Wissen gepaart mit Kommunikation

links: Felix Füllgraff, Foto: Markgraf; rechts: Betül H. Sali, Foto: Privat
links: Felix Füllgraff, Foto: Markgraf; rechts: Betül H. Sali, Foto: Privat

Betül H. Sali und Felix Füllgraff arbeiten beide als Bauleiter für ein bayerisches Unternehmen, das deutschland- und europaweit Bauprojekte abwickelt. Sie berichten von ihren ersten Projekten bei Markgraf sowie den damit verbundenen Herausforderungen und benennen geforderte Fähigkeiten, die im Studium nicht erlernt werden. Von Christoph Berger

Als Felix Füllgraff (30 Jahre, Bauleiter bei Markgraf) 2011 bei der Bayreuther Bauunternehmung Markgraf einstieg, war der Bau für ihn keine unbekannte Welt mehr. Der heute 30-Jährige hatte damals bereits eine Zimmererlehre sowie ein Bachelor- und Masterstudium im Bauingenieurwesen abgeschlossen, hatte für einige Zeit in Nigeria und auf deutschen Baustellen gearbeitet. Auf seinen heutigen Arbeitgeber stieß er schließlich über eine Anzeige im Internet. Er sagt: „Die darin beschriebenen Aufgaben klangen sehr interessant, die Unternehmensbeschreibung sehr sympathisch. All das bestätigte sich in dem späteren Bewerbungsgespräch.“ Gleich sein erstes Projekt führte er in Abstimmung mit seinem Projektleiter fast alleine. Es ging um einen Bau im Bestand: In einer Villa sollte der Keller für die Büronutzung tiefergelegt werden. Dazu mussten die kompletten Außenwände unterfangen und die Bodenplatte erneuert werden. Füllgraff verantwortete vier Monate lang die Ausschreibung, die Vergabe und die Ausführungen als Bauleiter.

Felix Füllgraff, Foto: Markgraf
Felix Füllgraff, Foto: Markgraf

An seinem derzeitigen Projekt arbeitet Felix Füllgraff schon länger: Seit Oktober 2012 begleitet er als Bauleiter in einem Projektteam einen Schlüsselfertigbau. Das bedeutet, dass von den Planungen über den ersten Spatenstich bis hin zur Schlüsselübergabe alles von einem Generalunternehmer organisiert wird. Daher sind auch viele Baubereiche in dem Projekt vertreten: Erdbau, Spezialtiefbau, Rohbau und Ausbau. Es geht um insgesamt 23.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche.

Diesmal wurde ihm schon ein Jungbauleiter zur Seite gestellt, der ihm assistiert. „Mir kommt es vor allem auf Fairness, gute Teamführung und Kostenbewusstsein an“, beschreibt er seine Arbeitsweise. Wenn ein Nachunternehmer gute Arbeit leistet, erkennt Füllgraff diese auch offen an. Doch genauso misstraut er dem Satz: „Passt schon.“ Den gibt es für ihn nicht, der widerspricht seinem Gründlichkeitsverständnis und somit seiner Verantwortung gegenüber seinem Arbeitgeber und den Kunden. Das bedeutet nicht, dass es auf der Baustelle nicht auch mal zu persönlichen Gesprächen kommen kann. „Ich versuche, den richtigen Mix zwischen geschäftlicher Professionalität und persönlicher Kommunikation zu finden“, sagt er zu seinem Anspruch.

Betül H. Sali, Foto: Privat
Betül H. Sali, Foto: Privat

Anders als Felix Füllgraff hatte Bauingenieurin Betül H. Sali (26 Jahre, Bauleiterin bei Markgraf) schon vor ihrem Einstieg Kontakt zu Markgraf. Im Frühjahr 2010 hatte sie bei der Bauunternehmung bereits ein 16-wöchiges Pflichtpraktikum absolviert, danach arbeitete sie als Werkstudentin dort weiter. Der 26-Jährigen gefielen die unterschiedlichen Aufgaben, das Lösen von Problemen und die Koordinationsarbeit. Und: „Es ist immer wieder spannend, was einen auf den Baustellen erwartet, da jeder Tag neue Herausforderungen mit sich bringt.“

Direkt nach ihrem Bachelorabschluss stieg sie als Bauleiterin ein. In ihrem ersten Projekt verantwortete sie zusammen mit einem Kollegen die Sanierung eines Wohnhauses. Sie erklärt: „Die Sanierung ist ein sehr schwieriger Bereich, über den man im Studium nicht viel lernt.“ Sie koordinierte die Nachunternehmer, handelte mit ihnen die Vertragsdetails aus, überwachte die technischen Ausführungen und war auch Kontaktperson für die Bauherren.

Dabei fiel ihr auf, wie wichtig neben all dem fachlichen Know-how ein Gespür für Menschen ist: „Die Kommunikation ist eine Gratwanderung. Es kommt auf die richtige Mischung zwischen Lernbereitschaft und Durchsetzungsvermögen an“, sagt sie. „Viele am Bau Beteiligte haben schon etliche Jahre Erfahrungen. Da kann ich noch eine Menge lernen.“ Andererseits muss sie auch ihre Entscheidungen vertreten und durchsetzen. Bisher hat sie diese Balance gut halten können: Mit einer offenen Persönlichkeit und Authentizität begegnet sie erfolgreich dem hin und wieder rauen Baustellenton.

In ihrem aktuellen Projekt ist Betül H. Sali abseits vom Baustellenleben – zumindest momentan. Seit Mai unterstützt sie die Projektleitung bei den Vorbereitungen zum Bau einer Wohnanlage in München. Sie nimmt an Vergabeverhandlungen teil, prüft Angebote, kommuniziert mit dem Kunden und erstellt Bauzeitenpläne. Doch irgendwann geht es in die Umsetzung all dieser Planungen – ab dem Innenausbau wird sie das Projekt wieder als Bauleiterin vor Ort verantworten.