Marhaba Abu Dhabi! Hallo Abu Dhabi!

Das Sheikh Zayed Desert Learning Centre in Abu Dhabi wird ein Informationszentrum über die Wüste. Wenn es im nächsten Jahr fertiggestellt ist, können sich Besucher dort über die Natur, Tierwelt und die Kultur der Beduinen informieren. Momentan befindet sich das Zentrum noch im Bau. Von Bjoern Albinus, Technical Manager bei Peri L.L.C., Vereinigte Arabische Emirate

Abu Dhabi ist in den letzten 30 Jahren rasant gewachsen und präsentiert sich daher mit moderner, markanter Architektur. Rund 800.000 Einwohner leben in der arabisch geprägten Stadt. Abu Dhabi liegt auf einer Insel, man sieht daher nahezu immer das Meer. Immer Wasser vor der Nase zu haben, ist für mich als Hamburger natürlich toll.

Seit April dieses Jahres lebe und arbeite ich im Emirat Abu Dhabi. Anfangs war das natürlich eine große Umstellung, es dauert schon eine Weile, bis man sich in dieser für uns Europäer völlig fremden Umgebung eingewöhnt hat. Das erste halbe Jahr verbrachte ich in einem Hotel. Da vermisst man natürlich auch mal die eigenen vier Wände. Seit September ist nun auch meine Familie hier, und wir haben ein Haus am Stadtrand gemietet. Meine bald dreijährige Tochter geht an drei Tagen in der Woche in den Kindergarten und schnappt schon die ersten englischen Worte auf. Die Freizeit verbringen wir in erster Linie am und im Wasser – mit unserem Hobby, dem Kitesurfen. Wir fühlen uns sehr wohl und genießen das immer schöne Wetter, auch wenn man sich ab und zu einen Regenschauer wünscht.

Meine Tätigkeit in Abu Dhabi ist sehr spannend. Ich arbeite gerade vorrangig an dem Großprojekt „Sheikh Zayed Desert Learning Centre“. Peri liefert für die Realisierung des Gebäudes die komplette Schalungslösung, also neben dem Material auch eine Vielzahl an Plänen sowie statische Berechnungen. Das Bauwerk zeichnet sich durch seine besonders komplexe Formgebung aus. Die dreidimensional gekrümmten Flächen sind eine große Herausforderung bei der Ausführung der Schalungen und Unterstützungen.

Ich bin zuständig für die Koordination aller Aufgaben – sowohl intern als auch extern. Meine Arbeit erfordert daher regelmäßige Absprachen mit allen Beteiligten. Der Zeitdruck ist natürlich sehr hoch, wie immer ist die Bauzeit extrem kurz. Um den korrekten Informationsfluss zu gewährleisten und alle anstehenden Aufgaben und Themen abzustimmen, bin ich häufig auf der Baustelle.

Im Arbeitsleben sind die Unterschiede zwischen den Kulturen deutlich spürbar. Ich war zwar bereits zuvor für meinen Job weltweit unterwegs, dennoch war die komplett andere Arbeitsweise eine der größten Herausforderungen. Ich habe hier mit sehr vielen, unterschiedlichen Kulturkreisen zu tun, insbesondere mit Indern auf der Baustelle. Doch genau das macht mir riesigen Spaß: mich auf die Menschen und deren Kultur einzulassen. Die Erfahrungen, die ich hier sammle, sind für mich beruflich als auch persönlich wirklich eine große Bereicherung.

Das Projekt selbst ist ein weiteres Beispiel modernster Architektur im Emirat Abu Dhabi. Es erinnert an die Verpflichtung des „Late Sheikh Zayed“ zum Erhalt der Natur, vor allem aber auch an die Bewahrung der Kultur der Vereinigten Arabischen Emirate. Das skulpturale Erscheinungsbild ist beeindruckend. Interessant ist aber vor allem auch der dahinterstehende Gedanke: Mehrere Niveaus innerhalb des Gebäudes symbolisieren die über Jahrtausende gebildeten Erdschichten und damit die geologische Entwicklung der Region. Die kulturelle Geschichte der Wüste wird nach Fertigstellung zudem in einer Ausstellung gezeigt. Hier sollen ursprüngliche arabische Traditionen präsentiert werden, man möchte den Besuchern das Leben der Beduinen nahebringen.

Das „Sheikh Zayed Desert Learning Centre“ wird zudem entsprechend des Estidama Zertifizierungssystems geplant und gebaut. Dieses System fordert einen sehr hohen Klimastandard. In die Bewertung fließen unter anderem die Wassereffizienz, der Energieeinsatz und die Umweltqualität ein. Berücksichtigt werden zudem die Randbedingungen: Passt das Gebäude in die es umgebende Infrastruktur, wie laufen die Prozesse in Planung und Bau?

Zur Verwirklichung hat sich ein Team international anerkannter Planer zusammengeschlossen. Eingesetzt werden beispielsweise aktive und passive energiesparende Systeme. So wird die Innenluft mittels Sonnenenergie abgekühlt und aufgewärmt. Die Lufteinlassschächte sind tief im Untergrund angeordnet. Dort wird die Luft vorgekühlt, bevor sie in das System eingespeist wird. Das gesamte Gebäude ist gen Norden ausgerichtet, was die Strahlungswärme verringert. Elektrizität wird mittels Photovoltaik auf dem Dach gewonnen, und Regenwasser wird gesammelt und zur weiteren Nutzung aufbereitet.

Das ist alles sehr interessant – auch, dass die Araber sich ihrer Geschichte sehr bewusst sind und das Thema Nachhaltigkeit eine so große Rolle spielt. Ich werde hier also ganz sicher nicht nur an der Verwirklichung dieses Projekts mitarbeiten, sondern auch als Besucher kommen, wenn das Gebäude im nächsten Jahr eröffnet wird.