Collien Ulmen-Fernandes im Interview

Collien Ulmen-Fernandes, Foto: Anatol Kotte
Collien Ulmen-Fernandes, Foto: Anatol Kotte

Collien Ulmen-Fernandes ist Schauspielerin, Moderatorin, Model und hat das Buch „Ich bin dann mal Mama“ geschrieben. 2011 heiratete sie den Schauspieler und Moderator Christian Ulmen, 2012 bekam das Paar eine Tochter. Ihre Karriere in der Film- und Medienbranche verfolgen die beiden auch als junge Eltern weiter. Im Interview verrät die 34-Jährige, wie das funktioniert – und warum ihr ein rührendes Facebook-Posting quer im Magen liegt. Die Fragen stellte André Boße.

1. Christian Ulmen und Sie sind ein gutes Team. Wenn es aber einmal Streit wegen beruflicher Pläne gibt, worum geht es dann meistens?
Wir arbeiten gerade gemeinsam an der Boulevardsatire „Starshine“ und das klappt sehr gut. Erstaunlicherweise waren wir uns bisher immer einig. Wenn man kreativ zusammen arbeitet, muss man den gleichen Humor haben.

Collien Ulmen-Fernandes Schauspielerin, Moderatorin und Model www.collienulmenfernandes.de

2. Abseits eines verständnisvollen Partners: Was ist weiterhin wichtig, um als Frau mit Familie die Karriere so zu verfolgen, wie man das möchte?
Ich denke, dass man das nicht so sehr am Geschlecht fest machen sollte. Väter können sich genauso liebevoll um Kinder kümmern wie Mütter. Dadurch, dass Christian und ich projektbezogen arbeiten und in einer besonderen beruflichen Situation sind, finde ich es schwierig, diese Frage allgemeingültig zu beantworten.

3. Mit Blick auf die Vereinbarung von Karriere und Familie: Welcher Kompromiss schmerzt rückblickend am meisten?
Wenn man arbeitet, ist man nicht beim Kind. Die Abwesenheit ist sowohl für Christian als auch für mich gleich hart. Der Elternteil, der gerade nicht beim Kind ist, vermisst es extrem, aber ganz auf die Arbeit verzichten wollen wir beide nicht.

4. Was sollte gesellschaftlich passieren, damit die Vereinbarung von Karriere und Familie für junge Frauen einfacher zu gestalten ist?
Ich habe das Gefühl, dass wir momentan noch nicht in einer gleichberechtigten Gesellschaft leben. Neulich ging ein Facebookpost eines jungen Mannes herum, ein Dankestext an Mütter, der hunderttausend Mal geteilt wurde. Er schrieb, es sei toll, dass die meisten Mütter arbeiten und trotzdem nebenbei den gesamten Haushalt schmeißen und sich mit einer Fürsorge um die Kinder kümmern, wie der Vater es niemals könne. Der Text war rührend geschrieben, ich fragte mich aber: Warum kümmert sich der Mann nicht genauso um den Haushalt und die Kinder? Ich denke, Frauen können die Gleichberechtigung zu Hause ruhig noch vehementer einfordern.

5. Wie würde sich Deutschland verändern, wenn mindestens die Hälfte der Top-Positionen in der Wirtschaft tatsächlich von Frauen besetzt wäre?
Ich habe in Produktionsfirmen und Sendern gleichermaßen mit männlichen und weiblichen Chefs zu tun. In unserer Branche sorgt das für eine schöne Themenvielfalt.

6. Ihre Tochter wird mitten in der Nacht weinend wach – Sie und Ihr Mann müssen beide am nächsten Tag voll arbeiten. Wer steht auf?
Wir legen uns die Termine so, dass wir nicht gleichzeitig sehr wichtige Jobs haben. Wenn ich am nächsten Tag ein wichtiges Casting habe oder eine Rolle spiele, bei der ich geistig fit sein muss, steht Christian auf. Wenn Christian wichtige Meetings hat, stehe ich auf.

7. Welche Kompetenz, die Sie als Mutter entwickelt haben, ist auch für Ihren beruflichen Werdegang wichtig?
Seitdem ich Mutter bin, komme ich wesentlich besser mit weniger Schlaf aus. Ich vermute, dass sich hormonell etwas verändert hat, das dafür sorgt, dass man auch mit vier Stunden Schlaf einigermaßen funktioniert.

8. Man sagt, ein Kind ändere alles. Stimmt das?
Auf jeden Fall! Meine Tochter ist das Einzige was mich ablenken und aufbauen kann, wenn ich nach einem nicht so guten Tag frustriert nach Hause komme.