„Quereinsteiger sind willkommen“

Interview mit Antonio Schnieder

Antonio Schnieder, Foto: Antonio Schnieder
Antonio Schnieder, Foto: Antonio Schnieder

Wie gefragt sind Nicht-BWLer in den Unternehmensberatungen, und bei welchen Themen können sie besonders punkten? Antonio Schnieder, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU), gibt Antworten. Das Interview führte André Boße.

Zur Person

Antonio Schnieder ist seit 2007 Präsident des BDU. Er war viele Jahre lang Vorsitzender der Geschäftsführung der Unternehmensberatung Capgemini Deutschland sowie Mitglied des globalen Vorstands der weltweit operierenden Unternehmensberatung. Seit 2011 ist er Vorsitzender des Aufsichtsrates von Capgemini Deutschland.

Herr Schnieder, wie gefragt sind Nicht- BWLer derzeit in den großen Unternehmensberatungen?
Sie sind willkommen – auch wenn derzeit Kandidaten mit BWL-Hintergrund oder Wirtschaftsinformatiker in der Regel noch gefragter sind. Dennoch: Die Branche hat gute Erfahrungen mit Quereinsteigern aus anderen Fachrichtungen als BWL gesammelt. Sie haben die Beratung belebt. Es gibt also guten Grund anzunehmen, dass Kandidaten aus anderen Richtungen als BWL weiterhin gute Perspektiven in der Beratung haben.

Mit welchen Fachrichtungen hat man die besten Chancen?
Im Bereich IT-Consulting natürlich Mathematiker. Diese sind dort schon so sehr Teil der Branche, dass ich sie gar nicht mehr als Quereinsteiger bezeichnen würde. Grundsätzlich funktioniert der Einstieg aber auch für Soziologen oder Germanisten, wobei die Bereitschaft vorhanden sein sollte, sich in betriebswirtschaftliche Themen einzuarbeiten.

Was empfehlen Sie in dieser Hinsicht?
Ein Aufbau- oder Ergänzungsstudium in dieser Richtung ist natürlich ideal. Je mehr Wissen die Kandidaten mitbringen, desto geringer ist der Einarbeitungsaufwand für die Unternehmensberatungen. Klar, dass damit die Chancen steigen.

In welchen Themen können sich Quereinsteiger aus den Geisteswissenschaften besonders einbringen?
Wenn es um Change Management oder Personalberatung geht, sind viele soziale und weiche Faktoren gefragt – wobei es heute kaum noch Mandate gibt, in denen diese Bereiche keine Rolle spielen. Bei diesen Themen kommt es dann weniger auf den betriebswirtschaftlichen Hintergrund an, sondern vielmehr auf die Frage, wie man Menschen motivieren und Mitarbeiter mit auf den Weg bringen kann. Daher finden wir in diesem Sektor viele Theologen, Psychologen oder auch Pädagogen.

Sind denn die klassischen BWL-Berater fit genug, bei diesen sozialen Themen mit den Quereinsteigern mitzuhalten?
Theoretisch ja. Sie haben an der Uni gelernt, wie sich die Wirtschaft wandelt oder wie moderne Führung aussieht. In der Praxis sieht das jedoch oft anders aus, sodass die Beratungsunternehmen ihren Nachwuchs zu Beginn in dieser Richtung intensiv begleiten, damit dieser nicht nur weiß, mit welchen Gesprächstechniken Menschen motiviert werden können, sondern diese auch anwenden kann.