„Veränderungen sind Dauerzustand“

Foto: Fotolia/Rawpixel
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Auch in der Versicherungsbranche ist der Wandel gegenwärtig. Für Axa-Personalchef Robert Szwedo schlägt daher in den Konzernen die Stunde der flexiblen und kommunikationsstarken Querdenker. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Robert Szwedo, Foto: Axa
Robert Szwedo, Foto: Axa

Robert Szwedo, 42 Jahre, ist Leiter Human Resources Management beim Axa Konzern in Köln, dem deutschen Ableger der internationalen Versicherungsgruppe Axa. Nach der Ausbildung zum Versicherungskaufmann studierte Szwedo berufsbegleitend BWL (mit Schwerpunkt Personal) an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie in Hannover.

Herr Szwedo, was muss ein Einsteiger in ein großes Versicherungsunternehmen heute mitbringen?
Inhaltliche Flexibilität, denn die Aufgabengebiete ändern und erweitern sich ständig. Einflüsse sind dabei neue rechtliche Rahmenbedingungen, die Digitalisierung sowie die Internationalisierung der Branche. Es kann also sein, dass Mitarbeiter innerhalb kurzer Zeit mit anderen rechtlichen Vorgaben und neuen Techniken arbeiten müssen. Ich darf als Nachwuchskraft daher nicht erwarten, als Mathematiker oder Aktuar einzusteigen und bis zur Rente den gleichen Job zu machen. Im Verlauf der Karriere wird man manches Mal nach links oder rechts schauen müssen. Veränderungen sind nicht die Ausnahme, sondern der Dauerzustand.

Welche Bedeutung hat hier der stärkere Wettbewerb, der in der Branche herrscht?
Der Wettbewerb prägt die Versicherungsunternehmen. Er setzt sie unter Druck, sich zu verändern, um am Markt zu bestehen. Treiber des Wettbewerbs sind die Kunden. Sie nutzen Vergleichsmöglichkeiten für Prämien im Internet und verlangen von uns Transparenz, weil sie gezielt wissen wollen: Wie setzt sich eine Prämie zusammen? Die „gemütlichen“ Zeiten, die man der Branche früher nachgesagt hat, sind vorbei.

Welche Fähigkeiten sind für Einsteiger wichtig?
Neben einer technischen Affinität sind sprachliche Kompetenzen bedeutsam. Die großen Versicherer in Deutschland sind alle internationale Konzerne, in denen es Schnittstellen zu Kollegen aus anderen Ländern gibt. Ohne Englisch kommt man da nicht weiter. Zudem sollte man Freude daran haben, sich auf andere Kulturen einzulassen.

Welche Rolle spielt die Kreativität?
Die Branche braucht Leute, die außerhalb der erprobten Kategorien denken. Leute, die Dinge hinterfragen und daraus neue Verbindungen herstellen, die dafür sorgen, dass das Unternehmen eine Idee besser ist als der Wettbewerber. Wichtig sind diese Fähigkeiten im Marketing, in der Produktentwicklung und im Produktmanagement. Aber auch in der IT kommt es darauf an, die technischen Möglichkeiten auf neue Art mit Verkaufsprozessen zu verbinden. Wir suchen Charaktere, die als Digital Natives Ideen dafür entwickeln, wie man die sozialen Medien für die Versicherungswirtschaft nutzt, wie man neue Zielgruppen identifiziert und anspricht.

Das sind Leute, die auch in anderen Branchen gefragt sind.
Ja, wir konkurrieren hier mit Unternehmensberatungen und anderen Unternehmen aus dem Sektor der Finanzdienstleistungen. Darum ist es entscheidend, dass wir mit Blick auf unsere Unternehmenskultur einiges zu bieten haben. Entsprechend wichtig ist uns die soziale Kompetenz unserer Mitarbeiter: Wir suchen Absolventen, die Spaß daran haben, in einer Konzernstruktur mit anderen zusammenzuarbeiten – und zwar auf Dauer, denn wir brauchen keine Bulldozer, die hier vier Jahre durchpreschen, dann ausgebrannt sind und bei den Kollegen keinen Respekt mehr genießen. Wobei eine gewisse Durchsetzungsstärke ebenfalls wichtig ist, denn natürlich orientiert sich die Branche weiterhin auch an Ergebnissen und Leistungen.

Wie groß ist die Vielfalt an Menschen in Ihrem Konzern?
Wir haben eine riesige Bandbreite, nicht zuletzt, weil wir sowohl Privatals auch gewerbliche Kunden bedienen. Wir versichern Unternehmen, aber auch Wälder, Windräder oder Photovoltaikanlagen – und in diesen Bereichen arbeiten Leute, die sich ein sehr spezielles Know-how angeeignet haben. Dabei ist es auch entscheidend, dass diese Experten in der Lage sind, ihr Wissen so aufzubereiten, dass auch andere es verstehen. Denn nur dann sind Diskussionen zwischen Experten unterschiedlicher Fachrichtungen möglich, die in der Regel zu den besten Lösungen führen.