das Glück suchen oder von ihm gefunden werden? Bei Gina Schöler scheint beides irgendwie zuzutreffen. Inzwischen ist sie die erste „Glücksministerin“ Deutschlands. Und sie hat eine klare Mission: Glück und Lebensfreude spielerisch, humorvoll und kreativ ins Gespräch bringen und zum Umdenken und Mitmachen motivieren. Ihr „Ministerium für Glück und Wohlbefinden“ ist ein interaktives Kunstprojekt und die provozierende Metapher einer multimedialen Kommunikationskampagne.

Tagesordnungspunkt: Bruttonationalglück
Verteiler: Studierende und Absolventen
CC: Alle, die das Glück suchen
Ort: Mannheim
Datum: September 2016
Von: Gina Schöler

Meine Kommilitonen und ich bekamen Ende 2012 an der Hochschule Mannheim im Masterstudiengang Kommunikationsdesign die Aufgabe, eine Kampagne zu skizzieren, die in der Gesellschaft einen Wertewandel initiiert und gestaltet. Das kleine Land Bhutan war uns da eine große Inspirationsquelle: Dort wird Wohlstand am Wohlbefinden der Menschen anstatt am wirtschaftlichen Wachstum gemessen. Bruttonationalglück sozusagen. So genial wie einfach. Und wir fragten uns, wieso das hier nicht geht. Schon war die politische Metapher geboren, anhand der wir eine multimediale Kampagne kreierten: das Ministerium für Glück und Wohlbefinden.

Aus dem Semesterprojekt wurde die Masterthesis und schließlich mein selbst erfundener Beruf: Glücksministerin. Das Thema hat mich gepackt. Und ich habe gemerkt, was es bedeutet, Werbung für Werte zu machen. Mit diesem interaktiven Kunstprojekt bin ich seitdem freiberuflich tätig. Mit bunten Aktionen und Angeboten wie zum Beispiel Streetart oder interaktiven Workshops rufe ich dazu auf, gemeinsam das Bruttonationalglück zu erarbeiten.

Buchtipp

Cover Gina Schoeler: Das kleine Glueck
Gina Schöler: Das kleine Glück möchte abgeholt werden. 222 Anstiftungen vom Ministerium für Glück und Wohlbefinden. Campus Verlag 2016. 17,95 Euro

Bis dahin verlief mein Lebenslauf linear: Ausbildung, Bachelor, Master – wie man das ebenso macht. Doch inzwischen reagiere ich allergisch auf „Macht man halt so“. Und seitdem das Glück mich mit diesem Projekt gefunden hat – oder halt andersrum – hat sich viel für mich verändert. Ich habe mehrere Jobangebote abgelehnt, da ich dieses großartige Projekt weiterführen möchte. Zwar habe ich damit ein Stück Sicherheit aufgegeben, aber das bereue ich keine Sekunde. Das Wasser war kalt, in das ich gesprungen bin. Und es gab auch Momente, in denen ich ratlos und unsicher war. Bis ich gemerkt habe, dass ich loslassen muss und nicht verkrampfen darf. Denn Neues entsteht nicht von heute auf morgen. Es muss nicht immer ein „Entweder/oder“ sein – mit einem „Und“ kommt man oft viel weiter und kann dem Ganzen Zeit geben, sich zu entwickeln.

Eine Tätigkeit zu haben, die Sinn und Spaß macht, die einen erfüllt, die einem Kraft und Energie gibt, die herausfordert und immer wieder überrascht, das ist etwas Wunderbares. Unbezahlbar und sehr wertvoll. Man verbringt so viel Zeit mit „Arbeit“, dass diese glücklich machen sollte. Glück braucht eine Portion Mut – auch, um sich aus der bequemen Komfortzone herauszutrauen. Also traut euch, eigene Wege zu gehen! Schaut in euch hinein, welche Ideen, Träume und Visionen darauf warten, umgesetzt zu werden! Und seid mutig genug, diese zu äußern und auf vielfältige Weise umzusetzen!