Serieller Wohnungsbau

Foto: Fotolia/schulzfoto
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Deutschland braucht schnell mehr Wohnungen in einer vernünftigen Qualität, vor allem aufgrund der Binnenwanderung von Menschen aus den ländlichen Räumen in Ballungsgebiete und Schwarmstädte. Dazu kommt die Zuwanderung von Flüchtlingen. Unterschiedliche Quellen gehen von 350.000 bis hin zu 400.000 jährlich zu produzierenden Wohneinheiten bis zum Jahr 2020 aus. Dafür braucht es neue Produktionsweisen: zum Beispiel den seriellen Wohnungsbau. Von Christoph Berger

„Vielleicht produzieren wir bis zum Ende des Jahres 270.000 Wohneinheiten. Wir sind also von der tatsächlich benötigten Zahl an Wohnungen noch ein ganzes Stück entfernt“, sagt Dr. Heiko Stiepelmann, Geschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB) für den Bereich Wirtschaft und Recht. Eine Lösung, diese Kluft zu überwinden, sieht er in der Entwicklung von Prototypen, die dann in größerer Zahl deutschlandweit in Produktion gehen – weg von der bisher noch üblichen Einzelfertigung.

Die Rede ist vom seriellen Wohnungsbau. Mit dem Bau von Plattenbauten, habe dies laut Stiepelmann aber nichts zu tun: „Die Variabilität trotz Serie, die beispielsweise auch aus der Automobilindustrie bekannt ist, kann man auch im Wohnungsbau herstellen. Doch ein Stück Standardisierung braucht es“, erklärt er. Diese führt dann schließlich zu den benötigten Kosteneinsparungen und Quadratmeterpreisen, über die vertretbare Mieten darstellbar sind. Die Erkenntnisse darüber, wie der serielle Wohnungsbau funktioniert, sind da. Es gibt nicht den einen Weg der Umsetzung.

Make Space

Studenten der FH Potsdam aus den Bereichen Design, Architektur, Bau-ingenieurswesen und Medienwissenschaften entwickelten mit Partnern einen Prototypen für Wohneinheiten.www.make-space.eu

So basiert beispielsweise das unter „maxmodul“ firmierende Baukonzept der Firmengruppe Max Bögl auf einer sogenannten Raumzelle. Mit den Raumzellen können durch horizontale und vertikale Addition Gebäudekonfigurationen in nahezu unbegrenzter Vielfalt generiert werden. Das Unternehmen Goldbeck hat drei Nutzungskonzepte entwickelt. Die Basis dafür bildet das systematisierte Bauen mit eigenen, industriell vorgefertigten Elementen. Die Bauabläufe sind systematisiert und in hohem Maße standardisiert. Oder das von der Willi Meyer Bauunternehmung mit Architekten entwickelte Wohnkonzept NOW6. Dieses wird in Schottenbauweise aus Betonhalbfertigteilen errichtet.

„Seriell heißt nur, dass Entwürfe mehrfach realisiert werden“, sagt Stiepelmann. Durch die Entwicklung eines für die Serie notwendigen Prototypen, kommt der Planung, neben der Vorfertigung, natürlich eine ganz entscheidende Rolle zu. Es braucht ein variables Konzept. „Durch den hohen Grad der Vorbereitung bieten sich BIM gestützte Verfahren an“, weiß Stiepelmann – auch vor dem Hintergrund, die Daten im Übergang vom Bau in den Betrieb und das Betreiben mitzunehmen. „Das ist der nächste große Produktivitätsschub, den es in der Bauwirtschaft geben wird.“