Sprache und Gleichstellung: Herr Professorin, ich weiß was

Die langjährige Hochschulordnung der Uni Leipzig spricht von Professoren und schließt per Fußnote Professorinnen mit ein. Der Senat der Universität hat nun beschlossen, die Verhältnisse umzukehren. In der neuen Hochschulordnung soll von Professorinnen, Wissenschaftlerinnen und Doktorandinnen die Rede sein. Eine Fußnote stellt klar, dass damit auch die Männer gemeint sind.

An den Unis gab es schon viele Versuche, Gleichstellung „wörtlich“ zu nehmen. An einige erinnere ich mich noch aus meinem eigenen Studium: Den Schrägstrich habe ich als Standard erlebt, dann kam das große „I“  in Mode, zuletzt forschten gefühlte Hundertschaften von WissenschaftlerInnen nach geschlechtsneutralen Bezeichnungen wie „Studierende“.

Nun also das generische Femininum, wie die Fachfrau sagt. Ein Selbsttest: Guten Tag, mein Name ist Stefan Trees, ich bin Journalistin. Hm. Fühlt sich noch etwas ungewohnt an, tut aber gar nicht weh – und ist ohnehin nicht, was die Uni Leipzig bezwecken will. Hochschulrektorin Beate Schücking stellt nämlich in der SZ klar, „dass diese Neuerung auf den Alltag an der Universität und auf den universitären Sprachgebrauch keinerlei Auswirkungen haben wird.“ Also nix Herr Professorin, und doch ein Schritt, die überwiegend weibliche akademische Belegschaft sichtbarer zu machen. Damit folgt die Uni Leipzig dem Gedanken des Gender Mainstreaming, dem die Bundeszentrale für politische Bildung ein umfangreiches Dossier gewidmet hat.

In der Wirtschaft wird die Diskussion um Gleichstellung der Geschlechter im Ringen um Quoten sichtbar. Will man nun den durchaus erwünschten höheren Frauenanteil in Führungsgremien von Unternehmen über eine Quote erreichen oder nicht? Bereits die Diskussion scheint allerdings eine Veränderung zu bewirken. Das Beratungshaus PWC belegt in einer gerade veröffentlichten Analyse einen Anstieg des Frauenanteils in DAX-Aufsichtsräten von 13,4 Prozent Anfang 2011 auf 18,2 Prozent zum Stichtag Ende Mai 2012. Seitdem ist schon wieder ein Jahr vergangen, aktuellere Zahlen liegen aber noch nicht vor, zumal in 2013 laut PWC in zahlreichen DAX-Unternehmen Aufsichtsrats-Wahlen anstehen. Da kann sich also noch was bewegen.

Und bis dahin belebt auch der karriereführer weiter diese Diskussion. Im aktuellen karriereführer frauen in führungspositionen beispielsweise hat mein Kollege André Boße eben jene „gläserne Decke“ beschrieben, die es für gut ausgebildete Frauen im Unternehmen viel schwieriger macht, Karriere zu machen, als für die männlichen Kollegen. Davon weiß Katja Kraus im Interview für den karriereführer consulting zu berichten. Die heute 42-jährige saß acht Jahre lang im Vorstand des Fußballbundesligisten Hamburger SV. Dann wurde ihr Vertrag nicht mehr verlängert. Ihre eigenen Erfahrungen und die Gespräche mit Managern wie Politikern wurden zu ihrem ersten Buch: Macht – Geschichten von Erfolg und Scheitern.